14. April 2023

Wenn tierische Mitbewohner gefährlich werden: Am Welt-Chagas-Tag informiert die DAHW über ihre Arbeit in Bolivien

Die Chagas-Krankheit, benannt nach ihrem brasilianischen Entdecker Carlos Chagas, ist eine in Lateinamerika verbreitete, potenziell tödliche Infektionskrankheit. Zum heutigen Welt-Chagas-Tag erinnert die DAHW an die Betroffenen und ruft zum Handeln auf.

Würzburg, 14.04.2023: Die Chagas-Krankheit ist in Deutschland fast unbekannt – dabei wird die Zahl der Infizierten weltweit auf sechs bis sieben Millionen geschätzt. Etwa zehn- bis zwölftausend Menschen sterben jedes Jahr im Zusammenhang mit einer Chagas-Infektion. Der heutige Welt-Chagas-Tag 2023 steht unter dem Motto „Es ist an der Zeit, Chagas in die medizinische Grundversorgung zu integrieren“. Dieses Ziel verfolgt die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe bereits jetzt. Doch die Eindämmung der Chagas-Ausbreitung gelingt nur dann, wenn der Kreislauf aus Krankheit und Armut mitgedacht wird – immer mit dem Ziel, ihn endgültig zu durchbrechen. Ein Blick nach Bolivien zeigt, wie unsere Projekte dazu beitragen.

Unerwünschte Mitbewohner als tödliche Überträger

Die Mitverursacher der Krankheit sind wenige Zentimeter groß, auf sechs Beinen flink unterwegs und halten sich bevorzugt in Ritzen und Dächern einfacher Häuser in Süd- und Mittelamerika auf: Raubwanzen. Stechen sie Menschen, kann es gefährlich werden. Denn durch die Einstichstellen kann ein Parasit, den die Wanzen in sich tragen, in den Körper gelangen und die Chagas-Krankheit auslösen. Aber nicht nur die Wanze kann den Parasiten weitergeben – auch über Blut- oder Organspenden ist eine Infektion möglich. Außerdem können Schwangere die Krankheit an ihre ungeborenen Kinder übertragen.


„Wir setzen mit unseren Projekten am Kern der Ursache an: Wir renovieren die Häuser, um den Wanzen die Lebensgrundlage zu nehmen, wir sensibilisieren Bürger:innen und Regierung für vorbeugende Maßnahmen und unterstützen ein Krankenhaus, in dem Chagas behandelt wird. Außerdem fördern wir die Forschung – da ist noch viel Luft nach oben.“

Carolin Gunesch,
DAHW-Koordinatorin für Lateinamerika


Bei einer Chagas-Infektion können schwerwiegende Komplikationen auftreten: Neben Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall und geschwollenen Lymphknoten kann sich bei Babys und Kindern auch eine Herzmuskel- oder Hirnhautentzündung entwickeln – oft mit tödlichen Folgen. Geht es glimpflicher aus, verschwinden die Symptome nach etwa vier Wochen, bei manchen Patient:innen bleibt die Infektion aber im Körper. Der Parasit nistet sich beispielsweise im Herz, der Speiseröhre oder dem Darm ein und kann dort zu irreversiblen Schäden führen – auch noch Jahrzehnte nach der Infektion.

Prävention ist entscheidend bei der Chagas-Eindämmung

Chagas kann behandelt werden, aber die Therapie hat viele Nebenwirkungen und darf nicht bei Schwangeren angewandt werden. Wichtig ist daher auch die Prävention. Können Wände verfugt oder regelmäßig Insektenvernichtungsmaßnahmen durchgeführt werden, wird der Raubwanze als Überträgerin der Lebensraum genommen. Auch durch getrennte Schlafstätten von Mensch und Vieh können Infektionen verhindert werden.

Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe ist in der bolivianischen Region Chaco de Chuquisaca, die weltweit am stärksten von Chagas betroffen ist, mit verschiedenen Maßnahmen an der Eindämmung der Krankheit beteiligt. Das von uns unterstützte Krankenhaus in Monteagudo untersucht und behandelt Infizierte, begleitet Erkrankte während ihrer Therapie und trägt zur Früherkennung von Infektionen bei. Auch in der Prävention sind wir aktiv: Im Rahmen eines aktuell laufenden Projekts werden beispielsweise insgesamt 750 Wohnhäuser in betroffenen Gemeinden saniert. Aufklärungsarbeit und die Einrichtung von Überwachungsposten soll zudem dafür sorgen, dass ein erneuter Raubwanzenbefall rasch erkannt und behoben wird.

All das kostet Geld – und ist doch der einzige Weg, um die armutsassoziierte Krankheit Chagas einzudämmen. Mit unseren nachhaltigen und holistischen Ansätzen stellen wir sicher, dass unsere Unterstützung kein Tropfen auf dem heißen Stein bleibt. Auch Sie können dazu einen Beitrag leisten.


Reportage aus Bolivien:

"Wenn ich nur früher gewusst hätte, wie gefährlich Chagas ist..."