15. März 2018

WTT 2018: Radha ist auf dem Weg zurück ins Leben

Ein ganz „normaler“ Patient für Dr. Chris Schmotzer in Rawalpindi

Eine junge Frau trägt ein schweres Bündel in die übervolle Wartehalle unseres Krankenhauses in Rawalpandi. Mit ihr zusammen kommt eine der Schwestern von Mutter Theresas Orden, die sich bei uns auskennt, weil sie oft Patienten bringt. Das Bündel entpuppt sich als ein bewusstloser Junge, Radha. Ersei 5 Jahre alt, sagt die Mutter.

In einem Krankenhaus in Faisalabad, ca. 400 km von Rawalpindi entfernt, wurde er wegen tagelangem hohem Fieber und immer stärkeren Kopfschmerzen stationär aufgenommen.
Die Ärzte haben ihn gründlich untersucht und eine tuberkulöse Gehirnhautentzündung festgestellt. Das ist eine lebensgefährliche Form von Tuberkulose und die Ärzte haben die Mutter informiert, dass trotz Behandlung nur eine geringe Aussicht auf Heilung besteht. Doch die couragierte Bauersfrau gibt nicht so schnell auf, auch wenn sich scheinbar der Zustand des Kindes von Tag zu Tag verschlechtert. Die Ordensschwestern haben der Familie geraten, das Kind zu uns zu bringen, und so haben sie die weite Fahrt auf sich genommen.

Wird Radha überleben?

Ich bin beeindruckt von der Entschlossenheit dieser Frau, aber ich habe auch Angst vor der großen Erwartung, die die Familie an uns hat. Wird Radha die schwere Krankheit überleben, und wenn ja, wird er starke Behinderungen zurückbehalten? Als erstes geht es neben den richtigen Antibiotika darum, dass das Kind gut ernährt wird, denn der kleine Kerl ist ganz abgemagert. Eine Ernährungssonde wird gelegt und die Mutter lernt schnell, ihm sorgfältig die Sondenkost zu füttern.
Als nächstes muss die Mutter in der täglichen Körperpfl ege des immer noch bewusstlosen Kindes angeleitet werden. Sie gibt sich große Mühe damit. Unsere Krankengymnastin Rahat nimmt sich des Kindes an, sie macht täglich Übungen mit ihm. Leider muss sie feststellen, dass er eine Halbseitenlähmung links hat. Sie ermutigt die Mutter viel mit dem Kind zu sprechen und ihm vorzusingen. Er soll spüren, dass sie da ist.

Es besteht Hoffnung

Nach zwei Wochen gibt es die ersten Hoffnungszeichen, jeden Tag ein kleiner Fortschritt. Radha reagiert auf Hautreize, Radha macht die Augen auf, Radha weint, Radha saugt an einem Lutscher, Radha erkennt die Stimme seiner Mutter. Das ganze Pflegeteam freut sich mit, als Radha wieder schluckt und die Sonde entfernt werden kann. Zu Weihnachten macht sich Radha ein großes Geschenk, er kann auf seinen Beinen stehen, etwas wackelig zwar, aber er lernt schnell wieder laufen.
Anfang Januar müssen wieder alle Untersuchungen auf Tuberkulose durchgeführt werden, sie fallen gut aus, d. h. die Krankheit spricht auf die Medikamente an. Die größte Sorge macht uns die linke Hand, die Lähmung geht nur ganz langsam zurück, das erfordert viel Einsatz von Seiten der Krankengymnastin.

Es ist noch ein langer Weg

Da Radha schon in die Vorschule ging, bekommt er auch täglich etwas Unterricht. Stolz sagt er bei der Visite das ABC und die Zahlen bis 20 auf.

Radha muss noch einen langen Weg gehen, bis er die Tuberkulose und ihre Auswirkungen ganz überwunden hat, aber er hat das Leben wieder vor sich. Es ist herzerwärmend zu sehen, wie dankbar seine Mutter ist. Solche Patienten und ihre Familien tun uns und ihrem Land oft einen großen Dienst: Sie ermutigen andere und bringen Verwandte und Bekannte zur Untersuchung an und sagen: Hier ist jemand, der könnte auch Tuberkulose haben, ihr könnt doch was machen ..., das ist praktische Früherkennung.

Wir freuen uns, wenn wir dann mit Ihrer Hilfe helfen können.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ihre Dr. Chris Schmotzer

Unterstützen Sie uns um Kindern wie Radha weiter helfen zu können.