19. Januar 2024

DAHW-Nahaufnahme: Einen Unterschied machen – aber wie?

Kinder aus einem sogenannten VRS (village de reclassement social) demonstrieren im Jahr 2017 gegen das Gesetz, das den Status ihres Dorfes zementiert (Foto: Mahamath Cissé / DAHW)

In einer neuen Ausgabe des Vortrags- und Diskussionsformats „Nahaufnahme“ ging es in der DAHW-Zentrale um die Abschaffung eines diskriminierenden Gesetzes im Senegal. Vor Studierenden der Universität Würzburg und weiteren interessierten Zuhörer:innen informierten DAHW-Forschungskoordinatorin Dr. Christa Kasang und der DAHW-Programmdirektor im Senegal, Mahamath Cissé, über einen Meilenstein in der Lepra-Arbeit.

Würzburg, 20. Januar 2024: Was genau macht eigentlich eine Nichtregierungsorganisation aus Würzburg in Ländern des Globalen Südens? Wie können Menschen, die von Lepra und anderen vernachlässigten Krankheiten betroffen sind, unterstützt werden? Und gibt es konkrete Ergebnisse, die zeigen, welchen Unterschied zivilgesellschaftliches Engagement machen kann?

Mit diesen und anderen Fragen im Gepäck kamen rund vierzig Studierende der Universität Würzburg am Freitagabend in die DAHW-Zentrale in der Raiffeisenstraße. Sie hatten zuvor ein Seminar der Politikwissenschaftlerin Dr. Manuela Scheuermann besucht und sich darin mit Nachhaltigkeitspolitik auseinandergesetzt. Zur Theorie lieferte der Besuch in der DAHW dann einen Einblick in die Praxis.

„Ich möchte mich von ganzem Herzen dafür bedanken, dass die DAHW dazu bereit war, dieses Experiment mit uns zu starten“, sagte die Dozentin in ihrem Grußwort. Denn: „In der Uni kommt die Praxis viel zu kurz. Deshalb sind wir froh, dass wir hier in Würzburg eine Nichtregierungsorganisation mit einer globalen Ausrichtung haben.“

Und über diese globale Arbeit informierten die Vortragenden gern: Forschungskoordinatorin Kasang erzählte von ihren Reisen in den Senegal, wo sie die sogenannten „Villages de Reclassement Social des Lépreux“ (VRS) besuchte. In diesen „Dörfern zur sozialen Wiedereingliederung“ lebten und leben nach wie vor Menschen, die von Lepra betroffen waren, und deren Familien – abseits der Gesellschaft. Eine Maßnahme, die angesichts der heutigen Behandlungsmethoden nicht nur überflüssig ist, sondern die Bewohner:innen auch strukturell diskriminiert und ausgrenzt.

„Die Geschichte der Lepra ist eine Geschichte der Ausgrenzung“, resümierte Forschungskoordinatorin Kasang, „und es ist eine Geschichte der Angst.“

Im Senegal jedoch hat die Geschichte der Lepra nun ein neues Kapitel bekommen: Im Juni des vergangenen Jahres trug das jahrzehntelange Engagement der DAHW und ihrer Partnerorganisationen, die Aufklärung und Präsenz vor Ort sowie ausdauernde Advocacy-Arbeit Früchte: Nach fast fünfzig Jahren wurde das Gesetz, das die Einrichtung der VRS erlaubte, abgeschafft. Ein riesiger Erfolg im Kampf gegen Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung.

Und ein Schritt, den die DAHW in engster Zusammenarbeit mit ihren Partnern im Senegal gegangen ist. „Nicht nur durch die lokalen Expert:innen, die in unseren Büros arbeiten, können wir vor Ort effektiv und nachhaltig Wirkung erzielen“, so Kasang, „auch durch das Engagement der Selbstvertretungsorganisationen hat sich im Senegal viel bewegt.“ Organisationen also, zu denen sich Menschen zusammengeschlossen haben, die selbst von Lepra betroffen sind oder waren. Ihr Engagement und ihre Präsenz haben viel dazu beigetragen, dass sich die Wahrnehmung der Krankheit Lepra im Land stark verändert hat.

Zugeschaltet aus dem Senegal informierte Programmdirektor Mahamath Cissé über die weiteren Schritte. Es müsse der Status der ehemaligen VRS geklärt werden, sagte er, und die Dörfer in die Gebietskörperschaften eingegliedert. „Ich komme aus einem solchen Dorf“, erzählte er auf die Nachfrage einer Studierenden. „Ich weiß, welchen Unterschied die Arbeit der DAHW im Senegal gemacht hat.“

DAHW-Vorstand Patrick Georg freute sich sehr über die Kooperation mit der Universität – und die rege Beteiligung der Studierenden an der Diskussion. „Die DAHW steht für eine moderne Entwicklungszusammenarbeit, bei der die Expertise in Deutschland und die Expertise in den Projektländern einander unterstützen und ergänzen“, erklärte er. Dieses Prinzip ist an diesem Nachmittag in der DAHW-Zentrale einmal mehr deutlich geworden. Die angeregten Gespräche nach der offiziellen Veranstaltung lassen Dr. Scheuermann und Vorstand Georg optimistisch in die Zukunft blicken: Dass diese gemeinsame Veranstaltung wiederholt werden soll, darin ist man sich längst einig.


 

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