15. Oktober 2021

Welttag zur Beseitigung der Armut am 17. Oktober

Menschen in Armut sind besonders anfällig für Krankheiten. An Tuberkulose beispielsweise sterben täglich bis zu 4.000 Menschen. Foto: Mario Schmitt / DAHW

Am Welttag zur Beseitigung der Armut richtet die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe ihren Blick auf all diejenigen, die weltweit in Armut leben und mit armutsassoziierten Krankheiten zu kämpfen haben.

No poverty: Armut beenden, in all ihren Formen, überall. So lautet das Ziel Nummer einsder 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs). Der Internationale Tag zur Beseitigung der Armut am 17. Oktober macht deutlich, dass extreme Armut zwar zurückgeht, aber sich dieser Rückgang verlangsamt hat. Und mehr noch: Die COVID-19-Pandemie hat dazu geführt, dass jahrzehntelange Fortschritte im Kampf gegen (extreme) Armut zunichte gemacht wurden. Nach Angaben der Weltbank wurden durch die Krise bis zu 115 Millionen Menschen in die Armut gedrängt. Im Jahr 2021 wird sich diese Zahl voraussichtlich auf 143 bis 163 Millionen erhöhen – zusätzlich zu den 1,3 Milliarden Menschen, die bereits in dauerhafter Armut leben und deren bereits bestehende Notlage durch die globale Pandemie noch verschlimmert wurde, berichtet die UN.

Wie nah Armut und Krankheit beieinanderliegen, weiß auch die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, die in ihren Projekten Menschen unterstützt, die von armutsassoziierten Krankheiten und deren Folgen betroffen sind. „Zwischen Armut und Krankheit besteht ein enger Zusammenhang“ erklärt Sahayarani Antony, Fachkraft für Behinderung und Rehabilitation bei der DAHW. Denn ein Mensch, der beengt und unhygienisch wohnt, kein festes Zuhause hat, dem es an sauberem Wasser, Zugang zu Sanitäranlagen oder guter Gesundheitsversorgung mangelt, wird eher krank. Und wer infolge einer Erkrankung nicht oder kaum arbeiten kann, von einer Behinderung beeinträchtigt und/oder wegen ihr ausgegrenzt wird, ist in Armut gefangen.“

Krankheiten der Armut wie Tuberkulose kosten täglich bis zu 4.000 Menschen das Leben. Lepra und andere sog. vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) verursachen bei Millionen Menschen chronische Behinderungen. Sie alle sind zudem Krankheiten, die immer noch zu Stigmatisierung und Diskriminierung führen. Die dafür sorgen, dass Menschen ausgegrenzt werden, keinen Zugang zu medizinischer und psychosozialer Hilfe bekommen, keine Arbeit finden. Und so schließt sich der Kreis.

Armut in allen Formen stoppen

„Doch was bedeutet ,in allen Formen‘ überhaupt?“ fragt die Fachfrau für Inklusion bei der DAHW. „Armut bedeutet nicht nur fehlendes Einkommen, sondern auch das Fehlen eines alternativen, nachhaltigen Lösungsmodells. Armut zwingt einen älteren Menschen mit Lepra dazu, auf der Straße zu betteln. Armut bedeutet, dass ein 12-jähriges Kind nach dem plötzlichen Tod des Ernährers gezwungen ist, in einer Bekleidungsfabrik zu arbeiten, um die zehnköpfige Familie zu ernähren. Es bedeutet, dass eine Person mit psychosozialen Behinderungen zehn Jahre lang an einen Baum gekettet wird, weil eine Behandlung entweder nicht möglich oder zu teuer ist; Armut bedeutet, dass ein Mädchen gezwungen ist, den Mann zu heiraten, der sie vergewaltigt hat. Armut äußert sich also in Hunger und Unterernährung, eingeschränktem Zugang zu Gesundheit und Bildung, sozialer Diskriminierung, Ausgrenzung und mangelnder Beteiligung an Entscheidungsprozessen“, so Antony.

Die DAHW unterstützt in ihren Hilfsprojekten auch Menschen, die infolge von armutsbedingten Krankheiten mit Behinderungen leben. „In Äthiopien arbeiten wir daran, die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen und anderen benachteiligten Menschen zu verbessern. Wir identifizieren sämtliche Möglichkeiten der Selbstbestimmung innerhalb der staatlichen Strukturen und verschaffen den Betroffenen den Zugang dazu.“ So erhalten die Begünstigten technische und finanzielle Unterstützung und lernen, sich selbst zu organisieren. Mithilfe der DAHW gründen sie eigene Spar- und Kreditgenossenschaften, erschließen durch Mikrokredite neue Einnahmequellen und sichern so nachhaltig ihren Lebensunterhalt. Zehntausende Menschen mit Behinderungen profitieren von diesem Empowerment. Sie erhalten eine neue Perspektive im Leben, die sie optimistisch in die Zukunft blicken lässt.

Nach der Pandemie nach vorne blicken  

„Building forward together“, das fordert die UN anlässlich des Welttags zur Beseitigung der Armut. Gemeinsam nach vorne schauen und nach vorne bauen. Die DAHW kann sich dem nur anschließen. Denn die COVID-19-Pandemie hat auch in ihren Projekten für extreme Rückschritte gesorgt. Allein die Maßnahmen zum Infektionsschutz und zur Eindämmung des Virus wie plötzliche Lockdowns haben dazu geführt, dass zum Beispiel Tagelöhner von heute auf morgen ohne Einkommen dastanden oder Menschen mit Behinderungen aufgrund von Abstandsregeln und Ausgehsperren plötzlich ganz alleine waren. Während wir hierzulande nun langsam aufatmen und uns das alte Leben zurückwünschen, geht es den Menschen des Globalen Südens anders. Sie wollen nach vorne schauen und nicht zu strukturellen Benachteiligungen, zu Diskriminierung und Ungleichheiten und einem Leben in Armut und Krankheit zurückkehren.

„Armut ist kein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches und gesamtpolitisches“, bringt es Sahayarani Antony auf den Punkt. „Armut schwächt und behindert Familien und Individuen, ihre Entwicklung und letztlich auch die Demokratie. Jeder richtige Schritt, der zur Verringerung der Armut unternommen wird, ist ein Schritt in Richtung einer demokratischen und egalitären Gesellschaft.“


HELFEN SIE, ZU HELFEN! 

Gemeinsam können wir den Kreislauf der Armut durchbrechen!