07. Oktober 2019

50 Jahre Lepra-Nationalprogramm in Paraguay

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des – maßgeblich von der DAHW mitinitiierten und -finanzierten – Lepra-Nationalprogramms in Paraguay übergeben Programmvertreterin Dr. Olga Aldama und der Vize-Gesundheitsminister des Landes, Dr. Julio Rolón Vicioso, eine Ehrenplakette DAHW-Mitarbeiterin Theresia Düring. Foto: Carolin Gunesch / DAHW

Anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums luden die Mitarbeiter*innen des Lepra-Nationalprogramms am 25. September 2019 Vertreter*innen der DAHW, des KM81 und des Gesundheitsministeriums in das „Centro de Especialidades dermatologicos“ in San Lorenzo zu einer Feierstunde ein.

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die beispielhaft ist für viele weitere in den Einsatzländern der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe: 1969 wurde in Paraguay mit fachlicher und finanzieller Unterstützung des Würzburger Hilfswerks ein Lepra-Nationalprogramm ins Leben gerufen und gemeinsam mit lokalen Partnern – in Paraguay der Mennoniten-Orden – kontinuierlich auf- und ausgebaut. Heute zeichnet das Gesundheitsministerium für das Nationalprogramm verantwortlich, das Mennoniten-Hospital KM81 berät und unterstützt die Mitarbeiter*innen. Eine Entwicklung, die den strategischen Zielen der DAHW entspricht: Gemeinsam mit Institutionen und Organisationen vor Ort werden nachhaltige Strukturen und Kapazitäten im Kampf gegen Lepra aufgebaut, um sich langfristig zurückziehen zu können. Anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums luden die Mitarbeiter*innen des Lepra-Nationalprogramms am 25. September 2019 Vertreter*innen der DAHW, des KM81 und des Gesundheitsministeriums in das „Centro de Especialidades dermatologicos“ in San Lorenzo zu einer Feierstunde ein.

Neben Vize-Gesundheitsminister Dr. Julio Rolón Vicioso wohnten rund 60 weitere Vertreter*innen des Nationalprogramms, der DAHW und des KM81 der Jubiläumsfeier bei. Für die DAHW-Zentrale in Würzburg waren Theresia Düring und Carolin Gunesch vor Ort, DAHW-Präsident Patrick Miesen gratulierte via Video-Botschaft. „Wir haben in den Mennoniten starke Partner, die sich den besonderen Herausforderungen der Bekämpfung der Krankheiten Lepra und auch Tuberkulose vor Ort stellen“, hielt er ihn seinem Grußwort fest. Für das KM81 ergriff Dr. Carlos Wiens das Wort: Er gab einen historischen Überblick über die „fundamentale“ Zusammenarbeit der drei Partner und betonte, dass auch heute noch jeder von ihnen gebraucht würde. Dr. Olga Aldama, Vertreterin des Nationalprogramms, übergab DAHW und KM81 eine Jubiläumsplakette und ehrte anschließend einige langjährigen, besonders verdienten Mitarbeiter*innen des Programms.

Heute legendär in Paraguay: das Mennoniten-Krankenhaus KM81

Das Mennoniten-Krankenhaus KM81 wurde 1951 westlich der paraguayischen Hauptstadt Asunción errichtet. Zu Beginn standen die Behandlung und Betreuung von Lepra-Patient*innen im Zentrum, später kamen Tuberkulose- und HIV-Erkrankungen hinzu. Heute werden auch allgemeinmedizinische Behandlungen angeboten – auch dank der bis heute andauernden finanziellen Unterstützung der DAHW kostenlos bzw. stark verbilligt. Zudem finden regelmäßig Kurse für medizinisches Personal aus dem ganzen Land statt. Das ausgebildete Gesundheitspersonal führt Hausbesuche bei bereits bekannten Patient*innen durch und sucht auf ihren Fahrten durchs Land auch nach neu Infizierten. Betroffene werden untersucht und behandelt sowie über Maßnahmen zur Vorbeugung von Behinderung informiert, auch in Schulen und örtlichen Krankenhäusern wird über Lepra aufgeklärt, um Vorurteilen und Stigmatisierung von Betroffenen entgegenzuwirken und die Früherkennung zu fördern. Das Modell, nach dem das Hospital KM81 arbeitet, ist inzwischen weltweit anerkannt.

Herausforderungen in der Lepra-Arbeit in Paraguay

In einem der ärmsten Länder Lateinamerikas stehen Lepra und Tuberkulose nicht an oberster Stelle der staatlichen Gesundheitsagenda. Die registrierten Lepra-Fälle scheinen mit durchschnittlich 400 pro Jahr auf den ersten Blick auch recht niedrig, gemessen an der Einwohnerzahl weist Paraguay jedoch eine der höchsten Lepra-Raten auf. Hinzukommt, dass ca. 12 Prozent der Lepra-Fälle erst entdeckt werden, wenn sich aufgrund der Erkrankung bereits schwere Folgebehinderungen entwickelt haben. Besonders viele Fälle finden sich in der entlegenen Chaco-Region im Westen Paraguays, besonders häufig ist die indigene Bevölkerung betroffen. Die Kontrollarbeit in diesem dünn besiedelten, hochendemischen „Niemandsland“, das an Argentinien und Bolivien grenzt, bringt viele Herausforderungen mit sich. Erschwert wird die Situation dadurch, dass die Gesundheitsministerien der drei Länder bisher nicht zusammenarbeiten.