08. März 2023

Internationaler Frauentag: DAHW betont die Bedeutung ihrer weiblichen Mitarbeiterinnen für die Gesundheitsversorgung in Afghanistan

Ein Outreach-Team bei der Arbeit in Afghanistan. Die Teams bieten nicht nur medizinische Versorgung, sondern leisten auch Aufklärungsarbeit zu Themen, die gerade für Frauen und Kinder relevant sind, etwa Ernährung, Stillen, Verhinderung von Infektionen. (Foto: LEPCO)

In den meisten Ländern der Erde gehören Frauen zu den besonders vulnerablen Personen – so auch und besonders in Afghanistan. Anlässlich des Internationalen Frauentages 2023 erinnert die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe heute an die aktuelle Lage in Afghanistan und verweist auf die eigene Arbeit vor Ort.

Würzburg, 08.03.2023: Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe blickt mit Sorge auf die Situation der Frauen in Afghanistan. Denn neben den Einschränkungen, die ohnehin für die weibliche Bevölkerung gelten, haben die Taliban im vergangenen Jahr de facto ein Beschäftigungsverbot für afghanische Frauen in Hilfsorganisationen erlassen. Seither leben auch die Mitarbeiterinnen der DAHW-Projekte in Unsicherheit. „Gesundheitsmitarbeiterinnen sind von diesem faktischen Beschäftigungsverbot eigentlich ausgenommen“, erklärt Juliane Meißner, DAHW-Koordinatorin für Afghanistan und Indien. „Aber gerade beim administrativen Personal besteht eine gewisse Unsicherheit, denn sie wissen nie, ob sie nicht auf dem Weg zur Arbeit von einer Patrouille festgehalten werden. Sie haben Angst um ihre Familien, um ihre Zukunft.“

DAHW-Vorstand Patrick Georg betonte bereits kurz nach dem Taliban-Beschluss im Dezember die moralische Zwickmühle, in der sich die DAHW befindet: Schließlich geht es vor allem um die Menschen, die medizinische Hilfe benötigen, so der DAHW-Vorstand: „Wir unterstützen und versorgen insbesondere vulnerable Personen, die ohnehin von der schwierigen Situation im Land betroffen sind.“

DAHW-Arbeit in Afghanistan ist für Frauen und Kinder von höchster Bedeutung

Denn die Arbeit der DAHW in Afghanistan ist gerade für die Gesundheitsversorgung von Frauen und Kindern unverzichtbar. Vor allem, wenn sie in entlegenen Dörfern leben, haben sie normalerweise so gut wie keine Chance, bei Gesundheitsproblemen medizinisch betreut zu werden: Die Wege sind weit und beschwerlich, zudem dürfen Frauen ohne männliche Begleitung nicht reisen. Die Männer der Familie müssen also ihre Arbeit unterbrechen, oft für mehrere Tage – angesichts des ohnehin geringen Einkommens eine schwierige Entscheidung. Die DAHW führt deshalb mit ihrer Partnerorganisation LEPCO ein sogenanntes Outreach-Projekt durch. Kleine Teams reisen dabei in kaum zugängliche Regionen, um die Frauen und Kinder vor Ort untersuchen zu können. Das Ziel: in jedem Sommermonat rund 80 Gemeinden zu besuchen, die ansonsten von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten sind. „Dabei ist es sehr wichtig, dass auch weibliche Mitarbeiterinnen dabei sind, denn Frauen dürfen sich von Männern überhaupt nicht untersuchen lassen“, erläutert DAHW-Koordinatorin Meißner. Ein weiterer Grund, warum sie hofft, dass das Projekt auch unter der neuen Regierung weiterlaufen kann. Im April, wenn die Schneeschmelze eingesetzt hat und die Wege wieder begehbar sind, wollen die Teams wieder aufbrechen.

Filling the Gap: Die DAHW geht dorthin, wo sonst niemand ist

„Unser Anspruch als DAHW ist es, dorthin zu gehen, wo sonst niemand hinkommt“, sagt Meißner. „Gerade in Afghanistan, wo etwa 50 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben und in entlegenen Gebieten kaum Zugang zu Gesundheitseinrichtungen haben, leistet unser Projekt einen wichtigen Beitrag.“ Gemäß der Sonderregelung für Gesundheitspersonal sollten die Outreach-Teams eigentlich auch mit weiblicher Besetzung weiterarbeiten können. „Ich hoffe nur“, sagt Juliane Meißner, „dass das die Kontrollposten und die regionalen Autoritäten auch respektieren.“