Robert Koch - Lebenslauf

Der Weg eines Wegbereiters

Der Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch ist bekannt als Entdecker der Tuberkulose. Er ist nicht nur Begründer der modernen Bakteriologie, sondern auch der klinischen Infektiologie und der Tropenmedizin. Zudem gehörte er zu den Wegbereitern der sich erst viel später als selbständiges Fachgebiet etablierten Immunologie.

Therapien und Präventionsmaßnahmen sind nur dann sinnvoll, wenn man weiß, woher Krankheiten kommen und wie sie sich verbreiten. Was heute als Basis aller medizinischen Tätigkeiten und Hilfsmaßnahmen gilt, wurde im 19. Jahrhundert erforscht und entdeckt. Dabei sollte Robert Koch, der am 11. Dezember 1843 in Clausthal geboren wurde, eine wichtige, wenn nicht die prägendste Rolle spielen.

Das Interesse für Naturwissenschaften und für Medizin war von Anfang an da. Robert Koch studierte nach dem Abitur in Göttingen Medizin, wurde 1866 promoviert und bestand kurz darauf das Staatsexamen in Hannover. Ein Jahr später heiratete er seine Jugendfreundin Emmy Fraatz. Koch arbeitete zunächst als Doktor, unter anderem als Lazarettarzt im Deutsch-Französischen Krieg. 1872 trat er eine Stelle als Kreisphysikus in Wollstein an, was heute als Wolsztyn in Polen liegt. Bereits hier begannen sein Interesse an Forschung und seine Leidenschaft für bisher rätselhafte Infektionsketten. Er erforschte den damals bei Mensch und Tier immer wieder Todesopfer fordernden Milzbrand.

Bakterien als Krankheitserreger identifiziert.

Mit der Entdeckung der Milzbrandsporen 1876 wies er nicht nur die Infektionskette und die bis dato unbekannten Eigenschaften des Bakteriums nach, sondern bewies grundsätzlich einen Mikroorganismus als Ursache für eine Infektionskrankheit. Er beschreibt seine Entdeckung in dem 1878 veröffentlichten Buch „Über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten“. Beinahe unvorstellbar aus heutiger Sicht: Robert Koch lieferte schon damals entscheidende medizinische Erkenntnisse, forschte jedoch unter einfachsten Bedingungen in seinem privaten, eher dürftig ausgestatteten Labor in seinem Wollsteiner Wohnhaus. Die bescheidenen äußeren Bedingungen hielten ihn nicht davon ab, fokussiert und präzise zu arbeiten und einen stets logischen Aufbau an Beweisketten zu liefern.

Mehr als ein Meilenstein: die Entdeckung des Mycobacterium tuberculosis.

Die kleine Familie – inzwischen hatte Tochter Gertrud das Licht der Welt erblickt – zog nach einer Zwischenstation in Breslau 1880 nach Berlin, wo Robert Koch an das Kaiserliche Gesundheitsamt berufen wurde. Hier verantwortete Koch die bakteriologische Methodik und baute sie so aus, dass sie nicht nur für die Erforschung von Infektionskrankheiten, sondern auch für die Entwicklung von gezielten Gegenmaßnahmen hilfreich wurde.  

Der 24. März 1882 geht in die Geschichte ein.

In seinem Vortrag über die „Ätiologie der Tuberkulose“ am Institut für Physiologie sprach er über das Mycobakterium tuberculosis und bewies erstmalig den Tuberkulose-Erreger als Ursache für das Krankheitsbild. Bis dato waren sowohl Ursache als auch Ansteckungswege der Krankheit unklar, die sich inzwischen zu einer Volkskrankheit entwickelt hatte und etwa ein Siebtel der deutschen Bevölkerung zum Tod geführt hatte. Robert Koch hatte die Kulturbedingungen, spezielle Nährböden und Färbetechniken entwickelt, die für den Nachweis der Tuberkelbazillen notwendig waren. Er erhielt für seine Entdeckung 1905 den Nobelpreis für Medizin. Noch heute erinnert jedes Jahr der Welt-Tuberkulose-Tag am 24. März an Robert Kochs Entdeckung. Auch die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe nimmt den Welt-Tuberkulose-Tag jährlich zum Anlass, um auf das nach wie vor große globale Gesundheitsproblem Tuberkulose und den engen Zusammenhang zu Armut aufmerksam zu machen.

TB blieb nicht die einzige Krankheit, deren Erreger Robert Koch erforschte. Die „Asiatische Hydra“, besser bekannt als Cholera, untersuchte er Ende 1883 mit seinem Team in Kalkutta, Indien, um die Krankheit während eines Ausbruchs zu erforschen. 1884 gelang ihm der Nachweis des Bakterium Vibrio cholerae. Zwar hatte der italienische Anatom Filippo Pacini bereits in den 1860er-Jahren denselben Erreger beschrieben, davon wusste Robert Koch damals allerdings nichts.

Auf der Suche nach einem Heilmittel

1885 wurde Robert Koch als erster Ordentlicher Professor für Hygiene zum Direktor des von der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität neu gegründeten Hygienischen Instituts, wo er die neue wissenschaftliche Disziplin der Bakteriologie weiter ausbaute und mit seiner Arbeit schnell in den Fokus bakteriologisch interessierter Ärzt*innen weltweit rückte.

