27. Mai 2010

Drei Fragen an die Ärztin vom ALP-Hospital in Pakistan

Dr. Chris Schmotzer, Ärztin im von der DAHW geförderten ALP (Aid to Leprosy Patients) Hospital in Rawalpindi / Pakistan und Ordensschwester des Christusträger-Ordens.

1) Robert Koch hat in seiner Zeit durch die damals revolutionäre Entdeckung einer Labor-Diagnose den Weg zur erfolgreichen Bekämpfung von Tuberkulose geebnet. In der Tuberkulosebekämpfung brauchen wir heute wieder bahnbrechende Entdeckungen, denn 100 Jahre nach seinem Tod arbeiten wir immer noch mit den gleichen Methoden. Welche Verbesserungen brauchen Sie im diagnostischen, therapeutischen und präventiven Bereich, um die Krankheit erfolgreich zu bekämpfen?

Im diagnostischen Bereich brauchen wir schnellere und weniger aufwändige Tests. Ein Beispiel: Müssen wir an zwei oder drei aufeinanderfolgenden Tagen eine Diagnose mit Sputummikroskopie durchführen, so bedeutet das für die Patienten und ihre Familien Zeitaufwand und damit auch Kosten. Im therapeutischen Bereich sind dringend neue, bessere und weniger nebenwirkungsreiche Antibiotika erforderlich. Im präventiven Bereich muss mehr Aufklärungsarbeit geschehen, zu wenig Menschen wissen über die Frühsymptome von Tuberkulose (TB) Bescheid. Ganz toll wäre es natürlich, wenn wir endlich eine lebenslang wirksame Impfung gegen TB hätten.




2) Welche bereits vorhandenen Methoden oder Instrumente würden Sie sich wünschen?

Ich würde mir besonders die Ausrüstung für ein kleines PCR Labor wünschen. Mit  der PCR Methode kann man innerhalb von zwei bis drei Tagen gentechnisch und mit hoher Wahrscheinlichkeit testen, ob der im Auswurf gefundene TB-Erreger gegen die Standardmedikamente resistent ist oder nicht. Dies wäre ein großer Fortschritt, weil man damit Hochrisikopatienten schon sehr früh finden, dann gezielt untersuchen und entsprechend behandeln könnte.




3) Wo liegen die größten Engpässe, die Ihre Arbeit erschweren und die Bekämpfung gegen die Tuberkulose erschweren?

Das größte Problem in der Bekämpfung der Tuberkulose liegt im fehlenden Wissen der Patienten und ihrer Familien über die Gefährlichkeit der Erkrankung. Es gibt zumindest in unserem Land immer noch zu viele Tuberkulosepatienten, die nicht die komplette Behandlung von rund neun Monaten einnehmen, sondern nach ein paar Wochen abbrechen, wenn es ihnen besser geht. Diese Patienten haben ein hohes Risiko, dass ihre Tuberkulose multiresistent wird. Damit gefährden sie nicht nur sich, sondern auch ihre Familie und ihre Umgebung. Und diese multiresistente TB, die weltweit zunimmt, ist sehr schwer zu behandeln. Sie könnte in Zukunft sogar den Erfolg der bisherigen Tuberkulose-Kontrolle in Frage stellen.