06. Juli 2021

Wir sehen die Not der Menschen – und leisten konkrete humanitäre Hilfe

Nisha Mahato, mit ihren Großeltern, lebt mit schweren Behinderungen. Foto: Kopila Nepal / DAHW

Seit ihrer Kindheit kämpft die 45-jährige Gita Baruwal für ein eigenständiges Leben. Frau Baruwal lebt in dem Dorf Devchuli in Nepal. Der Ort liegt in der Provinz Gandaki, die an China grenzt.

Gita Baruwal wurde mit Polio (Kinderlähmung) geboren. Schon als Kind erlebte sie Diskriminierung im eigenen Elternhaus.

Im Gegensatz zu ihren Geschwistern verbot der Vater, dass sie zur Schule ging. Für ihn hatte Schulbildung für ein Kind mit Behinderung keinen Sinn. Früh zeigte sich jedoch der willensstarke Chrarakter des jungen Mädchens.

Zuerst wurde alles Bitten und Flehen ignoriert, doch irgendwann realisierte die Mutter die Verzweifl ung ihrer Tochter. So konnte der Vater nach vier Jahren überzeugt werden, auch Gita zur Schule zu schicken.

Einschulung mit 9 Jahren

Das Mädchen wurde im Alter von neun Jahren eingeschult. „Ich kann kaum beschreiben, wie glücklich ich damals war, dass ich endlich lesen und schreiben lernen durfte“, erzählt sie heute. Im Alter von 14 Jahren folgte eine Operation, mit der undie eingeschränkte Beweglichkeit am Bein (Kontraktur) behoben wurde. Fortan konnte sich Gita Baruwal an Krücken mühsam fortbewegen. Leichter tat sie sich mit einem Rollstuhl, doch das stellte sie in dem unwegsamen Gelände ihres Heimatdorfes wieder vor andere mühsame Herausforderungen. Nach ihrer achtjährigen Schulzeit wurde die junge Frau mit einem Mann verheiratet. Sie brachte zwei gesunde Töchter zur Welt. Der Vater der Kinder verließ die Familie, er wünschte sich Söhne. Das war Grund genug, seine Frau und Töchter im Stich zu lassen.

Ehemann lässt die Familie im Stich

Der Vater von Frau Baruwal stellte ihr ein kleines Stück Land zur Verfügung und half ihr beim Bau einer kleinen Hütte. Hier fand die kleine Familie ein bescheidenes Zuhause. Auf dem Ackerland begann Gita mit dem Anbau von Erdnüssen, die sie verkaufen konnte. Dafür fuhr sie täglich mit einem dreirädrigen Rollstuhl in die nahe gelegene Stadt. Die Einkünfte reichten gerade so, um die Lebenshaltungskosten und vor allem die Schulgebühren für die Töchter zu bezahlen.

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und den restriktiven Ausgangsbeschränkungen, die auch in Nepal galten und teilweise bis heute gelten, brach eine Welt für die kleine Familie zusammen.

Wir sind hungrig eingeschlafen

„Ich erinnere mich an manche Abende im vergangenen Jahr, als wir drei nichts zu Essen hatten und hungrig zu Bett gehen mussten“, erzählt Gita Baruwal. Durch Vermittlung des Ortsvorstehers ihrer Gemeinde kam Frau Baruwal in Kontakt mit der DAHW-Partnerorganisation KOPILA Nepal. Sie wird seither mit Grundnahrungsmitteln unterstützt. Parallel erhält Fraz Baruwal Hilfe beim Aufbau einer kleinen Gefl ügelzucht. So kann sie sich ein zweites Standbein aufbauen durch den Verkauf von Eiern und Hühnern.

Nisha Mahato (24) ist schwerst mehrfach behindert.

Ebenfalls im Distrikt Nawalpur lebt die 24-jährige Nisha Mahato zusammen mit ihrer Mutter und Verwandten. Die junge Frau ist von Geburt an schwerst mehrfach behindert und muss rund um die Uhr betreut werden. Die verarmte Familie lebt von einer kleinen Landwirtschaft.

Vater verstirbt unerwartet

Die Eltern wechselten sich in der Betreuung ihrer Tochter und der Feldarbeit ab, bis der Vater vor wenigen Monaten schwer erkrankte und verstarb. Vor seinem unerwarteten Tod nahm er noch an einem Informationstre en von KOPILA Nepal teil. Der Kontakt zwischen den KOPILA- Mitarbeitenden und der Familie besteht fort und wir werden die Familie bei dem Aufbau einer Kleintierzucht (Ziegen) unterstützen. Auch hier mit dem Ziel, dass die Familie eine eigene Einkommensquelle aufbauen kann.

Seit ihrer Gründung fühlt sich die DAHW vulnerablen Menschengruppen verbunden. Wir leisten Hilfe, unabhängig davon ob die Betro enen an Lepra, Tuberkulose und sonstigen armutsasoziierten Krankheiten leiden oder ihre Benachteiligung andere Hintergründe hat.

Was ist Humanitäre Hilfe aus Sicht der DAHW

➤ Unterstützung von Menschen, die sich aufgrund von (bewaffneten) Konflikten, Krisensituationen oder Naturkatastrophen in einer akuten Notlage befinden, die sie aus eigener Kraft nicht bewältigen können.

➤ Ziel der DAHW ist es, den betroffenen Menschen ein Überleben in Würde und Sicherheit zu ermöglichen, ihnen eine Lebensperspektive zu erhalten und ihr Leid zu lindern.

➤ Die Maßnahmen gestalten wir inklusiv. Die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und Stigmatisierte, insbesondere durch Erkrankungen, werden berücksichtigt.

➤ Die DAHW verfolgt das Ziel, humanitäre und entwicklungspolitische Herausforderungen zu kombinieren. Wir verbinden Soforthilfe, Wiederaufbau und Entwicklungsunterstützung. So werden die Menschen befähigt, bei zukünftigen Krisen besser gewappnet zu sein.

➤ Der „Do No Harm“-Ansatz ist der DAHW Verpflichtung. Darunter wird die konfliktsensible Durchführung von Hilfsmaßnahmen verstanden, um insbesondere in Krisengebieten mögliche negative Nebeneffekte (Steigerung von sozialen Spannungen, Diskriminierung von Begünstigten der Hilfe sowie Umweltbelastungen) zu vermeiden.

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