Schon immer war es Robert Kochs Wunsch, Infektionskrankheiten wie Tuberkulose zu heilen, gezielt einzudämmen oder – im besten Fall – zu verhindern. Doch es gelang ihm weder die Entwicklung eines Therapeutikums noch eines Impfstoffes. Sein Heilmittel Tuberkulin entwickelte er aus Fragmenten abgetöteter Tuberkelbazillen. Es erwies sich als nicht wirksam. Die gewünschten Langzeitheilungen traten nicht ein, es kam sogar zu Todesfällen. Ein Einschnitt in Robert Kochs Karriere, hatte er doch den Verkauf von Tuberkulin und dessen Einsatz als Heilmittel oder Impfstoff fest eingeplant.

Dennoch: Seit 1907 wird Tuberkulin zur schnellen Diagnose von Tuberkulose eingesetzt. Auch die DAHW nutzt diese Methode, wenngleich nur bei rund 50 Prozent aller Erkrankungen der Erreger damit nachgewiesen werden kann und die immer häufiger auftretenden multiresistenten TB-Erreger sich damit nicht erkennen lassen. Gemeinsam mit dem mikroskopischen Sputum-Test hat Robert Koch die beiden bis heute noch üblichen Methoden zur Diagnose von TB entwickelt. Für den Nachweis einer Lungen-, Knochen- oder Wirbelsäulen-TB ist das Röntgenbild zudem ein entscheidender Faktor.

Ein Institut für Koch

Kochs Verdienste, seine wissenschaftlichen Leistungen, die Entdeckung und Bedeutung der Bakteriologie waren und sind ohne Zweifel groß. Ende des 19. Jahrhunderts beschloss die preußische Regierung deshalb, dem großen Entdecker ein eigenes Forschungsinstitut zu errichten. Das „Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten“ wurde am 1. Juli 1891 eröffnet, Robert Koch leitete es bis 1904. Es zählt zu den ersten biomedizinischen Forschungsinstituten weltweit.

Heute gehört das Robert Koch-Institut (RKI) als Bundesinstitut zum Bundesministerium für Gesundheit. Als zentrale Einrichtung der Bundesregierung in allen Fragen der Krankheitsüberwachung und -prävention gehören die Erkennung, die Verhütung und die Bekämpfung vornehmlich von Infektionskrankheiten zu den Hauptaufgaben des RKI. Das so genannte Public-Health-Institut liefert – wie zum Beispiel während der Corona-Pandemie ab 2020 – wissenschaftliche Erkenntnisse als Basis für gesundheitspolitische Entscheidungen, berät die zuständigen Ministerien und informiert die Fachöffentlichkeit sowie die breitere Öffentlichkeit. 

Koch hingegen zog es in die Welt. Mit seiner zweiten Ehefrau Hedwig Freiberg war er nach 1896 jährlich für einige Monate auf Expedition, um Tropenkrankheiten zu erforschen. Im südlichen Afrika beschäftigte er sich mit Tierseuchen wie der Rinderpest, dem Texas- oder Küstenfieber. Auch die bisher unerforschten Übertragungswege von Tropenkrankheiten bei Menschen, wie Malaria oder die Schlafkrankheit, interessierten ihn sehr.

Anfang des 20. Jahrhunderts schicke er eine Kommission nach Ostafrika, um – unter seiner Leitung – Therapiemöglichkeiten gegen die Schlafkrankheit zu erforschen. Kurzfristige Erfolge erzielte er mit der Gabe des arsenhaltigen Atoxyl zur Behandlung von Schlafkranken. Doch der Verursacher der Infektion und Überträger der auslösenden Parasiten, die Tsetsefliege, ließ sich davon nur kurzfristig beeindrucken. Koch erhöhte die Atoxyl-Dosis, wohlwissend um die Nebenwirkungen und Risiken des Mittels. Das Robert Koch-Institut selbst beschreibt diese Zeit und Kochs letzte Forschungsreise als „dunkelstes Kapitel seiner Laufbahn“. Aus heutiger Sicht waren einige seiner Methoden absolut unethisch und unvertretbar.

Nach einem schweren Herzanfall im April 1910 ging Robert Koch auf Kur nach Baden-Baden, wo er am 27. Mai 1910 verstarb. In einem im Robert Koch-Institut eigens errichteten Mausoleum wurde die Urne mit seiner Asche im Dezember 1910 beigesetzt. Auch sein gesamter wissenschaftlicher Nachlass wird hier aufbewahrt. Wer auf Robert Kochs Spuren unterwegs ist, wird im 2017 neu eröffneten Museum am historischen Standort in Berlin-Wedding fündig – dem Ort, an dem Koch selbst bahnbrechende Erkenntnisse zu den Krankheitserregern und deren Epidemiologie erarbeitet hat. Das Museum hat sich inzwischen als Public-Health-Besucherzentrum erfolgreich etabliert. 

Aktueller denn je

Robert Koch hat mit seinen Entdeckungen den Grundstein für die Arbeit der DAHW im Kampf gegen Tuberkulose gelegt. Seine Entdeckung der Bakterien, des TB-Erregers und die Entwicklung des Sputum-Tests waren und sind bis heute Grundwissen und wichtigstes Hilfsmittel in unserer aktiven Projektarbeit.

Bahnbrechende Entdeckung

Robert Koch beschrieb am 24. März 1882 erstmals wissenschaftlich das Mycobacterium tuberculosis, den Erreger der Tuberkulose.

Tuberkulose

Obwohl die bakterielle Infektionskrankheit vermeidbar und behandelbar ist, versursacht sie nach wie vor großes Leid und fordert unzählige Menschenleben.

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