21. März 2019

„Wir behandeln und Gott heilt!“

„Wir behandeln und Gott heilt!“, ist das Motto des protestantischen Krankenhauses Kagando in Uganda. TB-Patient Martin Bwambale glaubt fest daran. Foto: Enric Boicados / DAHW

Das protestantische Krankenhaus von Kagando wurde bis Dezember 2017 von der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. unterstützt und dann vollständig in lokale Hände übergeben. Ein schönes Beispiel für gelungene und nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit.

Maliza Kabugho macht sich große Sorgen. Nicht um sich selbst sondern um ihre Mutter. Sie zeigt der Krankenschwester das gelbe Behandlungsblatt. Nach neun Monaten Tabletteneinnahme müsste doch die Tuberkulose der Mutter endlich überstanden sein. Doch es scheint, dass die alte Frau tablettenresistent ist und sich dadurch die Heilung verzögert.

Angst, die Mutter zu verlieren

„Bei resistenten Patienten kann die Behandlung bis zu zwei Jahre dauern“, sagt Dr. Joseph Kawuma, der medizinische Berater der DAHW. Mehr als 30 Jahre schon steht der Lepraexperte dem deutschen Hilfswerk mit Rat und Tat zur Seite. Das Krankenhaus wird von der DAHW seit über 20 Jahren finanziell unterstützt. Dr. Kawuma ist heute vor Ort, um mit dem Personal den Aktionsplan für 2014 zu entwickeln. Zufrieden ist er noch nicht: „Da müssen noch Ergänzungen vorgenommen werden, so dass ich die genauen Tätigkeitsbereiche des medizinischen Personals erkennen kann.“ Er wird wohl in den nächsten Monaten häufiger zu Gast sein und dabei auch gleich den einen oder anderen Patienten vorgeführt bekommen. Denn seine medizinische Expertise ist auch hier sehr gefragt. Das protestantische Krankenhaus arbeitet nach dem Motto: „Wir behandeln und Gott heilt!“ Heute hat es Malizas Mutter auf alle Fälle nicht bis zum Krankenhaus nach Kagando geschafft, dafür war sie viel zu schwach.

Die junge Frau hat Angst. Angst, dass sie ihre Mutter bald verlieren wird. Denn Tuberkulose kann bei falscher Tabletteneinnahme tödlich sein. Das hat sie von Dr. Kawuma erfahren. Nach wie vor gehört Tuberkulose in Uganda zu den schwerstwiegenden Erkrankungen. Jedes Jahr gibt es im Land 65.000 Neuerkrankungen. Davon sind 35.000 HIV-positiv. Dass die ansteckende Krankheit jährlich rund 14.000 Tote fordert, weiß Maliza noch nicht. Bei dem Gespräch mit dem bekannten Mediziner zittert sie ein wenig. Sie muss ihrer Mutter den Ernst der Lage schildern, gleich heute noch. Das wird die einzige Möglichkeit sein, die ältere Frau zu retten. Dr. Kawuma lächelt ihr zu. Sie wird es schaffen.

Es hat geregnet, Maliza wird wieder den Bus nehmen. Auch  das ist ein Grund, warum die Mutter nicht oft kommen kann. Der Transport ist einfach zu teuer. Feuchte Nebelschwaden legen sich über das Krankenhaus im Südwesten Ugandas. Die Grenze zum Kongo ist nur ein paar Kilometer entfernt, und in der Ferne ragen die Rwenzori-Berge in die Höhe. Die Gipfel sind in dichten Nebel getaucht. Dort leben sie, die berühmten Berggorillas. Für Touristen gehört diese Region zu den interessantesten des Landes. Maliza weiß nur, dass die Fremden sehr viel Geld bezahlen müssen, um die Tiere zu sehen. Geld, das sie und ihre Mutter nicht haben und nie haben werden.

Die alten Kräfte kommen zurück

Martin Bwambale hat auf der Bank neben ihr Platz genommen. Er lächelt, denn seit ein paar Tagen geht es ihm richtig gut. Zumindest fast. Auch er hatte eine schwere und multiresistente Tuberkulose entwickelt. „Ich lag nur noch im Bett“, erinnert er sich an die schwere Zeit. Der Speicheltest im Krankenhaus verlief positiv. „Ich hatte Todesangst. Ich dachte, ich muss sterben.“ Er kann sich überhaupt nicht vorstellen, wo er sich angesteckt haben könnte. „Vielleicht bei den Nachbarn, denn aus meiner Familie ist niemand infiziert.“ Sobald Martin die Tabletten einnahm, ging es ihm besser. Der Fußweg zum Krankenhaus dauert eine Stunde, doch den kann der Bauer noch nicht bewältigen. Dafür ist er weiterhin zu schwach. Zwei Monate Tabletteneinnahme liegen noch vor ihm. Er blickt hoffnungsvoll auf das Schild an der Wand: „Wir behandeln und Gott heilt!“ Der alte Mann strahlt. Dann fällt sein Blick auf Dr. Kawuma, der ihm aufmunternd zunickt.  Martin weiß, dass seine alten Kräfte zurückkommen werden. Ganz sicher. Und darauf zu warten, lohnt sich.

Anmerkung: Lepra-Experte Dr. Joseph Kawuma arbeitete bis Dezember 2017 für die DAHW und ist jetzt im Ruhestand. Die Reportage stammt aus dem Jahr 2013