30. November 2007

HIV und TB: die neue große Gefahr

DAHW fordert grundlegende Maßnahmen in der Entwicklungspolitik

(Würzburg, 29.11.2007). Die Ko-Infektion von Menschen mit HIV und Tuberkulose wird nach Ansicht der medizinischen Experten der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) zu einer neuen Gefahr. Inzwischen sind rund 12 Millionen Menschen mit beiden Krankheiten infiziert – Tendenz schnell steigend. Tuberkulose ist mit ca. 11 % eine der häufigsten Todesursachen für AIDS-Patienten, bei fehlender oder falscher Behandlung verläuft TB in 90% dieser Fälle innerhalb weniger Monate tödlich. Besonders dramatisch ist die Situation in Afrika: Mehr als die Hälfte aller TB- und HIV-Patienten sind koinfiziert.

Dramatische Beschleunigung von Epidemien durch resistente Erreger

Die schlimmste Folge dieser Ko-Infektionen ist die Bildung von Multi-Resistenzen der TB-Erreger, bestätigt Dr. Adolf Diefenhardt, medizinischer Leiter der DAHW: "Wir haben es in einigen Gebieten Afrikas mit TB-Bakterien zu tun, die bereits Resistenzen gegen vier bewährte Medikamente entwickelt haben. Diese ‚XDR-TB’ wird kaum noch zu stoppen sein, wenn wir jetzt nicht eingreifen und handeln!“

Grund für diese Entwicklung ist zumeist die fehlende Diagnose der Ko-Infektion. TB-Patienten werden ohne Rücksicht auf ihre HIV-Infektion behandelt, HIV-Patienten ohne Rücksicht auf ihre TB-Infektion. Die dramatischen Folgen skizziert Dr. Diefenhardt: "Wir stehen vor einer Situation, in der sich die beiden tödlichsten Krankheiten verbündet haben. Die Resistenzen dieser Erreger bedrohen die Existenz der Menschheit in weiten Gebieten unserer Erde.“

DAHW-Experte fordert politische Entscheidungen

"Die Gefahr einer multiresistenten Epidemie ist nicht fiktiv, sie hat bereits begonnen“, so das Fazit des DAHW-Mediziners Diefenhardt. Um die Gefahr einzudämmen, müssen die Entwicklungspolitiker reagieren. Die Experten der DAHW fordern ein Maßnahmenpaket für die medizinische Arbeit in Entwicklungsländern:

  • jeder HIV-Patient muss auf TB und jeder TB-Patient auf HIV untersucht werden,
  • eine antiretrovirale Behandlung für alle ko-infizierten Patienten,
  • mehr finanzielle Unterstützung für Diagnose und Forschung, sowie 
  • bezahlbare Medikamente für Patienten in Entwicklungsländern.

Die bislang relativ preiswerten Behandlungsmöglichkeiten für TB- oder HIV-Patienten sind bei den vermehrt auftretenden Resistenzen nicht mehr möglich. Medikamente, die (noch) keine Resistenzen erzeugt haben, sind in Entwicklungsländern jedoch unbezahlbar. "Dieses Dilemma kann nur politisch gelöst werden“, fordert Adolf Diefenhardt daher von den Entscheidungsträgern in den Industrienationen.

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