Die Plakate übertreiben nicht: Weil Aids grassiert, breitet sich auch TB immer mehr aus. Besonders betroffen ist Afrika. Südlich der Sahara ist eine Doppel-Seuche entstanden.
TB tötet Aidskranke - Aids verbreitet TB
TB ist für jeden neunten Aids-Toten verantwortlich, in vielen afrikanischen Ländern sogar für jeden zweiten. Das sind jährlich über 300.000 Menschen, darunter tausende Kinder. Aidskranke haben ein bis zu 50 Mal höheres Risiko an TB zu erkranken als gesunde Menschen. Das vor allem durch Sexualverkehr übertragbare HI-Virus greift das Immunsystem an. Aids ist das Endstadium der Infektion: das Versagen der Immunabwehr. In diesem Zustand werden die Patienten extrem anfällig für tödliche Infektionskrankheiten. Das Immunsystem kann die TB-Bakterien nicht mehr in Schach halten.
Die früher auch Schwindsucht genannte Tuberkulose befällt meistens die Lungen. Die Kranken leiden an schwerem Husten und blutigem Auswurf. Hinzu kommen Gewichtsverlust, Fieber und Stechen in der
Brust. Die beim Husten ausgeschiedenen TB-Bakterien sind hochgradig ansteckend.
Tuberkulose ist heilbar
Aids ist weder heilbar, noch kann man sich mit einer Impfung gegen die Krankheit schützen. Der Tod kann jedoch deutlich hinausgezögert werden. Antiretrovirale Medikamente stärken das Immunsystem. Sie haben in den Industrieländern die aidsbedingten Todesfälle um 70 Prozent reduziert. In der "Dritten Welt" bekommen nur etwa sieben Prozent der HIV-Infizierten die lebensrettenden Medikamente. Ein Weg zur Finanzierung einer lebenslangen Behandlung, um möglichst allen Aids-Patienten dauerhaft zu helfen, ist noch nicht gefunden.
TB ist dagegen heilbar, auch bei Aidspatienten. Sie müssen über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten unter Kontrolle regelmäßig ihre TB-Medikamente einnehmen: Mit Antibiotika wird ihre Lebenserwartung deutlich erhöht. Unbehandelt verläuft die Krankheit bei HIV-Infi zierten dagegen fast immer tödlich. Hunderttausende Aidskranke haben keinen Zugang zu einer wirksamen TB-Behandlung und müssen sterben.
Rettung: Ausgabe von Medikamenten in Tansania. Foto: Rolf Bauerdick
Teufelskreis aus Armut und Krankheit
Die meisten Opfer der Doppel-Seuche leben in den armen Ländern südlich der Sahara: Frauen, die sich aus purer Not HIV-infi zierten Männern hingeben müssen. Männer, die ihre Suche nach Arbeit auf Wanderschaft treibt und die dann ein Leben mit wechselnden, oft mit dem tödlichen Virus infi zierten Partnerinnen führen. Kinder, die als Aidswaisen aufwachsen und oft selbst infi ziert sind. Allzu oft ereilt auch sie als TB-Kranke ein früher Tod, weil sie keinen Zugang zu einer ausreichenden Gesundheitsversorgung haben. Die Doppel-Seuche wird erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben wegen des massiven Ausfalls von Arbeitskräften. Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass das Bruttosozialprodukt in den nächsten Jahren in den ohnehin schon armen Ländern südlich der Sahara um bis zu 25 Prozent sinkt. Ein Teufelskreis aus Armut und Krankheit entsteht, den Unzählige schon heute zu spüren bekommen.