12. Oktober 2018

VENRO-Gesundheitskonferenz: Passion for Global Health – from Rights to Strategies

Am 10.10. fand in Berlin die Konferenz zur globalen Gesundheit statt, mit Unterstützung der DAHW und ausgerichtet von VENRO, dem Dachverband der Deutschen Nichtregierungsorganisationen und weiteren zivilgesellschaftliche Organisationen. Ziel der Konferenz war, thematische Eingaben zu einer neuen Strategie zur globalen Gesundheit der Bundesregierung zu machen. Dies ist insbesondere deshalb von Bedeutung, weil Deutschland in diesem Politikfeld international zunehmend als wichtiger Akteur wahrgenommen wird.

Bereits vor mehreren Wochen ging dem für den Strategieprozess federführenden Gesundheitsministerium ein Positionspapier mit konkreten Forderungen zu welches von zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen gemeinsamen erstellt worden war. Nun sollte es darum gehen, die perspektive internationaler Interessenvertreter*Innen kennenzulernen und die bereits vorhandenen Forderungen darum zu ergänzen.
Unter Beteiligung von Vertreter*Innen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft  fanden Diskussionen und verschiedene Workshops statt. Dies unter den übergeordneten Themen:

  1. das Menschenrecht auf Gesundheit
  2. das Prinzip niemanden zurücklassen
  3. zivilgesellschaftliche Beteiligung und
  4. Kohärenz politischer Anstrengungen

Das Menschenrecht auf Gesundheit, also das Recht für alle auf ein erreichbares Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit, bildet die Grundlage dieses Austausches. Auch ist es das dritte der 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Engl.: Sustainable Development Goals; SDGs). Dieses lautet „Ein gesundes Leben für Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern“ und es verdeutlich: Um das Recht auf Gesundheit umzusetzen bedarf es eines Ansatzes, der weit über klassische medizinische Versorgung hinausreicht und Gesundheit als Querschnittsthema sämtlicher Entwicklungsdisziplinen aufgreift.

Im Workshop mit dem Titel „Inklusion und Verwundbarkeiten berücksichtigen. Flächendeckende Gesundheitsversorgung umsetzen“ wurden mit dem Regionalrepräsentanten der DAWH für Ostafrika, Herrn Ahmed Mohammed Eman, weiteren ReferentInnen aus Somalia und London und zahlreichen KonferenzbesucherInnen die für unsere Organisation wichtigen Themen Inklusion und vulnerable Personengruppen erörtert. Der Fokus lag hierbei auf der Fragestellung, wie praktische Erfahrungen in der Arbeit mit verwundbaren Personengruppen, wie z.B. Frauen und Kinder, Menschen mit Behinderungen,  Menschen mit stigmatisierten Erkrankungen und Menschen auf der Flucht, dazu dienen können, eine Gesundheitsversorgung zu entwickeln, die die Bedürfnisse aller abdeckt und tatsächlich niemanden zurücklässt. Hier konnte durch seine jahrzehntelange Erfahrung in der Arbeit mit an Lepra und Tuberkulose erkrankten Personen und geflüchteten Menschen Ahmed Mohammed erkenntnisreiche Einblicke in seine Arbeit vermitteln. Zugangsbarrieren und Stigmatisierung müssen abgebaut und Versorgungslücken geschlossen werden, wenn man jene erreichen möchte, die in Armut, Abgeschiedenheit und jenseits gesellschaftlicher Akzeptanz leben müssen.

Dadurch wurde der Nutzen des von der DAHW unterstützen ganzheitlichen Ansatzes deutlich, der Erkrankungen in Bezug zu ihren sozialen und ökonomischen Determinanten setzt und betroffene Personen in den Mittelpunkt aller Anstrengungen stellt. Als Ergebnis des Workshops konnten auf Grundlage des Austausches konkrete Empfehlungen formuliert werden. So wurde unter anderem Stigmatisierung als maßgebliche Zugangsbarriere benannt und dagegen gerichtet Maßnahmen als Bestandteil der neuen Strategie zur Globalen Gesundheit der Bundesregierung eingefordert.

Die Anwesenheit u.a. von Frau Staatssekretärin Maria Flachsbarth aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und von Herrn Staatssekretär Lutz Stroppe aus dem Bundesministerium für Gesundheit, sowie zahlreicher weiterer ministerieller MitarbeiterInnen verdeutlichte, dass es eine Offenheit gegenüber dem Thema universelle Gesundheitsversorgung existiert. Besonders im engen Austausch mit der Zivilgesellschaft wird die Wichtigkeit klarer für die Minister. Immerhin, eine zentrale Forderung in diesem Austausch ist es,  politische Anstrengungen zur Verbesserung der globalen Gesundheit  ressortübergreifend abzustimmen: Wenn einerseits im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit Anstrengungen zur Verbesserung der Lebenssituation (und Gesundheit) der Menschen in wirtschaftlich benachteiligten Regionen unternommen werden und zeitgleich Handelsvereinbarungen getroffen werden, die zum Nachteil ebendieser Personengruppen sind, muss sich etwas ändern.

Herr Stroppe sprach ohne Bezugnahme auf ein solches Beispiel mit Blick auf Staatssekretärin Flachsbarth von „sehr gut befreundeten“ Ministerien und (nicht näher benannten) befreundeten Ministerien. Im Publikum wurde diese Botschaft verstanden. Wir hoffen auf eine Vertiefung der Freundschaften zwischen den Ministerien und auf Berücksichtigung unserer weiteren Forderungen!