Würzburg / Lomé, 16.01.2025: Im westafrikanischen Togo könnte es bereits in sieben Jahren keine Lepra-Neuinfektionen mehr geben, darauf weist die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe anlässlich des Welt-Lepra-Tags am 26. Januar hin. Die Hilfsorganisation mit Hauptsitz in Würzburg hat – gemeinsam mit der Regierung in Togo und Partnern vor Ort – eine Strategie entwickelt, um dieses Ziel bis zum Jahr 2031 zu erreichen. Und das, obwohl es in dem Land dramatisch an medizinischem Personal mangelt: Für die rund acht Millionen Einwohner:innen stehen gerade einmal 19 Hautärzt:innen zur Verfügung – und 16 von ihnen arbeiten in der Hauptstadt Lomé, ganz im Süden des Landes. Nicht ohne Grund setzt die DAHW mit ihren Partnern darauf, besonders dort aktiv zu sein, wo es kaum Infrastruktur gibt.
16. Januar 2025
Welt-Lepra-Tag 2025: DAHW steht in Togo vor einem Meilenstein


Trotz sinkender Zahlen: Lepra verbreitet sich immer noch in Togo
„Die beeindruckende Arbeit des Nationalprogramms und unserer Kolleg:innen vor Ort hat bereits zu einem deutlichen Rückgang der Leprafälle in Togo geführt“, erklärt die Dermatologin Felicitas Schwermann, die als Junior-Beraterin für Globale Gesundheit die Arbeit vor Ort begleitet. In der Tat bewegt sich die Zahl der jährlich nachgewiesenen Infektionen in Togo im niedrig-endemischen Bereich: Um die hundert Neuinfektionen werden dort im Jahr diagnostiziert. „Dass aber immer noch Infektionen bei Kindern festgestellt werden, bereitet uns Sorgen“, so die DAHW-Expertin. „Denn das weist auf eine anhaltende Übertragung hin und unterstreicht die Notwendigkeit, lokale und globale Strategien zu überarbeiten und zu intensivieren.“
Und noch etwas zeigen die Daten: Viele der neu diagnostizierten Patient:innen weisen bereits fortgeschrittene körperliche Behinderungen auf. Irreversible Folgen einer Lepra-Erkrankung, die oft mit Stigmatisierung und Ausgrenzung einher gehen – und die eigentlich vermeidbar wären. Denn Lepra ist bei rechtzeitiger Diagnose vollständig heilbar. In einem Land wie Togo aber, in dem große Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, dauert es oft Jahre, bis die Betroffenen Klarheit über ihre Erkrankung haben. Die DAHW setzt daher auch in Togo, wie in allen Lepra-Projekten weltweit, auf die sogenannte aktive Fallsuche.

Lepra-Arbeit funktioniert proaktiv und gemeindebasiert
„Wenn wir darauf warten würden, dass die Patient:innen zu uns kommen, würde es nicht funktionieren“, erklärt der Leiter des DAHW-Büros in Togo, Denis Gadah. „Wir müssen proaktiv in die Gemeinden gehen, um sicherzustellen, dass wir effektiv arbeiten können.“ So machen sich regelmäßig kleine Teams auf, um quer durch das Land zu reisen – von der Hauptstadt Lomé an der Küste bis tief ins Inland an die Grenze zu Burkina Faso. Sie klären über Lepra und andere Hautkrankheiten auf, bieten in „mobilen Kliniken“ Untersuchungen und Behandlung an und geben medikamentöse Prophylaxe an Kontaktpersonen aus.
„Mit dieser aktiven, gemeindebasierten Lepra-Arbeit haben wir in vielen Ländern bereits gute Erfahrungen gesammelt“, sagt DAHW-Vorstand Patrick Georg. „In Togo und auch in Pakistan halten wir es für sehr realistisch, zeitnah eine Eliminierung zu erreichen. In anderen Ländern gibt es allerdings noch große Herausforderungen.“ Ein Beispiel dafür: Das DAHW-Projektland Indien. Mehr als 180.000 Menschen weltweit sind im Jahr 2023 nachweislich neu an Lepra erkrankt – und über die Hälfte dieser Fälle wurden in Indien gefunden. „Natürlich sind wir auch in Indien weiterhin aktiv“, erklärt der DAHW-Vorstand. „Mit unseren Partnern vor Ort unterstützen wir die Betroffenen und arbeiten mit Hochdruck daran, die Krankheit weiter einzudämmen.“
Die nächsten sieben Jahre sind entscheidend
Und nicht nur dort: In Ländern wie Sierra Leone, Afghanistan und Südsudan sind die Projekte der DAHW oft die einzige Möglichkeit für Betroffene, medizinische Unterstützung zu erhalten. „Es war immer unser Anspruch, dorthin zu gehen, wo die Straßen enden“, unterstreicht Patrick Georg, „dorthin, wo es kaum medizinische Versorgung gibt. Oft müssen wir uns tatsächlich fragen: Wenn wir es nicht tun – wer tut es dann?“
In Togo jedenfalls hat die DAHW über Jahrzehnte hinweg mit ihrer Lepra-Arbeit das Fundament für die aktuelle Lepra-beenden-Strategie gelegt und kann mittlerweile auch auf die Unterstützung der Regierung sowie weiterer Partner bauen. DAHW-Expertin Felicitas Schwermann zeigt sich deshalb optimistisch: „Angesichts der breiten Expertise, des Engagements und der engen Zusammenarbeit aller Beteiligten sind wir zuversichtlich, dass es gelingen wird, die Übertragung der Lepra in Togo innerhalb der nächsten sieben Jahre zu unterbrechen und damit einen entscheidenden Meilenstein auf dem Weg zur Eliminierung der Krankheit zu erreichen“, sagt sie. Die an der neu ausgearbeiteten Strategie ausgerichtete Arbeit wird im April beginnen.