Zoonotische Tuberkulose

Die Rindertuberkulose, auch bovine Tuberkulose genannt, ist eine ansteckende, chronisch verlaufende Infektionskrankheit, die vorwiegend bei Rindern, aber auch bei anderen Tieren wie zum Beispiel bei Rotwild, Wildschweinen oder Dachsen auftritt. Da die Rinder-Tuberkulose auch auf den Menschen übertragen werden kann, ist sie eine sogenannte Zoonose. Gemäß der "Verordnung zum Schutz gegen die Tuberkulose des Rindes“ zählt die Rinder-TB zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen.  

Die Erreger der Rinder-TB sind das Mycobacterium Bovis oder das Mycobacterium Caprae. Diese gehören der gleichen Gruppe an wie die Erreger der Tuberkulose-Erkrankung des Menschen (Mycobacterium Tuberculosis).

Die  bovine Tuberkulose bei Rindern war in der Vergangenheit eine häufige, bei Bauern gefürchtete Krankheit. Heute kommt die Tuberkulose bei Rindern in Deutschland kaum noch vor. Dies ist vor allem auf die Durchführung von flächendeckende Reihenuntersuchungen bei Rindern (Tuberkulinproben) in den 1950er- bis 1970er-Jahren zurückzuführen. Seit 1997 ist der Rinderbestand in Deutschland „amtlich anerkannt tuberkulosefrei“ (Friedrich-Loeffler-Institut, Nationales veterinärmedizinisches Referenzlabor für Tuberkulose). Heute treten hierzulande nur noch  vereinzelte Fälle der bovine Tuberkulose bei Rindern auf, die  durch den Kontakt mit infizierten Wildtieren verursacht werden. Diese werden meist bei Fleischuntersuchungen im Rahmen der Schlachtung festgestellt. Um eine erneute Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern, müssen betroffene Betriebe umgehend Bekämpfungsmaßnahmen, wie die Untersuchung aller Rinder des Bestandes und die Tötung erkrankter Tiere, umsetzen. Zuletzt sorgte ein Fund von Rinder-TB bei einem Betrieb in Oberbayern im Januar 2021 für Schlagzeilen. Dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zufolge tritt die Rinder-TB zur Zeit vermehrt in Spanien, (Nord-)Irland und Großbritannien auf.

Eine Ansteckung des Menschen mit Rindertuberkulose kann durch den Verzehr von kontaminierten Rohmilchprodukten oder durch den direkten Kontakt mit kranken Tieren erfolgen. Die Übertragung von einem erkrankten Menschen auf einen anderen Menschen ist durch eine Tröpfcheninfektion beim Husten möglich, aber sehr selten.

Im 19. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Infektionen von Menschen mit boviner Tuberkulose auch in Deutschland relativ stark verbreitet. Durch die erfolgreiche Bekämpfung der Tuberkulose bei Rindern und  eine generell verbesserte Tier- und Lebensmittelhygiene, kommt es kaum noch zur Übertragung der Rinder-TB auf den Menschen. So werden beispielsweise durch das hierzulande übliche Pasteurisieren der Milch mögliche Erreger abgetötet.

Die etwa 50 Fälle von Rinder-Tuberkulose bei Menschen, die jährlich in Deutschland auftreten, sind wahrscheinlich auf den Kontakt zu infizierten Tieren vor vielen Jahrzehnten zurückzuführen oder die Ansteckung erfolgte in einem anderen Land, in dem nicht alle Milchprodukte pasteurisiert werden. In diesen Ländern sind dementsprechend auch Fälle von Rinder-TB bei Menschen viel häufiger.

Die Symptome einer TB, die durch das Mycobacterium Bovis verursacht wird, gleichen denen einer TB, die durch das Mycobacterium Tuberculosis verursacht wird: Husten, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Abgeschlagenheit, Nachtschweiß und leichtes Fieber. Auch die Behandlung entspricht der Standartbehandlung der Tuberkulose. Im Jahr 2019 sind Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge rund 140.000 Menschen an einer Rinder-Tuberkulose erkrankt und 11.400 daran verstorben.

WHO Tuberculosis report 2020

 

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