17. Dezember 2020

Tuberkulose- und Lepra-Ärztin Dr. Christine Schmotzer erhält Bundesverdienstkreuz

Dr. Chris Schmotzer im Gespräch mit einem Patienten in Pakistan. Foto: Bernd Hartung / DAHW

Tuberkulose- und Lepra-Ärztin Dr. Christine Schmotzer erhält Bundesverdienstkreuz

(Würzburg/Islamabad, 18.12.2020) – Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Deutschen Botschaft im Islamabad/Pakistan am gestrigen Donnerstagabend, verlieh Botschafter Bernhard Schlagheck im Auftrag des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und im Beisein des pakistanischen Gesundheitsministers Dr. Faisal Sultan das Bundesverdienstkreuz an Dr. Christine Schmotzer. Die Leiterin des Rawalpindi Leprosy Hospital widmete ihr ganzes Leben der medizinischen Behandlung von Patient*innen, die an Lepra, Tuberkulose, Augen- oder Hautkrankheiten leiden. Seit 1988 arbeitet sie eng mit der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. in Würzburg zusammen. Für ihre Expertise in der Behandlung der multiresistenten Tuberkulose und in der Lepra-Bekämpfung genießt die 65-jährige Ordensschwester in Pakistan und weltweit hohe Anerkennung und Wertschätzung.

„Dr. Chris“, wie die gebürtige Hersbruckerin liebevoll genannt wird, trat 1976 den Christusträger-Schwestern bei und schloss 1981 ihr Medizinstudium in Heidelberg ab. Als gynäkologische Fachärztin absolvierte sie in Addis Ababa/Äthiopien eine Fortbildung in Lepra-Kontrolle und wiederherstellender Chirurgie für Lepra-Patient*innen. Damit war die Grundlage gegeben, noch im selben Jahr als Ärztin in Rawalpindi/Pakistan für die Organisation „Aid to Leprosy Patients“ (ALP) tätig zu werden. Bereits 1993 übernahm sie die Leitung des traditionsreichen Lepra-Krankenhauses in Rawalpindi (RLH) und wurde 1995 Medizinische Direktorin von ALP. Seitdem verantwortet sie zusätzlich weitere Schwerpunkte des ALP-Programms wie die Augenversorgung, Dermatologie und Tuberkulose-Kontrolle.

Ihre Expertise bringt Dr. Schmotzer seit 1999 auch als Ansprechpartnerin für die Lepra in Pakistan bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein. Gleichzeitig wurde sie Mitglied der nationalen und provinziellen Gremien für Lepra- und TB-Kontrolle sowie der Augenversorgung in Pakistan. Die dazu erforderliche Zusatzausbildung absolvierte sie in London/UK, gefolgt von einer Fortbildung in „Management von Tuberkulose-Kontroll-Programmen“ in Leeds/UK. Nun konnte sie mit ihrem Team die Tuberkulose-Arbeit im RLH starten, das bereits 2001 zum staatlich anerkannten Behandlungszentrum für TB erhoben wurde. Die Zunahme der multiresistenten Tuberkulose (MDR-TB) veranlasste Dr. Schmotzer zu einer weiteren speziellen Ausbildung, um die mit herkömmlichen Antibiotika nicht mehr behandelbaren Patient*innen medizinisch betreuen zu können. Infolge dieser Qualifizierungen konnte das RLH in kürzester Zeit im Jahr 2011 als eines der ersten Krankenhäuser in Pakistan als „Behandlungszentrum für MDR-TB“ zertifiziert werden.

Ihre vielseitige Erfahrung und fachliche Kompetenz brachte sie mit dem Start eines weiteren Projektes zur Früherkennung der Lepra ein: In „Skin Camps“ können sich Menschen in von Lepra betroffenen Gegenden mit unterschiedlichsten Hautproblemen und -veränderungen kostenlos untersuchen lassen. Ein erfolgreiches Konzept, um die Stigmatisierung der Lepra zu überwinden und so Betroffene möglichst frühzeitig zu finden. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass die von den Spätfolgen der Lepra gezeichneten Menschen immer seltener vorkommen, und das pakistanische Lepra-Programm heute auch überregional bekannt ist.

Dr. Schmotzer ist Mitglied der Ärztekammer Baden-Württemberg, der Pakistanischen Ärzte- und Zahnärztekammer in Islamabad, der internationalen Lepra-Vereinigung sowie der internationalen Vereinigung gegen Tuberkulose und Lungenkrankheiten. Über vier Jahre (2009-2013) war sie Mitglied des technischen Beratungskommittees der WHO in Leprafragen. Die DAHW unterstützt die Arbeit der Christus-Trägerschwestern seit 1968. Aufgrund ihrer umfangreichen fachlichen Expertise, ihren vielseitigen Erfahrungen und ihrer großen Zuverlässigkeit sieht das Würzburger Hilfswerk in Dr. Schmotzer eine exzellente Partnerin bei der erfolgreichen Bekämpfung von vernachlässigten und armutsbedingten Krankheiten wie Lepra und Tuberkulose in Pakistan. Zudem werden der fachliche Austausch und ihre Beratung als Vertreterin der DAHW in internationalen Vernetzungen überaus geschätzt. „Wir freuen uns gemeinsam mit Dr. Chris, ihrem Team und den Patient*innen in Pakistan und mit ihren Mitschwestern in Deutschland über diese hohe Auszeichnung und Anerkennung ihres unschätzbaren Einsatzes, die durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes nun Ausdruck bekommen hat“, gratuliert Burkard Kömm, Geschäftsführer der DAHW.