08. März 2021

Internationaler Frauentag

Am 8. März findet der Internationale Frauentag statt. Die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern ist bis heute ein globales Problem. In vielen Ländern haben Frauen weniger Rechte als Männer, werden diskriminiert und ausgeschlossen. Sahayarani Antony, DAHW-Inklusionsexpertin, erzählt zum Internationalen Frauentag, warum ihr die Themen Gleichberechtigung und Chancengleichheit am Herzen liegen.

Es ist sowohl meine Leidenschaft als auch meine Berufung, die Einbeziehung der Frauen in all unsere Arbeit sicherzustellen. Alles begann in den späten 1990er-Jahren, als ich als Teil der YCS-Bewegung (Young Catholic Student) eine indigene Gemeinschaft im ländlichen Indien besuchte. Dort sah ich eine junge Mutter, die allein in einer abgelegenen Hütte zum Sterben zurückgelassen wurde, da die Familie nicht die Mittel hatte, um die häufig auftretenden Komplikationen nach der Geburt zu behandeln. Ein Gespräch mit der Familie ergab, dass sie es nicht für sinnvoll hielten, das Leben einer Frau zu retten! Obwohl wir dafür sorgten, dass die Frau eine entsprechende Behandlung erhielt und zu ihrer Familie und ihrem Neugeborenen zurückkehren konnte, hinterließ der Vorfall einen bleibenden Eindruck in meinem Gedächtnis.

Weltweite Diskriminierung von Frauen 

Heute habe ich in meiner Funktion als Inklusionsberaterin bei der DAHW die Möglichkeit, Frauen über Indien hinaus zu erreichen, und zwar weltweit. Ob in Indien oder im Senegal, in Nigeria oder in Kolumbien, wir erleben die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen beim Zugang zu Gesundheitsversorgung, Beschäftigungsmöglichkeiten und Bildung. Einige soziale Normen und Gewohnheiten bedrohen das Leben und die Integrität von Frauen und stellen regelrechte Menschenrechtsverletzungen dar. So zum Beispiel Riten und Rituale in der Pubertät oder bei der Verwitwung, zugeschriebene Geschlechterrollen oder auch häusliche, sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt.
Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind nicht immer gendersensibel. Bis vor Kurzem hatten Frauen in vielen der Länder, in denen wir arbeiten, kein Recht auf Erbschaft und konnten kein Land oder Unternehmen besitzen. Das Geschlecht in Kombination mit anderen Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung, Gesundheit und wirtschaftlicher Status, macht die Frauen sehr verletzlich. Ein Beispiel: Frauen, die mit Lepra leben, haben eine geringere Chance, ihre Ausbildung abzuschließen, einen Job zu finden und einen Partner zu heiraten als ihre männlichen Kollegen. Trotz dieser Einschränkungen sehe ich, wenn ich mit den Frauen spreche, ihre Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, die Lebensbedingungen für sich, ihre Familien und Gemeinden zu verbessern.

Die Chancengleichheit muss verbessert werden

Wenn eine Frau ausgebildet und unterstützt wird, kommt das der ganzen Gemeinschaft zugute. Wir haben gesehen, dass Frauen, wenn sie befähigt wurden und ein Einkommen erwirtschaften, sich um die ganze Familie kümmern, nicht nur um sich selbst. Auf diese Weise helfen sie, die sozialen und wirtschaftlichen Ergebnisse zu verbessern. In Frauen zu investieren ist eine hervorragende Strategie, um extreme Armut zu beenden.

Hier die Geschichte einer Projektbegünstigten der DAHW im Senegal:

"Damals, im Jahr 2007, als ich als Lehrerin arbeitete, bemerkte ich Flecken an Händen und Beinen. Ich ging in das Bezirkskrankenhaus, das mir Medikamente gegen Müdigkeit und Gelenkschmerzen verschrieb. Als das Fieber anhielt, ging ich in ein spezialisiertes Krankenhaus, in die Universitätsklinik und sogar zu einem traditionellen Heiler, die das Problem nicht diagnostizieren konnten. Viel später ging ich durch einen Freund meines Mannes in ein Leprakrankenhaus und wurde mit Lepra diagnostiziert und auf Medikamente gesetzt. Ich wurde von der Lepra geheilt, obwohl ich inzwischen aufgrund der späten Diagnose eine sichtbare Behinderung an meinen Händen entwickelt hatte. Während ich in Behandlung war, kam ich mit der DAHW in Kontakt. Obwohl ich die Behandlung abgeschlossen hatte, konnte ich nicht zurück zur Schule gehen, um meine Karriere als Lehrerin fortzusetzen, und ich dachte über eine zweite Karriereoption nach. Die DAHW unterstützte mich mit einem Training zu Management- und Führungsfähigkeiten. Heute bin ich in meiner zweiten Karriere als Verkäuferin für pflanzliche Produkte erfolgreich. In meiner Freizeit engagiere ich mich außerdem ehrenamtlich für die DAHW."