31. März 2023

„Es bleibt viel zu tun“: Erkenntnisse aus der NTD-Konferenz der WHO

DAHW-Forschungskoordinatorin Dr. Christa Kasang gemeinsam mit dem neuen Teamleiter des WHO-Lepra-Programms, Vivek Lal, der zuvor selbst lange für die DAHW in Indien gearbeitet hat (Foto: Geoff Warne)

Drei Fragen an Dr. Christa Kasang, Forschungskoordinatorin der DAHW, zum weiteren Vorgehen gegen Vernachlässigte Tropenkrankheiten

Würzburg / Genf, 31.03.2023: In der Schweiz geht heute die WHO-Konferenz zu Vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) der Haut zu Ende. Rund 600 Teilnehmer:innen haben sich fünf Tage lang ausgetauscht – in Präsenz und online. Mittendrin: Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, vertreten durch Forschungskoordinatorin Dr. Christa Kasang und Global-Health-Berater Anil Fastenau. Die DAHW ist sehr aktiv im Bereich der NTDs – auch Lepra gehört zu diesen Krankheiten.

Welche Erkenntnisse habt ihr aus der Konferenz in Genf mitgenommen?

Dr. Christa Kasang: Im Rahmen der Skin-NTD-Konferenz ist sehr klar geworden, dass wir Ressourcen sparen und viele Synergieeffekte nutzen können, wenn wir in der Kontrolle der verschiedenen Erkrankungen besser zusammenarbeiten. Es ist aber oft nicht ganz so einfach, wie wir es uns vorstellen. Wichtig ist eine gute Evaluierung der geographischen Verbreitung der Erkrankungen und der notwendigen Maßnahmen, die für die für Prävention und Kontrolle essenziell sind. Manche Präventionsmaßnahmen sind zeitintensiver als andere und das muss gut abgestimmt werden. Die Tatsache, dass die Skin-NTDs durch Hautuntersuchungen gefunden werden, zum Beispiel im Rahmen von sogenannten Skin Camps, macht es sinnvoll, die Aktivitäten der aktiven Fallsuche miteinander zu verbinden. Und es geht noch weiter: Aus ethischen Gründen müssen wir auf jeden Fall Diagnose und gute Untersuchungen anderer Hauterkrankungen in diese Screenings mit einbeziehen und auch dafür eine Behandlung anbieten.

Wie sieht die Zukunft der NTD-Kontrolle und -Forschung aus?

Dr. Christa Kasang: Dadurch, dass die WHO nun in großem Maßstab zur Kontrolle von Haut-NTDs aufruft, ist eine Bewegung in die Richtung der Detektion und Behandlung dieser Erkrankungen zu beobachten. Die Aktivitäten sind bei vielen betroffenen Ländern wieder auf der Agenda und ich hoffe sehr, dass dieses Momentum lange anhält und die Bekämpfung möglich macht. Die Forschung nimmt eine große Bedeutung ein bei evidenzbasierter Entscheidung – das betrifft sowohl die geplanten Maßnahmen und die verwendeten Tools als auch die Behandlung. Besonders die Implementationsforschung, also die Frage, wie der größte Impact bei der Kontrolle der Erkrankungen möglich wird, spielt bei unserer Arbeit eine zentrale Rolle. Wichtig ist hierbei immer, dass die Ergebnisse publiziert werden, damit auch andere Arbeitsgruppen davon profitieren können.

Wie will die DAHW in Zukunft weiter gegen NTDs vorgehen?

Dr. Christa Kasang: Moderne Technologie kann uns sowohl beim Training als auch der Diagnostik gut unterstützen. Wir wollen diese Technologien, beispielsweise Hautscreenings-Apps mit Künstlicher Intelligenz, in naher Zukunft in unseren Projekten testen. Geographische Informationstechnologie kann dabei helfen, die Einsatzorte besser bestimmen zu können, und Apps für Datensammlungen können die notwendigen Daten zeitnah zur Verfügung stellen. Wichtig ist und bleibt natürlich die Forschung an Impfstoffen, Präventionsmethoden, Medikamenten und Behandlungsoptionen. Es bleibt viel zu tun.


Vernachlässigte

Tropenkrankheiten

(NTDs)