Digitale Gesundheitsförderung

Gesundheitswissen für alle, überall und jederzeit

Im Krankheitsfalls zur Hausärztin gehen, auf dem Smartphone Symptome googlen oder in der Zeitung über Gesundheitsthemen informieren – was für die einen selbstverständlich ist, ist für andere unmöglich.

Aktuell haben etwa 400 Millionen Menschen keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung (Quelle: WHO) und rund 43 Milliarden Menschen keinen Zugang zum Internet (Quelle: ITU). Schätzungsweise 750 Millionen Menschen sind Analphabet:innen – sechs Millionen allein in Deutschland (Quelle: UNESCO). Zudem sind die meisten Internetinhalte nur in wenigen Hauptsprachen der Welt verfügbar.

Doch wie kann allen Menschen (über-)lebenswichtiges Gesundheitswissen zugänglich gemacht werden? Dieser Herausforderung widmet sich die DAHW mit ihren neuen "DigitalWays2Health" – den "Digitalen Wegen zu Gesundheit".

Audio-Inhalte und digitale Lösungen

Wenige Monate nach Ausbruch der Corona-Pandemie startete die DAHW ein erstes Kooperationsprojekt mit der Organisation URIDU, um trotz Kontakt- und Mobilitätseinschränkungen marginalisierte Bevölkerungsgruppen in Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas mit Informationen zu Corona zu versorgen. Diese Audio-Aufklärungskampagne auf Social Media basierte auf dem Open-Source-Projekt Audiopedia von URIDU.

Audiopedia bietet NGOs die Möglichkeit, Audio-Inhalte (FAQs, Hörspiele oder auch Podcasts) in verschiedenen Sprachen aufzubereiten und den jeweiligen Zielgruppen über verschiedene Kanäle bzw. Werkzeuge zur Verfügung zu stellen:

  • via Online-Datenbank
  • via WebApp
  • via Messengerdienste
  • via solarbetriebener Media-Player (für Menschen ohne Strom- und/oder Internetzugang)
  • via SD-Karten (für Menschen ohne internetfähige Handys)
  • via lokaler WIFI-Hotspots (eingerichtet mit speziellen Routern in Gesundheitseinrichtungen oder Gemeindezentren)

Diesen "Werkzeugkasten" möchte die DAHW nun um spezifische Inhalte und Technologien erweitern und im Kampf gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) einsetzen.

DigitalWays2Health – Pilotprojekte

Unter dem Titel "DigitalWays2Health" ("Digitale Wege zu Gesundheit") setzt die DAHW aktuell vier Pilotprojekte um, bei denen die verschiedenen Technologien und Verteilungsmöglichkeiten im Bereich der digitalen Gesundheitsförderung getestet werden:

  • In Uganda werden in einem Geflüchtetencamp Solar-MP3-Player verteilt, um trotz fehlendem Zugang zu Strom und Internet über mentale Gesundheit zu informieren.
  • In Nigeria erhalten Frauen SD-Karten für ihre einfachen Handys, um Informationen zu Frauengesundheit und Schwangerschaft zu erhalten.
  • In Indien beraten Fachkräfte indigene Bevölkerungsgruppen zu COVID-19, Lepra und allgemeinen Hygienepraktiken über Messengerdienste. 
  • In Brasilien wird die allgemeine Bevölkerung über eine Online-Plattform und eine WebApp über Lepra und allgemeinen Themen der Hautgesundheit aufgeklärt.

Weitere Audioinhalte zu vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs), Tuberkulose, Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung sowie Inklusionsrechten sind in Planung.

    Großes Potenzial im Kampf gegen NTDs

    Neglected Tropical Diseases (NTDs) treffen vor allem marginalisierte und benachteiligte Menschen. Darum bieten hier zielgruppengerechte, (sprach-)barrierefreie Inhalte, die über digitale Medien verbreitet werden, besonders großes Potenzial.

    Denn die Vermittlung von Wissen zu Übertragungswegen und Präventionsmöglichkeiten, zu Symptomen und Therapien ist entscheidend bei der Eindämmung von NTDs bzw. der Reduzierung von chronischen Manifestationen, Behinderungen oder auch dem Tod infolge einer NTD-Erkrankung.

    Bedarfsgerecht und gemeindebasiert

    Doch die Inhalte und Technologien müssen zu den Bedarfen und Bedürfnissen der Menschen sowie zu den kulturellen Kontexten und Strukturen vor Ort passen. Daher führt die DAHW zunächst gemeinsam mit allen Beteiligten – Gemeindemitglieder, Gemeindevorsteher und religiöse Führer, Betroffenenorgansiationen und staatliche Institutionen – eine Analyse durch. Auf Basis der Erkenntnisse werden zielgruppengerechte Inhalte erstellt und in den jeweils lokalen Sprachen aufgenommen.

    Eine entscheidende Rolle spielen die (meist ehrenamtlichen) Gesundheitshelfer:innen: Sie infomieren in ihren Gemeinschaften ("Communities") über die neuen Informationskanäle, verteilen die technische "Hardware" und geben Hilfestellung bei ihrer Verwendung. Auf diese Weise stehen die Inhalte 24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche für alle Menschen zur Verfügung

    Auch in der neuen "Roadmap zur Bekämpfung von NTDs" der Weltgesundheitsorganisation WHO haben die soziale Mobilisierung und die Gesundheitserziehung in den Gemeinden einen hohen Stellenwert.

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