Vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs)

Weltweit sind mehr als 1,7 Milliarden Menschen von einer Vernachlässigten Tropenkrankheit (Neglected Tropical Disease, NTD) betroffen oder bedroht, viele Millionen sterben jährlich an den Folgen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt aktuell 20 Erkrankungen zu der Gruppe der NTDs, die unbehandelt zu chronischen Beschwerden, Behinderungen oder auch zum Tod führen.

Alle NTDs haben gemeinsam, dass sie nahezu keine Aufmerksamkeit von der Öffentlichkeit, von der (angewandten) Forschung, von staatlichen Institutionen und (Pharma-)Unternehmen erhalten, weil sie in den wohlhabenden Ländern des Globalen Nordens keine oder kaum noch eine Rolle spielen.

NTDs treffen vor allem Menschen in Ländern des Globalen Südens, weshalb sie auch als "Krankheiten der Armut" bezeichnet werden. Sie sind dort verbreitet, wo Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser, zu sanitären Anlagen und zu Hygienewissen bzw. -material haben (WASH) und wo es an medizinischer Versorgung mangelt.

Für viele dieser Krankheiten gibt es nach wie vor keine gute und wirksame Therapie, wenn doch Medikamente vorhanden sind, haben dies oft furchtbare Nebenwirkungen. Genauso weiß man von vielen Krankheiten nicht, wie sie übertragen werden. Es fehlt an Mitteln für die Forschung.

All das und noch mehr spielt eine Rolle darin, warum das Risiko für Betroffene, zu verarmen, sehr groß ist: schwindende Leistungsfähigkeit, hohe Behandlungskosten, Nebenwirkungen, Ausgrenzung und Stigmatisierung. In vielen Ländern werden Betroffene zudem gesetzlich diskriminiert.

Diesen Teufelskreis aus Armut und Krankheit will die DAHW in ihren Einsatzländern mit ganzheitlichen, sektorübergreifenden Ansätzen durchbrechen!

Welt-NTD-Tag

Anlässlich des 3. "Welttages gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten" am 30. Januar 2022 findet eine internationale Kampagne statt, an der sich auch die DAHW beteiligt.

Strategien gegen NTDs

 Die DAHW setzt in ihren Projekten auf verschiedene sektorübergreifende und inklusive Ansätze, um die Ausbreitung von vernachlässigten Tropenkrankheiten einzudämmen.

Diese NTDs bekämpft die DAHW aktuell

Lepra

Das Urmandat der DAHW ist eine bakterielle Infektionskrankheit, deren Erreger Haut und Nervensystem befällt und zerstört. Unbehandelt kann sie zu schweren Behinderungen führen.

Schistosomiasis (Bilharziose)

Mehr als 250 Millionen Menschen weltweit leiden an dieser Wurminfektion, die bei Kontakt zu infiziertem Wasser erfolgen kann. Jedes Jahr sterben ca. 280.000 Menschen an den Folgen.

Chagas

Diese Infektionskrankheit, benannt nach ihrem brasilianischen Entdecker Carlos Chagas, wird durch den Biss einer Raubwanze übertragen und ist in Süd- und Mittelamerika weit verbreitet.

Lymphatische Filariose (Elefantiasis)

Diese Infektionskrankheit wird von Moskitos übertragen und verursacht abnorme Schwellung von Armen und Beinen sowie Geschlechtsteilen. Weltweit sind Ca. 120 Mio. Menschen betroffen.

Buruli Ulcer

Bei einer Infektion scheidet das dem Lepra-Bakterium verwandte, „Mycobacterium ulceran“ einen Giftstoff (Mycolactone) aus, der die Haut und das Gewebe der betroffenen Menschen bis hin zum Knochen zerstört.

Leishmaniose

Blutsaugende Sandmücken übertragen diese Krankheit, die - je nach Form - Rötungen, Geschwüre, Knoten und Fieber versursachen kann. Bei Organbefall ist sie tödlich.

Bei zu später Behandlung gehen die Schwellungen nicht mehr zurück.
Foto: Bernd Hartung / DAHW

Frambösie (Yaws)

Die Hautinfektion wird durch einen mit Syphilis verwandten Keim verursacht und kann zu Abszessen, chronischen Behinderungen und schweren Entstellungen führen.

Überblick über alle NTDs

Die Weltgesundheitsorganisation definiert aktuell 20 Vernachlässigte Tropenkrankheiten. Sie alle haben gemeinsam, dass sie infektiöse Ursachen haben und von Armut begünstigt sind.