Auf den ersten Blick haben die DAHW-Mandatskrankheiten nicht viel mit COVID-19, verursacht durch den SARS-CoV2-Virus, zu tun: Tuberkulose, Lepra und einige andere vernachlässigte Tropenkrankheiten, die wir bekämpfen, sind bakterielle Infektionskrankheiten, die mit Antibiotika behandelbar sind.
Die Corona-Pandemie hat in der Industrienation China ihren Ursprung. Sie hält Europa und die USA in Atem. In Schwellen- bzw. Entwicklungsländern wie Brasilien und Indien galt Corona zuerst als eine Krankheit der Reichen. Wohlhabende Reisende hatten den Virus ins Land gebracht. Nun sind viele Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas betroffen, mit womöglich verheerenden Folgen.
Während in Deutschland ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen oder gesundheitlich Beeinträchtigte zur „Risikogruppe“ zählen, sind es in den Projektländern der DAHW die Menschen, die in ärmlichen Verhältnissen auf kleinem Raum leben, mit schlechtem Zugang zu sauberem Wasser und ausreichender Ernährung. Also ein Großteil der Bevölkerung und alle Geflüchteten in den teils riesigen Lagern. Diese Menschen haben keine Reserven – weder gesundheitlich, finanziell noch materiell, um mit COVID-19-Erkrankung fertig zu werden.
Unter diesen Umständen lässt sich eine Ausbreitung des Virus nur verlangsamen, jedoch kaum verhindern: Einfachste Präventivmaßnahmen wie gründliches Händewaschen sind aufgrund von Wassermangel und fehlender Seife nicht durchführbar. Auch einen Mindestabstand wird man in der extremen Enge der ärmlichen Behausungen, Slums und Flüchtlingscamps nicht einhalten können.
Die Menschen sind direkt vom täglichen Broterwerb abhängig. Ein Arbeiten von zu Hause, Kurzarbeitergeld, eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: Fehlanzeige. Können sie nicht arbeiten, verdienen sie kein Geld. Den Transport zum oft weit entfernten Krankenhaus, eine Behandlung und Medikamente können sie sich meist nicht leisten.