21. April 2016

Dr. Ruth Pfau und Arif Hemat

Hilfe für Leprakranke in Afghanistan und Pakistan

Es war sein Traum. Seit mindestens 30 Jahren. Sie noch einmal wiederzusehen. In diesem Leben. Zwei Menschen, eine Christin, ein Moslem. Zwei Länder, Pakistan und Afghanistan. Es könnte einfach sein, ist es aber nicht. Und es gibt ein Schicksal, das beide an einem Märzabend wieder zusammengeführt hat.

 

Karachi, Pakistan. Die schwülfeuchte Luft kommt direkt vom nahen Arabischen Meer und lähmt alle Aktivitäten. Dr. Ruth Pfau sitzt beim Abendessen in ihrer kleinen Wohnung im Marie Adelaide Leprosy Centre in der pakistanischen Metropole. In dem Krankenhaus, das sie gegründet hat. Es klopft an der Tür. Arif Hemat tritt ein. Später wird die Lepraärztin diesen Moment so beschreiben: „Ich war so glücklich, Arif wieder zu sehen.“ Sie wird sich auch daran erinnern, dass ein paar Tränen flossen, aus Zuneigung, aus Dankbarkeit, dass das Leben dieses Wiedersehen noch einmal ermöglicht hat.

Es war Anfang der 80er Jahre als Dr. Pfau, geprägt von den Eindrücken der afghanischen Flüchtlingsbewegung in Pakistan, erstmals nach Afghanistan reiste. Fest entschlossen hatte sie nur ein Ziel vor Augen: den Aufbau eines Gesundheitsdienstes für Leprakranke. Bis heute ist LEPCO, die afghanische Partnerorganisation der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V., eine angesehene Gesundheitseinrichtung.

„Ich würde so gern noch einmal nach Afghanistan und die Arbeit von LEPCO mit eigenen Augen sehen“, sagt die 86-Jährige leise. „Doch die Höhenmeter vertrage ich nicht mehr. Es tut mir so leid.“ Dann wendet sie sich an den 53-jährigen Mediziner: „Ich bin so glücklich, dass LEPCO so hervorragend von lokalen Mitarbeitern geführt wird.“ Als junger afghanischer Medizinstudent begleitete Arif Hemat damals die Ärztin in die weiten Täler der Hochgebirge und in die abgelegenen Dörfer seines Heimatlandes. Gemeinsam behandelten sie Tuberkulose- und Leprakranke, merkten oft selbst nicht, wie erschöpft sie waren. Die deutsche Ärztin hielt keine Gefahr davon ab weiterzumachen. „Sie war so mutig“, betont Hemat heute. „Ich kenne niemanden, der mutiger war.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arif genießt seine Zeit in Pakistan. Bild: Sabine Ludwig / DAHW

 

So gerne Dr. Pfau auch noch einmal nach Afghanistan gehen würde, ist ihr doch klar, dass es einen erneuten Besuch im Nachbarland nicht mehr geben wird. Nicht für sie. Wegen der Höhenunterschiede. Das letzte Mal schaffte das Team es, sie mit einem Lungenoedem in letzter Minute zu evakuieren. „Ich wollte, dass Arif medizinischer Leiter von LEPCO wird.“ Dieser Wunsch hat sich erfüllt, und die Ordensfrau ist darüber glücklich. Bis heute hat sie Arif Hemats Leben geprägt. Eine Inspiration, über Grenzen hinweg, mit dem guten Gefühl einer Begegnung, die tief in beiden Herzen verankert bleiben wird.


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