12. Juli 2011

Die Flut und ihre Folgen

DAHW hilft besonders Menschen mit Behinderung, Lepra- und TB-Patienten

Ausgangssituation


Nichts deutete im Juli 2010 darauf hin, dass der Monsunregen in Pakistan so dramatische Folgen haben könnte. Doch der Regen hörte nicht auf in dem Land, dessen Berge im Norden über 7.000 Meter hoch sind und dessen Ebene im Süden kaum über dem Meeresspiegel liegt.


In den tiefen und engen Schluchten der hohen Gebirge rissen die Wassermassen alles mit, was sich ihnen in den Weg gestellt hatte: Brücken, Straßen und Häuser. Durch die steilen Berge war die Kraft des Wassers immens, in der Ebene staute es sich schnell auf. Die Dämme brachen und eine Fläche halb so groß wie Deutschland stand unter Wasser, mehr als 20 Millionen. Menschen mussten vor der Flut fliehen, die Ernte wurde fast komplett vernichtet und viele Häuser zerstört.



Ziele des Projekts


Schon seit Jahrzehnten arbeitet die DAHW in Pakistan mit ihren Partnern Marie Adelaide Leprosy Centre (MALC, Karachi) und Aid to Leprosy Patients (ALP, Rawalpindi) zusammen. Direkt nach den ersten Meldungen über die Ausmaße dieser Flut lief bereits die erste Hilfe an. Diese beiden Partnerorganisationen verfügen insgesamt über mehr als 250 Mitarbeiter in allen Regionen des Landes und konnten so eine dezentrale Verteilung der Hilfsgüter sicherstellen. Bereits in den ersten Tagen der Nothilfe kamen zahlreiche freiwillige Helfer dazu, die sich den Teams der DAHW-Partner angeschlossen hatten.


Bei allen Aktivitäten haben die DAHW und ihre Partner immer ein besonderes Augenmerk auf die Menschen gelegt, die selbst unter normalen Bedingungen benachteiligt sind: Menschen mit Behinderungen oder stigmatisierenden Erkrankungen wie Lepra und Tuberkulose (TB).


In den riesigen Flüchtlingsströmen gab es viele Patienten, die aktuell wegen Lepra oder TB in Behandlung waren. So haben Mitarbeiter in den Flüchtlingslagern gezielt nach diesen Patienten gesucht, um die Fortführung ihrer Therapien zu ermöglichen. Damit konnten sie sich auch zugleich ein Bild von der Lage machen und besondere Bedürftigkeiten ermitteln.



Aktivitäten


Unmittelbar nach Beginn der ersten Nothilfe haben die DAHW und ihre Partner einen mehrstufigen Plan für eine nachhaltige Fluthilfe entwickelt. An erster Stelle stand die Versorgung der vielen Flüchtlinge mit Medikamenten, Lebensmitteln, sauberem Wasser und Zelten. Zusätzlich haben Ärzte der DAHW-Partner Menschen in den Flüchtlingscamps medizinisch versorgt.


In der nächsten  Stufe ging es darum, die Rückkehr in die Heimat zu organisieren. Dazu erhielten sie Saatgut und Kunstdünger, sowie Zelte und Decken und bis zur ersten Ernte nach der Flut auch Nahrungsmittel.


Der Wiederaufbau ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt. Er umfasst viele Baumaßnahmen, die Renovierung oder den Neubau von Wohnhäusern  der betroffenen Menschen, aber auch Einkommen schaffende Maßnahmen und soziale Hilfen.



In den Bergreginonen des Nordens wurden Bäche zu reißenden Strömen und haben Häuser und Straßen zerstört. Viele Orte waren von der Außenwelt abgeschnitten.

Was wurde 2010 erreicht?


Die DAHW hat durch mehrere Aufrufe insgesamt 3.912.352 Euro an Spenden für die Fluthilfe bekommen, davon 30.000,- Euro vom Aussätzigenhilfswerk Österreich (AÖ) sowie 852.500.- Euro vom Bündnis Entwicklung hilft (BEH). Die DAHW ist ein Partner in diesem Bündnis und zugleich ein langjähriger und verlässlicher Akteur in Pakistan, der die Spenden im Sinne der Geber für gezielte Nothilfe und nachhaltige Hilfsmaßnahmen einsetzt.


Mit dem Geld konnten bislang mehr als 200.000 Menschen Hilfe bekommen. Als Nothilfemaßnahmen haben die DAHW-Partner 6.787 Überlebenspakete verteilt – jedes Paket sichert einer ganzen Familie das Überleben für eine Woche. Dazu kamen 1.059 Zelte, Kleidung für 839 Familien, sowie Haushalts- und Kochutensilien für 876 Familien. In den Flüchtlingslagern leisteten die DAHW-Partner rund um die Uhr medizinische Hilfe und bereiteten Trinkwasser auf.


In den Bergen von Kalam, deren Dörfer per Straße nicht zu erreichen waren, haben die DAHW-Partner 10.000 Familien-Lebensmittelrationen für jeweils vier Wochen per Hubschrauber eingeflogen. Die Transportflüge hatte die pakistanische Armee übernommen.


Insgesamt 300 Familien haben die DAHW und ihre Partner einen Neustart ermöglicht. Für die Übergangszeit bis zur nächsten Ernte erhielten die Menschen Nahrung, Zelte und Decken. Die gleiche Anzahl von Familien hat von den Partnern Saatgut und Kunstdünger bekommen.


Leben im Zelt, auf dem Boden und aus Plastiktüten: Mehr als ein halbes Jahr standen die Häuser vieler Menschen unter Wasser, dann konnten diese mit dem Wiederaufbau anfangen.


Planungen für 2011


Mit dem Wiederaufbau konnten die DAHW und ihre Partner 2010 noch nicht in vollem Umfang beginnen, da das Wasser im Süden nur sehr langsam abgeflossen ist und im Norden schon im Oktober der Winter eingesetzt hat. Die DAHW hat daher aus den noch nicht verwendeten Spendengeldern einen Pakistan-Fonds in den Rücklagen gebildet. Damit können die Partner vor Ort in den nächsten Jahren alle notwendigen Hilfsmaßnahmen und Projekte finanzieren.



Risiken des Projekts


Schon seit vielen Jahren arbeitet die DAHW vertrauensvoll mit ihren beiden Partnern MALC und ALP zusammen. Diese unterstützen mit den Hilfsgeldern ausschließlich Menschen, die wirklich Hilfe benötigen. Darüber hinaus stellen sie sicher, dass die Alltagsarbeit wie z.B. die Gesundheitskontrolle für Lepra und TB, aufgrund der Flut nicht nachlässt.


Das größte Risiko in Pakistan besteht darin, dass die nächste Naturkatastrophe kommen wird und die Hilfsaktionen wieder von vorn anfangen müssen. Die DAHW und ihre Partner achten daher darauf, dass bei Reparatur und Neubau technische Anforderungen eingehalten werden, damit die Häuser der nächsten Flut oder dem nächsten schweren Erdbeben trotzen können.


Auch politisch motivierte Auseinandersetzungen können die Arbeit der DAHW-Partner erschweren.


Übersicht Jahresbericht 2010

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