17. März 2018

WTT 2018: Gefängnisse als Gefahrenherde für TB-Ansteckung

Kooperationsprojekt trägt erste Früchte

Die Zusammenarbeit der DAHW Deutsche Lepra und Tuberkulosehilfe in Äthiopien mit dem Gefängnis in Diredawa/Äthiopien sowie den zuständigen Behörden trägt Früchte. Ein Gesundheitsplan zur Vermeidung von Tuberkulose in Gefängnissen ist dadurch entstanden.

Ekeram Hussen fühlte sich schlecht. Immer wieder plagten die Mittvierzigerin starke Hustenanfälle und nächtliche Schweißausbrüche, die sie im Gefängnis von Diredawa, Äthiopien, nicht schlafen ließen. Seit mittlerweile zweieinhalb Jahren ist die Frau in Haft. Über das Warum spricht sie nicht. Ekeram Hussen ist eine von zurzeit 1.300 Häftlingen. Die Mehrheit von ihnen besteht aus Männern, Frauen sind in der Minderheit. Letztere halten sich in einem benachbarten Frauentrakt auf.

Seit einem Monat unterzieht sich Hussen einer Tuberkulose (TB)-Behandlung. „Ich fühle mich seitdem schon viel besser“, sagt sie heute.

Es war eine wahre Odyssee, während der sie bei verschiedenen Gefängnisärzten vorstellig wurde. Denn es wurde keine TB-Erkrankung festgestellt. Immer wieder wurde sie nur wegen Husten und Erkältung behandelt. Kein Wunder, denn die Tage sind heiß und die Nächte dagegen sehr kalt. Das ist normal in einer Wüstengegend, die an Somalia grenzt. „Ich habe wieder mehr Appetit“, betont sie.

Masresha Agize leitet die Gesundheitsstation des Gefängnisses von Diredawa. „Schon nach 14 Tagen Tabletteneinnahme sahen wir Fortschritte ihres Gesamtzustandes“, erklärt er. „Die Intensiv-Behandlung setzen wir noch zwei Monate fort und im Anschluss werden wir sie noch vier Monate mit einer Standard-Therapie behandeln.“ Die Medikamente werden in Äthiopien kostenlos ausgegeben. Möglich ist das durch den Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria mit Sitz in Vernier/Genf, Schweiz. Der Verbund hat es sich zum Ziel gesetzt, die drei großen Infektionskrankheiten Aids, Tuberkulose und Malaria zu bekämpfen.

In Entwicklungsländern treten TB-Erkrankungen in Gefängnissen häufig auf. Gründe dafür sind das enge Zusammenleben der Insassen und eine mangelnde hygienische Umgebung. DAHW-Repräsentant Ahmed Mohammed war diese Tatsache durchaus bewusst. Schon seit längerem strebte er eine Kooperation mit den Gesundheits- und Justizbehörden an, um das TB-Problem in Gefängnissen gemeinsam anzugehen. Zwei Aspekte überzeugten schließlich in den Verhandlungen. Zum einen ging es um die bereits genannte Situation in den Gefängnissen und um die Gefahr der Ansteckung von gesunden Häftlingen. Zweitens könnten sich die rund 450 Gefängnismitarbeiter leicht selbst infizieren und den Virus leicht auf die eigene Familie oder Nachbarn übertragen. Eine große Gefahr würde dadurch gar für die Bevölkerung entstehen.

Dr. Alemu Asgedom vom staatlichen Gesundheitsministerium und dem DAHW-Repräsentanten Ahmed Mohammed gelang es schließlich, die Verantwortlichen der Gesundheits- und Justizbehörden an einen Tisch zu bringen. Jetzt sind sich alle bewusst, dass die TB-Behandlung in den rund 120 Gefängnissen des Landes nicht einfach Aufgabe der Gefängnisverwaltungen selbst, sondern als eine gemeinsame Aktion ein großer Beitrag für die Gesundheit aller sei. Ahmed Mohammed machte nachdrücklich deutlich, dass eine TB-Übertragung in den Gefängnissen verhindert werden müsse. Daraus hat sich nun ein Aktionsplan entwickelt, der für alle Gefängnisse im Land nach und nach angewandt werden soll.

Auch Nachbesserungen in den Gefängnisbauten sind geplant. Ein Muss ist die bessere Durchlüftung der Gefangenenunterkünfte, um so die gegenseitige Ansteckung zu vermeiden. Auch in bestehenden Haftanstalten sollen diese Verbesserungen umgesetzt werden.

In Diredawa wird bis 2019 ein neues Gefängnis gebaut. Es wird diesen TB-vorbeugenden Kriterien entsprechen und in diesem Gefängnis werden auch weitere Modernisierungen im Strafvollzugumgesetzt. Neben den Zellen werden verschiedene Ausbildungswerkstätten errichtet, in denen die Gefangenen Schreinern, Metallverarbeitung oder andere berufliche Tätigkeiten erlernen können. Einnahmen sollen dabei durch Auftragsarbeiten erzielt werden.

Auch wenn es nur erste, kleine Früchte sind, die durch die Zusammenarbeit geerntet werden können, der Anfang ist getan.

Helfen sie mit einer Spende um die Versorgung von Tuberkulose Patienten zu garantieren.