27. Mai 2020

Zurück in die Unabhängigkeit

Christina Mohamed, 52 Jahre alt, ist Bewohnerin des Dorfes Chazi, eines der CBID-Zentren des von der DAHW finanzierten Programms im Distrikt Mvomero - Tansania. Foto: DAHW Tansania

Selbstbefähigung fördern, Menschen mit Behinderung bestärken, Chancen eröffnen – der inklusive Ansatz der DAHW

Wie die DAHW Menschen mit leprabedingten Behinderungen durch aktive Selbstbefähigung und ganzheitliche, inklusive Konzepte zurück in ein selbstbestimmtes Leben führt, zeigt die Geschichte von Christina Mohamed aus dem Distrikt Mvomero in Tansania.

Erst im Erwachsenenalter infizierte sich die heute 52-Jährige mit Lepra. In ihrem Heimatdorf herrscht der Glaube, dass Lepra durch Hexerei verursacht wird. Trotz medizinischer Behandlung sind Stigmatisierung und Ausgrenzung immer noch üblich, so wurde auch Christina von den meisten der Dorfbewohner Tag für Tag diskriminiert. „Mein Leben war voller Qualen, Unglück und Verzweiflung, da ich von Menschen, die ich liebe, stigmatisiert wurde, darunter einige Familienmitglieder. Nur weil ich an Lepra leide", erzählt sie uns.

Infolge der zu spät begonnenen Behandlung entwickelte sich an Christinas linkem Bein ein nicht heilen wollendes Geschwür, schließlich musste das komplette Bein amputiert werden. Die Folgen waren abzusehen. Denn Menschen mit krankheitsbedingten Behinderungen haben es erst recht schwer, für ihr Einkommen zu sorgen und ihr Leben eigenständig zu gestalten. Christina blieb nichts anderes übrig, als auf der Straße zu betteln, um für ihre Kinder zu sorgen. „Ohne Unterstützung gelang es mir nicht, für unseren Lebensunterhalt zu sorgen. Ich war nicht einmal in der Lage, die Kosten für Bildung, Nahrung und die Gesundheit meiner Kinder aufzubringen“, erinnert sich Christina und sagt es klar heraus: „Mein Leben war ein Elend“.

Gemeindenahe inklusive Entwicklung

In der Arbeit der DAHW stehen Personengruppen im Fokus, die aufgrund von Erkrankung, Behinderung und Stigmatisierung besonders schutzbedürftig sind. Seit dem Start des von der DAHW finanzierten Projekts im Dorf Chazi war Christina eine der ersten Begünstigten hier. Das Projekt wurde auf Basis der der sog. gemeindenahen inklusiven Entwicklung (Community Based Inclusive Development, CBID) konzipiert. Aktives „Empowerment“ von Menschen mit Behinderungen steht im Fokus: die Selbstbefähigung von Betroffenen wie Christina, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben, ihre Rechte einzufordern und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

„Wir konnten Christina dabei unterstützen, ihre einkommensschaffenden Aktivitäten wieder aufzunehmen“, berichtet Richard Kamwana aus dem DAHW-Projekt in Chazi. „Sie erhielt außerdem eine Prothese, um endlich wieder mobil zu sein und sich frei bewegen zu können“. Der Ansatz der DAHW beinhaltet neben individuellen Hilfsmaßnahmen auch Aufklärungskampagnen, um Vorurteile und Diskriminierung abzubauen und der Ausgrenzung von Lepra-Patient*innen entgegenzuwirken.

„Durch das DAHW-Projekt veränderte sich mein Leben zum Guten hin – gesundheitlich, wirtschaftlich und sozial“ erzählt Christina. „Ich wurde nicht nur von der Lepra geheilt, sondern konnte auch meine körperlichen Einschränkungen und meine seelischen Traumata überwinden.“ Durch die erhöhte Akzeptanz im Dorf ist Christina wieder ein Teil der Gemeinschaft geworden. Sie wird von ihren Familienmitgliedern und anderen Mitgliedern der Chazi-Gemeinschaft geschätzt und respektiert.

Christinas Mohameds Geschichte zeigt einmal mehr, wie es gelingen kann, Menschen mit Behinderungen darin zu bestärken, am Gemeinschaftsleben teilzunehmen und ihre Rechte wahrzunehmen. Sie verdeutlicht ebenso, dass die Sensibilisierung der Gemeinschaft für Krankheiten wie Lepra und die Betroffenen ein wesentlicher Bestandteil des Heilungsprozesses und ein wichtiger Schritt im Kampf gegen vernachlässigte Krankheiten ist.


 

Erfahren Sie mehr zu Lepra


 

Mehr zur Arbeit der DAHW in Tansania