03. August 2012

Die Entführung nach Mali

DAHW bringt Fatou auf die Bühne des Würzburger Hafensommers

Vor einem Jahr noch war Fatoumata Diawara in Deutschland völlig unbekannt. In ihrer Heimat Mali jedoch war sie ein Superstar, an jeder Ecke wurde ihre Musik gespielt. Heute, nach vielen politischen Wirren, ist ihre Musik in weiten Teilen ihrer Heimat verboten. Die vielen Fans in Deutschland freuen die junge Sängerin, sind aber kein Ersatz für den Verlust ihrer Heimat.

(Würzburg, 3. August 2012). Traurig ist die ansonsten so lebensfrohe Künstlerin, als sie erzählt, was aus ihrer Heimat geworden ist. Ihr sonst so fröhlich lachendes Gesicht wird schnell ernst, doch die Fröhlichkeit in ihrer Musik bleibt trotzdem erhalten. Fatou, wie die 30-Jährige oft einfach genannt wird, erzählt die Geschichten aus ihrer Heimat genauso empathisch wie sie ihre Lieder singt.

Fatous Heimat ist Mali – obwohl sie in Frankreich lebt und in der Elfenbeinküste geboren wurde. Doch ihre Eltern stammen aus Mali und sie war oft und gern dort, ist dort oft aufgetreten und wurde als Star gefeiert, als das noch möglich war.

Seit vielen Jahrhunderten ist Mali ein Land mit einer großartigen Kultur: Musik, Kunst und Wissenschaft spielten immer eine große Rolle. Die alte Hauptstadt Timbuktu ist ein Welt-Kulturerbe und war schon ein Zentrum der Wissenschaft, als in Europa noch der Feudalismus des Mittelalters herrschte und Wissen als Teufelswerk galt. Schon immer war Mali ein islamisches Land, doch es ist ein aufgeklärter Islam – modern, tolerant und weltoffen.

Seit einem halben Jahr ist jedoch nichts mehr, wie es mal war: Im Norden haben Islamisten die Herrschaft mit Waffengewalt an sich gerissen, im kleineren Süden haben Militärs gegen die Regierung geputscht. Heute ist der südliche Teil fast ohne funktionierenden Regierungsapparat, während im Norden ein mörderisches Terror-Regime von mittelalterlich denkenden Glaubenskriegern herrscht. Dort, in Timbuktu, haben die neuen Machthaber die Kulturgüter geplündert und zerstört und dort darf – treu nach dieser Strömung des Islam – keine Musik mehr gespielt werden. Schon gar nicht die einer selbstbewussten Frau, die entgegen aller Traditionen nicht nur singt, sondern auch Gitarre spielt und ihre Lieder selbst komponiert.

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Fatoumata Diawara ist eine Musikerin, die ihr Publikum in den Bann zieht, sie mitnimmt auf ihre Reise nach Afrika, ja fast entführt in ihre Heimat Mali. Mehr als 700 Zuschauer haben sich in Würzburg gern von ihr entführen lassen. Der Hafensommer – ohnehin eine Konzertreihe mit außergewöhnlicher Qualität – war das perfekte Forum für diese Künstlerin.

Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe hat den Veranstalter bei diesem Konzert unterstützt, den Auftritt von Fatou in Würzburg präsentiert. Bei der Begrüßung konnte DAHW-Geschäftsführer Burkard Kömm daher auch die problematische Situation in der Heimat der Künstlerin ansprechen. Das Ergebnis: Kräftiger Applaus bei jedem Song, den Fatou ihren Landsleuten gewidmet oder bei dem sie die Situation in ihrer Heimat angedeutet hat.

Je länger das Konzert lief, um so mehr ließ sich das Publikum auch entführen in die faszinierende Welt der Fatoumata Diawara, die anfangs noch brav mit ihrer Gitarre hinter ihrem Mikro stand. Doch mit ihren Tanzeinlagen hat sie die Zuschauer dann voll und ganz mitgerissen. Mit der Freude, mit der Weltoffenheit, mit der Kultur ihrer Heimat, die jetzt so unterdrückt wird.