(Würzburg, 30.01.2020) – Weltweit sind über 1 Milliarde Menschen von einer vernachlässigten Tropenkrankheit (Neglected Tropical Disease, NTD) betroffen, viele Millionen sterben jährlich an den Folgen. „Als ‚vernachlässigt‘ gelten diese Krankheiten, weil ihnen trotz ihrer Verbreitung kaum Aufmerksamkeit zukommt“, weiß Burkard Kömm, Geschäftsführer der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe. „Vor allem aber sind es die von NTDs betroffenen Menschen, die vernachlässigt werden.“ Fehlender Zugang zu sauberem Wasser und zu Gesundheitsdiensten, schlechte Hygiene- und Ernährungsbedingungen begünstigen eine Infektion mit einer NTD. In Ländern des Globalen Südens sind sie besonders weit verbreitet. „Um NTDs nachhaltig zu bekämpfen, müssen wir auch die Armut bekämpfen“, so Kömm. Dazu brauche es mehr finanzielle Mittel – eine zentrale Forderung vieler Organisationen zum ersten Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten. Aber das alleine reiche nicht: „Entscheidend für die Wirksamkeit unserer Hilfsmaßnahmen ist, dass wir Projekte sektorübergreifend und inklusiv gestalten, Betroffene und ihre Gemeinden von Anfang an mit einbeziehen und die lokalen und kulturellen Bedingungen und Bedürfnisse berücksichtigen.“
Wenige Tage nach dem 66. Welt-Lepra-Tag folgt am 30. Januar 2020 nun der erste Welt-NTD-Tag: ins Leben gerufen von über 150 Organisationen weltweit, um auf das globale Gesundheitsproblem „NTDs“ (Neglected Tropical Diseases, Vernachlässigte Tropenkrankheiten) aufmerksam zu machen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt aktuell 20 Erkrankungen zu dieser Gruppe, die meist infektiöse Ursachen haben und von Armut begünstigt werden. Neben Lepra sind das unter anderem Buruli Ulcer, Chagas, Leishmaniose, Lymphatische Filariose (Elephantiasis), Frambösie (Yaws) und Schistosomiasis (Bilharziose). Gegen diese sieben NTDs ist die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. aktuell in rund 20 Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika aktiv. „Der Großteil dieser Erkrankungen kann zu schweren Behinderungen führen und ist mit einem großen Stigma belastet“, informiert Dr. Saskia Kreibich, Public-Health-Beraterin bei der DAHW. Betroffene werden ausgegrenzt, verlieren ihr soziales Umfeld und ihre Arbeit. „Diesen Teufelskreis aus Armut und Krankheit müssen wir durchbrechen.“