25. November 2023

Gewalt gegen Frauen und Mädchen: DAHW setzt sich aktiv für den Schutz besonders betroffener Personen ein

Frauen und Mädchen bei einer Informationsveranstaltung zu Frauenrechten während einer Gemeindeversammlung in Pati, Indien (Foto: Mridul Moinak Ahmed)

Anlässlich des heutigen Welttags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen macht die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe auf die besondere Situation ihrer Mandatsgruppen aufmerksam. Denn: Frauen, die von Behinderungen, Vernachlässigten Krankheiten oder beidem betroffen sind, haben ein besonders hohes Risiko, körperliche oder psychische Gewalt erfahren zu müssen.

Würzburg, 25.11.2023: „Es ist wirklich schmerzhaft, dass wir im 21. Jahrhundert über geschlechtsspezifische Gewalt sprechen müssen“, sagt Dr. Srilekha Penna von der DAHW-Partnerorganisation GLRA India. „Viele Frauen mit Behinderungen, viele Frauen, die von vernachlässigten Krankheiten betroffen sind, sind jeden Tag mit Gewalt konfrontiert. Dagegen müssen wir etwas tun.“

Ein aktuelles Projekt der DAHW im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh legt den Fokus auf genau dieses Problem. Die Projektarbeit findet in Gemeinden statt, in denen das Durchschnittseinkommen sehr niedrig ist und die vor allem von indigenen Bevölkerungsgruppen bewohnt werden. Behinderungen sind dort mit einem starken Stigma behaftet. Betroffenen wird daher häufig das Recht auf Teilhabe an der Gesellschaft verwehrt, insbesondere gilt das für Frauen und Mädchen mit Behinderungen. Und: Sie sind deutlich häufiger Gewalt ausgesetzt – bis zu zehnmal häufiger als Frauen und Mädchen ohne Behinderungen.

„Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass jede:r, ganz gleich, welche Fähigkeiten er oder sie hat, in der Gemeinschaft mit Respekt und Fairness behandelt wird“, so fasst es Shibu George zusammen, Chef der DAHW-Partnerorganisation GLRA India. Um das zu erreichen, setzt die Organisation auf vielfältige Maßnahmen.

So werden die Betroffenen beispielsweise bei Gemeindeversammlungen über ihre Rechte aufgeklärt. Dabei können sie sich auch vernetzen: Die Idee ist, dass die Frauen sich gegenseitig unterstützen und auch voneinander lernen. „Bei solchen Veranstaltungen haben wir bereits in der ersten Phase des Projekts mehr als 10.000 Menschen erreicht, darunter auch über tausend Frauen mit Behinderungen“, berichtet Shibu George. „Sie wissen nun besser über ihre Rechte Bescheid und haben genug Selbstvertrauen, um beispielsweise die Frauenschutzkomitees anzusprechen, wenn sie von Gewalt betroffen sind. Das ist ein großer Schritt auf dem Weg zu einer gerechteren und sichereren Gesellschaft.“ Auch die Einrichtungen dieser Komitees war Teil der ersten Phase des Projekts.

„Wir arbeiten aber nicht nur mit den Betroffenen zusammen, sondern auch mit der Polizei, dem Gesundheitsministerium und medizinischen Einrichtungen“, erklärt Susan Höfner, Beraterin für Inklusion, Behinderung und Humanitäre Hilfe und Projektverantwortliche bei der DAHW. Die Institutionen werden zum Umgang mit Betroffenen sensibilisiert, um deren Zugang etwa zu medizinischer oder juristischer Hilfe zu verbessern. Außerdem werden Schulungen durchgeführt, die den Schutz der Betroffenen sicherstellen sollen.

Und auch potenzielle Täter werden in die Projektarbeit mit einbezogen. „Natürlich legen wir den Fokus auf die betroffenen Frauen“, sagt Susan Höfner. „Aber wir dürfen die Männer nicht vergessen: Sensibilisierungen sind wichtig. Wir zeigen auf, wie Konflikte auch ohne Gewalt gelöst werden können.“ Nur, wenn innerhalb der Gemeinden ein Verständnis da ist für die Rechte, die Frauen mit und ohne Behinderungen haben, kann ihre Situation verbessert werden, davon ist Inklusionsberaterin Susan Höfner überzeugt.

„Leave no one behind“ – dieses Motto begleitet die DAHW bei all ihren Projekten. Es schließt vulnerable Gruppen ein, Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, sei es aufgrund von Krankheit, Behinderung, Stigmatisierung jeglicher Art – oder aufgrund ihres Geschlechts. Frauen stehen daher aufgrund ihrer vulnerablen Situation in allen Projekten der DAHW besonders im Fokus, egal, mit welchem Mandatsbereich sich die Arbeit beschäftigt, egal, auf welchem Kontinent das Projekt stattfindet. Und so gilt das Motto natürlich auch für das Projekt in Madhya Pradesh. „Es gibt immer noch das Patriarchat, es gibt immer noch ein Machtungleichgewicht“, fasst Srilekha Penna zusammen. „Und das hindert diese wunderbaren Frauen daran, das zu tun, was sie wollen.“ Aber der Wandel hat bereits begonnen, das weiß auch Srilekha Penna. Deshalb sagt sie diese Sätze mit einem zuversichtlichen Lächeln. Sie ist überzeugt davon, dass die Arbeit der DAHW einen echten Unterschied macht – für alle Frauen.