15. August 2023

Zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban: Die DAHW bleibt weiter in Afghanistan aktiv!

Obwohl Frauen und Mädchen beispielsweise stärker von Tuberkulose betroffen sind, ist es für sie schwieriger, medizinische Versorgung zu bekommen, als für Männer. (Foto: LEPCO)

Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe zeigt sich angesichts der Situation von Frauen und Mädchen, der schwierigen humanitären Lage und der nicht besonders guten Gesundheitsversorgung in Afghanistan besorgt.

Würzburg, den 15. August 2023: Seit 1971 ist die DAHW in Afghanistan aktiv. 1984 gründete Dr. Ruth Pfau von Pakistan aus die Organisation LEPCO, um damit – gemeinsam mit der DAHW – ein nationales Lepra- und später Lepra- und TB-Kontrollprogramm in Afghanistan aufzubauen. Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen LEPCO und GMS betreibt die DAHW heute sieben kleine Kliniken im Land, die gerade dort Behandlungen anbieten, wo es sonst kaum medizinische Einrichtungen gibt.

Seit dem 15. August 2021, also bereits seit zwei Jahren, gelten in Afghanistan die Regeln der Taliban. Auch während dieser Zeit haben unsere Teams vor Ort weiter Screenings und Behandlungen durchgeführt und unsere Projektarbeit im Bereich der Lepra- und Tuberkulosearbeit beharrlich fortgesetzt – obgleich die Herausforderungen groß sind. „In Afghanistan besteht eine der größten humanitären Notlagen weltweit“, heißt es aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).Die Welthungerhilfe erwartet für 2023, „dass 28,3 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen werden – das sind zwei Drittel der Gesamtbevölkerung.“

DAHW-Global HealthBerater Anil Fastenau war erst kürzlich vor Ort, um sich selbst ein Bild von der aktuellen Situation zu machen. Er schätzt die medizinische Grundversorgung als nicht besonders gut ein: „Insbesondere in den abgelegenen Gebieten haben die Menschen nur sehr eingeschränkten Zugang zu medizinischen Dienstleistungen und müssen teilweise stundenlang bis zum nächsten Gesundheitszentrum fahren.“

Für Fastenau war es der erste Besuch in Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 – und die Veränderungen waren kaum zu übersehen, erzählt er. Insbesondere für Frauen sei die Situation sehr schwierig. „Wir reden hier von einer Gender-Apartheid“, so Fastenau. Nicht nur seien Frauen und Mädchen beispielsweise von Tuberkulose stärker betroffen als Männer, es sei für sie auch schwieriger, medizinische Versorgung zu bekommen. „Sie sind es, die – auch in Zukunft – unsere Unterstützung mehr denn je brauchen. Deshalb bleiben wir jetzt erst recht in Afghanistan aktiv und lassen die Menschen dort nicht im Stich“, sagt Fastenau.

„Die Situation für Frauen und Mädchen in Afghanistan ist katastrophal“, erklärt auch Susan Höfner, die bei der DAHW für den Bereich der Humanitären Hilfe verantwortlich ist. „Sie sind in ihren Rechten massiv eingeschränkt und werden regelrecht systematisch aus dem öffentlichen Leben verdrängt. So werden zum Beispiel Mädchen nach der sechsten Schulklasse von Bildung per Gesetz ausgeschlossen, sie dürfen keine weiterführenden Schulen besuchen. Diejenigen, die sich dagegen auflehnen und ihre Rechte einfordern, müssen um ihre Sicherheit fürchten. Seit der Machtübernahme beobachten wir eine Zuspitzung der humanitären Krise und der volatilen Lage.“

Neben den Einschränkungen, die ohnehin für die weibliche Bevölkerung gelten, haben die Taliban im vergangenen Jahr de facto ein Beschäftigungsverbot für afghanische Frauen in Hilfsorganisationen erlassen. Dabei sind es gerade die weiblichen Mitarbeiterinnen, die in der Gesundheitsversorgung unverzichtbar sind, erklärte auch unsere Kollegin Juliane Meißner, die als Portfoliokoordinatorin für die DAHW-Arbeit in Afghanistan zuständig ist. Zwar sind Gesundheitsmitarbeiterinnen von diesem faktischen Beschäftigungsverbot ausgenommen, dennoch leben auch die Mitarbeiterinnen der DAHW-Projekte in Unsicherheit. Die DAHW bleibt trotzdem weiter am Ball, um die Menschen in ihren Projekten und vor allem die weibliche Bevölkerung nicht im Stich zu lassen.

Im Zuge unserer Outreach-Aktionen reisen kleine Teams in kaum zugängliche Regionen, um die Frauen und Kinder vor Ort untersuchen zu können, die ansonsten von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten sind. „Dabei ist es sehr wichtig, dass auch weibliche Mitarbeiterinnen dabei sind, denn Frauen dürfen sich von Männern überhaupt nicht untersuchen lassen“, erklärt Meißner. „Unser Anspruch als DAHW ist es, dorthin zu gehen, wo sonst niemand hinkommt. Gerade in Afghanistan, wo etwa 50 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben und in entlegenen Gebieten kaum Zugang zu Gesundheitseinrichtungen haben, leistet unsere Arbeit einen wichtigen Beitrag.“ 

In Anbetracht der Entwicklungen im Land seit der Machtübernahme der Taliban ist dieser Beitrag nicht nur wichtig, sondern für all die Menschen, die dringend Hilfe benötigen, unverzichtbar.


 

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