11. August 2022

„Zero Leprosy in Pakistan“: Wir sind auf dem richtigen Weg

Besuch eines „Free Skin Camps“, eine freiwillige Reihenuntersuchung auf vernachlässigte (Haut-)Krankheiten wie Lepra, die von DAHW finanziert wird. Foto: Abdul Salam

DAHW-Länderbericht zur aktuellen Lepra-Situation in Pakistan

In regelmäßigen Projektreisen führt die DAHW eine ausgiebige Prüfung und Bewertung der eigenen Arbeit vor Ort durch, um sich selbst vom Wirken und dem Erfolg der strategischen Ausrichtung sowie der aktuellen Situation im jeweiligen Land überzeugen zu können. Im Juni 2022 reisten der DAHW-Berater für globale Gesundheit, Anil Fastenau, und der renommierte Lepraexperte  Paul Saunderson nach Pakistan, um das Lepra-Kontrollprogramm des Landes zu bewerten.

Prüfungsziele

Die Hauptziele dieser Länderprüfung waren die umfassende und eingehende Analyse der aktuellen Lepra-Situation in Pakistan und die anschließende Erarbeitung konkreter Handlungsempfehlungen – basierend auf den Ergebnissen der Evaluierung.

Die DAHW ist in der Bekämpfung von Lepra in Pakistan weit vorangeschritten. Wir befinden uns bereits in der letzten Entwicklungsstufe. Aktuellen Daten zufolge werden jährlich 300-400 neue Leprafälle im ganzen Land diagnostiziert.

In Pakistan gibt es kein von der Regierung finanziertes nationales Lepra-Kontrollprogramm. Seit nunmehr 60 Jahren arbeitet die DAHW hier intensiv mit zwei lokalen Partner-Organisationen zusammen, um die Lepra in diesem Land endgültig in ihre Schranken zu weisen: Aid to Leprosy Patients (ALP) unter der medizinischen Leitung von Dr. Chris Schmotzer, die ebenfalls das von der DAHW unterstützte Lepra-Krankenhaus in Rawalpindi leitet. Und das Marie Adelaide Leprosy Centre (MALC) in Karachi, gegründet von der 2017 verstorbenen Lepraärztin Dr. Ruth Pfau, Ehrenbotschafterin für die weltweite Lepraarbeit der DAHW.

Große Fortschritte in der Lepra-Arbeit

Nachdem er sich selbst ein Bild vor Ort machen konnte und die aktuellen Zahlen analysiert hat, weiß  Anil Fastenau nun einmal mehr, welch große Fortschritte die beiden Nichtregierungsorganisationen in Pakistan erzielen konnten: „Basierend auf der Unterstützung durch die Spendergelder der DAHW konnten unsere Partner ALP und MALC in den letzten Jahrzehnten einen enormen Beitrag zur erfolgreichen Bekämpfung der Lepra in Pakistan leisten“, stellt er fest.  „Die Zahl der neu entdeckten Fälle ist in den letzten 20 Jahren stetig zurückgegangen, von 843 diagnostizierten Fällen im Jahr 2002 auf 285 Fälle im Jahr 2021. Dies entspricht einem Rückgang von 66 % und nur noch etwas mehr als einem Fall pro einer Million Einwohner und Jahr.“

Ein ähnlicher Rückgang ist bei den Neuerkrankungen unter den Kindern zu verzeichnen, und zwar von 70 auf 25 Fälle, was eine aktuelle Rate von 0,3 Neuerkrankungen pro Million Kinder ergibt (Hintergrund: 242 Millionen Menschen leben in Pakistan, davon sind ca. 35 % bzw. 84,7 Millionen Menschen im Alter von 0-14 Jahren (Quelle Weltbank)). Die Endemizität, d.h. der Grad der Ausbreitung bzw. die Übertragungintensität der Krankheit, ist also äußerst gering. „Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die Internationale Vereinigung der Lepra-Hilfswerke (ILEP) sind aktuell dabei, technische Ratschläge zur Fallfindung und zu Präventionsmaßnahmen in Gebieten mit geringer Endemie auszuarbeiten, so dass der Zeitpunkt dieser Bewertung ideal war“, ergänzt Fastenau.

Zu den vorgeschlagenen Empfehlungen der DAHW gehören

  • die Kartierung aller Lepra-Fälle der letzten 20 Jahre in Pakistan,
  • die Intensivierung des Kontaktscreenings und
  • die Ausweitung der SDR-PEP auf das ganze Land auf der Grundlage der Kartierung. Die Post-Expositions-Prophylaxe mit einer Einmalgabe des Antibiotikums Rifampicin für Kontaktpersonen von Lepra-Patient:innen (SDR-PEP) dient dazu, die Übertragung der Lepra zu unterbrechen.

Zu den nächsten Entwicklungsschritten zählen außerdem

  • die Stärkung des Kapazitätsaufbaus im Bereich Lepra durch die Ausbildung von Dermatologen,
  • die Nutzung der verfügbaren, hochqualitativen Daten für die operationelle Forschung,
  • die Verbesserung der Wundversorgung und insbesondere der Selbstversorgung der Betroffenen,
  • die psychosoziale Beratung und Aufklärung neu diagnostizierter Fälle und
  • die Einbeziehung der von Lepra betroffenen Menschen in die Behandlung psychosozialer Probleme.

 

Bilanz der Reise

Anil Fastenau zieht nach seiner Pakistan-Reise eine eindeutige Bilanz: „Zum einen sind wir sehr froh über die großen Erfolge und Fortschritte, die die DAHW gemeinsam mit ihren Partnern in Pakistan erzielen konnte. Wir können uns gar nicht oft genug bei allen Spender:innen bedanken, die diese großartige Hilfe für die Menschen in Pakistan ermöglichen. Zum anderen ist es uns gelungen, konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln und die nächsten Schritte einzuläuten. Die DAHW- Länderprüfung wird als Grundlage für die Entwicklung eines "Zero Leprosy Roadmap and Action Plans" dienen, der Pakistan helfen soll, die Ziele des WHO-Fahrplans für vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) 2021-2030 und der Globalen Lepra-Strategie der WHO zu erreichen. Ein weiterer bedeutender Schritt auf dem Weg, die Lepra in Pakistan endlich zu eliminieren.


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