20. September 2022

Ich kann, ich will – und ich schaffe es

Das Flechten von Körben und Sitzmöbeln ist eine Einkommensquelle. Foto: Kopila Nepal / DAHW

Der inzwischen 49-jährige Nepalese Yeke Prassad Kafley lebt in Bishmu Nagar. Schon als kleines Kind erkrankte er vermutlich an Kinderlähmung und ist seither in seiner Mobilität stark eingeschränkt. Er hat sein Schicksal angenommen. Seine Lernbereitschaft und Willenskraft haben ihm geholfen, seinen Platz im Leben zu finden. Lesen Sie seine berührende Geschichte.

Jeder Mensch hat das Recht, ein Leben in Würde zu führen.

„Mein Name ist Yeke Prassad Kafley und ich lebe schon immer in Bishnu Nagar. Das ist ca. 50 km von Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal, entfernt. Als ich sechs Jahre alt war, bekam ich starkes Fieber und meine Beine begannen stark zu zittern. Ich wurde von Tag zu Tag immer schwächer. Meine Eltern wendeten verschiedene Hausmittel an, doch nichts linderte meine Schmerzen. Ich konnte kaum noch stehen, gehen war unmöglich. Über Wochen hofften meine Eltern und ich auf Besserung, doch es tat sich nichts. Das Fieber ging irgendwann zurück. Das schon. Aber gehen konnte ich nicht mehr.

Meine Geschwister und Freunde halfen mir, den Weg zur Schule zu bewältigen. Oft mussten sie mich tragen, weil ich das allein nicht konnte. So schaffte ich es bis zur dritten Klasse. Danach konnten meine Eltern das Schulgeld nicht mehr aufbringen. Da sie keinen Sinn darin sahen, ein behindertes Kind zur Schule zu schicken, haben sie mich von der Schule abgemeldet. Das klingt hart, aber in Anbetracht unserer ärmlichen Lebensverhältnisse kann ich sie rückblickend sogar ein wenig verstehen.

Da ich keinen Beruf erlernte ‚fürchteten‘ meine Eltern, dass ich ihnen für immer zur Last fallen würde.

Doch ich selbst habe mich nie aufgegeben. Ich wollte, so gut ich konnte, ein eigenständiges Leben führen. Von meinem Vater lernte ich, Stühle und andere Sitzmöbel aus Bambus zu flechten. Das konnte ich im Sitzen ausüben. Meine Hände waren sehr geschickt und die Möbel ließen sich gut verkaufen.

Später habe ich geheiratet und bin heute selbst stolzer Vater einer Tochter, die derzeit ebenfalls die dritte Schulklasse besucht. Es ist nicht einfach, das Schulgeld aufzubringen. Aber meine Frau und ich versuchen es. In der letzten Zeit ist es schwieriger geworden, Bambus als Rohmaterial für meine Flechtarbeiten zu bekommen. Deshalb habe ich angefangen, im Dorf alte Werkzeuge zu sammeln und zu reparieren. Diese Wege und Arbeiten kann ich mit meinem Rollstuhl bewältigen.

Seit einigen Jahren engagiere ich mich in einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit Behinderung, die von der Partnerorganisation der DAHW, der Behindertenrechtsorganisation KOPILA Nepal organisiert wird.

Schulgeld durch den Verkauf von Geißen

Durch KOPILA, die, wie ich weiß, von der DAHW aus dem fernen Deutschland – und damit von Ihnen – unterstützt wird, haben wir als Familie eine Ziege erhalten. Meine Frau kümmert sich um die Versorgung des Tieres, das inzwischen schon zwei Zicken geboren hat. Durch den Verkauf der jungen Geißen können wir unsere Lebenshaltungskosten decken und das Schulgeld unserer Tochter bezahlen.

Ich möchte Ihnen in Deutschland danken, dass Sie die DAHW, damit KOPILA und ganz direkt mich und meine Familie unterstützen. Es gibt in Nepal und in vielen anderen Armutsregionen der Welt viele Menschen wie mich, wie uns.

Wir können, wir wollen – und schaffen es. Dabei ist jede:r von uns aufgrund von Einschränkungen auf unterschiedliche Unterstützung angewiesen. Danke, dass Sie mit Ihrer Spende ein Teil davon sind.“

Was ist CBID?

Gemeindegetragene inklusive Entwicklung – Community Based Inclusive Development (CBID)

Die DAHW strebt eine integrative Gesellschaft an, in der jede:r akzeptiert wird. Eine Gesellschaft, in der jede:r gleichberechtigt ist und selbstbestimmt teilnehmen kann.  Unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft und Beeinträchtigung bzw. Behinderung. 

Unser Verständnis von Behinderung und Integration basiert auf der 2006 von den Vereinten Nationen (UN) verabschiedeten „Behindertenrechtskonvention“ (UN-BRK), die 2009 auch in Deutschland ratifiziert wurde (Stichwort Inklusion). 

Weltweit leben etwa eine Milliarde Menschen mit einer oder mehreren Einschränkungen. 80 Prozent von ihnen leben in Entwicklungs- und Schwellenländern und sind überproportional von extremer Armut betroffen. Behinderung darf kein Grund oder Kriterium für den mangelnden Zugang zu Bildung, Beschäftigung, Gesundheitseinrichtungen sein. 

Das Ziel der DAHW ist, diese Menschen zu stärken. Wir wollen ihre Befähigung zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, egal von welcher Beeinträchtigung sie betroffen sind, erleichtern. Gemeinsam mit der Gemeinschaft, deren Teil sie sind.


 

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