Zoonosen

Wenn Tiere Krankheiten auf den Menschen übertragen

Tollwut ist eine, Tuberkulose auch, ebenso Ebola, HIV und COVID-19, eventuell auch Lepra. Die Rede ist von Zoonosen, also von sog. zoonotischen Krankheiten, die von Tier zu Mensch (Zooanthroponosen) oder von Mensch zu Tier (Anthropozoonosen) übertragen werden können.

60 bis 70 Prozent aller beim Menschen neu auftretenden Infektionskrankheiten stammen ursprünglich von Tieren ab. Aktuell sind rund 200 Zoonosen bekannt – und es werden immer mehr.

Unter anderem aufgrund des weltweiten Bevölkerungswachstums, des zunehmenden Eindringens des Menschen in die Lebensräume der Tiere, des global veränderten Reiseverhaltens sowie durch Gütertransporte und Veränderungen der Lebensmittelproduktion.

Unzureichende Forschung

Auch bei 14 der 20 als vernachlässigte Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) klassifizierten Infektionskrankheiten handelt es sich wahrscheinlich um Zoonosen. „Wahrscheinlich“ deshalb, weil insbesondere bei NTDs die Übertragungswege zumeist nicht ausreichend erforscht und der Ursprung der Erreger oft nicht abschließend geklärt ist.

So zum Beispiel bei Lepra: Hier wurden erst Ende 2020 Lepra-Erreger bei wildlebenden Schimpansen entdeckt, was auf ein weiteres natürliches Reservoir für das Bakterium schließen lässt.

Übertragungswege oft unklar

Zoonosen können durch Viren, Bakterien, Parasiten, Pilzen oder Prionen (Proteine, die im tierischen Organismus vorkommen) ausgelöst werden. Dabei sind die Übertragungswege sehr unterschiedlich: Bei manchen Zoonosen überträgt sich der Erreger im direkten Kontakt vom Tier auf den Menschen durch Schmierinfektionen oder Bissverletzungen, andere werden über die Luft transportiert oder über kontaminierte Lebensmittel wie Fleisch, Milch oder Eier. Oder aber es sind sog. belebte Vektoren im Spiel wie Stechmücken, Wanzen oder Zecken. Sie übertragen den Erreger zwischen Mensch und Tier, ohne selbst zu erkranken.

Wichtiger One-Health-Ansatz

Um zoonotische Infektionskrankheiten wirksam zu bekämpfen, braucht es sowohl die Expertise aus der Human- als auch aus der Veterinärmedizin – sowie die Einbeziehung der Umweltfaktoren und Lebensumstände in den betroffenen Regionen. Dieser One-Health-Ansatz – die gemeinsame Betrachtung von Mensch, Tier und Umwelt („Eine Gesundheit“) – gewinnt auch in der Projektarbeit der DAHW zunehmend an Bedeutung.

Gerade in unseren Einsatzländern im Globalen Süden, die über sehr limitierte Ressourcen (Personal, Ausstattung u.a.) und schwächere Infrastrukturen verfügen, bietet der One-Health-Ansatz eine Chance, die Gesundheitsdienstleistungen insgesamt – sowohl im human- als auch im veterinärmedizinischem Bereich – zu stärken, und Synergien in der Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung (WASH), in der Landwirtschaft und bei der Lebensmittelsicherheit zu nutzen.

Zoonotische Tuberkulose

Die sog. Rindertuberkulose kommt heute in Deutschland kaum noch vor, aber in anderen Ländern ist sie nach wie vor verbreitet.