18. Dezember 2023

DAHW und Stadt Würzburg unterstützen Reha-Projekt in der Ukraine: Kinder sind auch in diesem Konflikt die Schwächsten

Vertragsunterzeichnung: Oberbürgermeister Andrij Sadovyi, der Stiftungsdirektor der ukrainischen Unbroken-Stiftung, Oleksandr Kobzarev, DAHW-Vorstand Joachim Beringer, Oberbürgermeister Christian Schuchardt (von links) unterzeichnen die Vereinbarung über den Lenkungsausschuss. (Foto: Jacek Braminski / Stadt Würzburg)

Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe unterstützt ein Kinderkrankenhaus im ukrainischen Lviv dabei, eine moderne Rehabilitationsabteilung einzurichten. Mit Spendenmitteln, die die Würzburger Hilfsorganisation als Mitglied des Bündnisses Entwicklung Hilft zur Verfügung stellen konnte, wurden beispielsweise moderne und hochwertige Geräte angeschafft, die kindgerechte Rehabilitationsleistungen ermöglichen. Dabei geht es etwa um Bewegungsübungen, aber auch um die Behandlung von chronischen Schmerzen.

Würzburg / Lviv, 18.12.2023: Bei einem Besuch in Lviv vergangenes Wochenende konnten sich DAHW-Vorstand Joachim Beringer und der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt selbst davon überzeugen, wie die Mittel eingesetzt werden. Gemeinsam mit dem Lviver Oberbürgermeister Andrij Sadovyj und dem Stiftungsdirektor der ukrainischen Unbroken-Stiftung, Oleksandr Kobzarev, unterzeichneten Schuchardt und Beringer in Anwesenheit der örtlichen Presse und Mitgliedern des Lviver Stadtrates die Gründungsurkunde eines begleitenden Lenkungsausschusses und nahmen an der ersten Sitzung des Ausschusses teil.

Das finanzielle Volumen dieses Auftakt-Projekts beträgt 812.000 €. Dabei werden etwa zwei Drittel von der DAHW aus Mitteln, die ihr als Mitglied des "Bündnis Entwicklung Hilft“ zur Verfügung stehen, bereitgestellt. Rund ein Drittel der Projektkosten stellt als Eigenbetrag der ukrainische Partner, die „Unbroken“-Stiftung. Der Lenkungsausschuss mit den beiden Oberbürgermeistern, DAHW-Vorstand Beringer und Stiftungsdirektor Kobzarev wird nach diesem gemeinsamen Start künftig per Videoschalte tagen und an einer Fortschreibung des Projekts arbeiten und die bisherigen Schritte regelmäßig evaluieren.

„Dies war mein allererster Besuch in der Ukraine und ich konnte mir nicht vorstellen, was mich hier erwarten wird. Mich beeindrucken besonders der Mut, der Stolz und die Entschlossenheit der Ukrainer:innen in ihrem Widerstand“, so DAHW-Vorstand Beringer. „Das medizinische Zentrum, das die DAHW in Lviv unterstützt, hat nationale Bedeutung in der Behandlung von Verletzten aus Kriegsgebieten. Neben der klinischen Versorgung spielen die physische und mentale Rehabilitation und die Wiederintegration in die Gesellschaft eine wichtige Rolle in der Arbeit,“ so Beringer weiter. Die Zahl der in der stationären Abteilung behandelten Kinder kann sich durch die zusätzlichen Mittel von 500 auf etwa 1.200 erhöhen.

„In der Ukraine gab es bereits vor dem Krieg einen großen Bedarf an orthopädischen Leistungen“, berichtet Thomas Collein, der in der DAHW für das Projekt zuständige Referent. „Dieser Bedarf ist durch die Kriegshandlungen noch gestiegen.“ So kamen zu Beginn des Krieges viele Kinder aus den umkämpften Gebieten nach Lviv, die orthopädische Leistungen benötigten. Nachdem nun die meisten Regionen, in denen gekämpft wird, weitestgehend evakuiert sind, kommen weniger neue Fälle nach. „Aber die Patient:innen bleiben natürlich oft über einen langen Zeitraum in der Klinik“, erklärt Thomas Collein. „Gerade Rehabilitationsmaßnahmen brauchen Zeit. Deshalb sind Kapazitäten häufig über lange Zeit gebunden.“

„Bei meinem Besuch in der Partnerstadt im Februar dieses Jahres hat mich die Arbeit im Reha-Zentrum „Unbroken“ außerordentlich beeindruckt. Die Hilfe ist hochprofessionell und gibt den Patienten schnell Lebensqualität zurück. Wenn nun die Komponente „Unbroken Kids“ stark expandiert, helfen wir den Schwächsten beim Wieder-auf-die-Beine-kommen. Ich danke der DAHW, dass sie diese Mission zu ihrer gemacht haben. Kinder sind viel zu häufig Kriegsopfer“, würdigt Christian Schuchardt die nachhaltige Kooperation im Gesundheitssektor. „Der verbrecherische Angriffskrieg Putins dauert an. Die Ukraine und Lviv könne sich aber weiterhin auf unsere Solidarität verlassen“, so Schuchardt weiter.

Lviv spielt bei der Bereitstellung von humanitärer und medizinischer Unterstützung der vom Krieg betroffenen Menschen eine wichtige Rolle: Als größte Stadt in der Westukraine hat sie sehr viele geflüchtete Ukrainer:innen aus anderen Landesteilen aufgenommen. 2022 wurde das Rehabilitationszentrum „Unbroken“ in Lviv gegründet. Seither haben die Spezialist:innen dort etwa 15.000 Verwundete aus der ganzen Ukraine behandelt, darunter bislang rund 2.000 Kinder.

„Als Hilfsorganisation mit den Schwerpunkten Lepra und Tuberkulose ist es für uns etwas Neues, dieses Projekt zu unterstützen“, sagt DAHW-Vorstand Joachim Beringer. „Aber Rehabilitation und Inklusion gehören ebenfalls zu unseren Mandaten. Aus unserer Arbeit für und mit Menschen, die von Lepra betroffen sind, einer Krankheit, die unbehandelt oft zu schwersten Behinderungen führt, haben wir jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Behinderung, Inklusion und Rehabilitation.“ Zudem ist die Organisation seit ihrer Gründung vor nunmehr 67 Jahren in Würzburg fest verwurzelt. „Dass wir durch die Initiative des Oberbürgermeisters die Würzburger Partnerstadt Lviv unterstützen können, freut uns sehr“, so Joachim Beringer. Und: Eine deutliche Ausweitung des Projekts ist gewünscht und wird in der kommenden Sitzung des Lenkungsausschusses diskutiert. Für Beringer steht eines fest: „Die DAHW wird auch in den nächsten Jahren alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Menschen eine Chance zu geben, ihre Würde zu erhalten.“


 

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