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29. Oktober 2023

Lateinamerika: Die Zusammenarbeit mit unseren starken Partnern geht in eine neue Phase

DAHW-Vorstand Patrick Georg inmitten der DAHW-Partner beim Abschlussfestakt in Bogotá Kolumbien (Foto: DAHW)

Spendengelder sind ein wertvolles und immer rarer werdendes Gut, das mit Sorgfalt und Bedacht eingesetzt werden will. Die DAHW hat sich daher zu einem noch fokussierteren Vorgehen entschlossen. Das bedeutet auch: Wo starke Partner sind, halten wir uns gern etwas mehr zurück – zum Beispiel in Lateinamerika.

Wir gehen dorthin, wo die Straßen enden, wir unterstützen, wo es ansonsten wenig oder keine Unterstützung gibt: Diese Grundsätze aus Pionierzeiten hat sich unsere Organisation bis heute bewahrt. In den vergangenen Jahrzehnten ist unser Portfolio jedoch auf rund 20 Länder auf drei Kontinenten angewachsen. In Zeiten rückläufiger Spendeneinnahmen gilt es daher, ständig zu überprüfen: Wo kann unsere Unterstützung die größtmögliche Wirkung erzielen – und wo wird sie am dringendsten benötigt?

Die Unterstützung unserer Mandatsgruppen steht für uns an erster Stelle. Doch eine Strategie nach dem „Gießkannenprinzip“ ist angesichts der aktuellen Lage nicht mehr zielführend. Damit unsere Projekte auch weiterhin nachhaltig wirken können, haben wir evaluiert, in welchen Regionen die Strukturen gut gewachsen sind, mit welchen lokalen Organisationen es starke Partnerschaften gibt und wo sich Expertisen verfestigt haben.

In Lateinamerika sehen wir all das:

Die Länder, in denen wir aktiv sind, verfügen über vergleichsweise stabile Strukturen, wir pflegen gute Partnerschaften mit lokalen Organisationen und die Expertise in den Bereichen unserer Mandatskrankheiten ist exzellent – nicht zuletzt durch Partnerorganisationen des ILEP-Bündnisses, die in der Region aktiv sind. Nicht zu vernachlässigen ist auch die wirtschaftliche Situation der jeweiligen Länder, die von unserer Organisation genau geprüft wurde. „Die Länder in Lateinamerika befinden sich in einer erheblich besseren wirtschaftlichen Situation als die Länder  Afrikas, in denen wir tätig sind“, drückt es DAHW-Vorstand Joachim Beringer aus.

Unsere Arbeit in Lateinamerika tritt daher in eine neue Phase ein:

Dort, wo staatliche Strukturen so effektiv und effizient arbeiten, dass sich eine Organisation guten Gewissens zurückziehen kann, übergeben wir unsere Aufgaben gern an entsprechende Institutionen. Wo es uns nach sorgfältiger Prüfung sinnvoll erscheint, lokale Organisationen zu unterstützen, übertragen wir ihnen nicht nur Verantwortung, sondern auch konkrete Mittel, etwa unsere Bürogebäude als Anschubfinanzierung. Und wo andere ILEP-Organisationen sinnvoll an unsere Arbeit anknüpfen können, haben wir Absprachen zur weiteren Betreuung unserer Projekte getroffen.

DAHW-Vorstand Patrick Georg war vor wenigen Tagen in Bogotá zu Gast, um gemeinsam mit den Mitarbeitenden vor Ort die Erfolge der DAHW-Arbeit in Lateinamerika in den vergangenen Jahrzehnten zu feiern. Wie sehr ihn die Expert:innen aus den Projektländern immer wieder beeindruckten, unterstrich er in einer Rede: „Alle Kolleg:innen, die hier versammelt sind, leben den Geist der DAHW. Wie eng Sie zusammenarbeiten, wie Sie Wissen und Kompetenzen teilen und zur Verfügung stellen, wie Sie Empowerment leben. Wie nah Sie alle an der Lebenswirklichkeit der Betroffenen sind, wie Sie Anteil nehmen an den Biographien der Menschen und ihren Persönlichkeiten, und wie Sie jeden Menschen individuell betrachten: seine Geschichte, sein Schicksal – darin spiegeln sich Geist und Geschichte der DAHW.“ Um die großen Leistungen aller Beteiligten vor Ort zu würdigen, überreichte der DAHW-Vorstand den DAHW-Mitarbeitenden, Martha Barbosa und Alberto Rivera, stellvertretend die Damian-Plakette, die höchste Auszeichnung der DAHW.


Patrick Georg vor staatlichem Gesundheitspersonal im Rahmen des DAHW-Workshops im Gesundheitsministerium


Die DAHW unterhält also künftig kein Regionalbüro mehr in Lateinamerika. Das bedeutet aber nicht, dass wir dem Kontinent, auf dem wir 65 Jahre aktiv waren, nicht weiterhin verbunden bleiben. Unser Anspruch, Lepra in Bolivien zu eliminieren, bleibt – und wir unterstützen auch weiterhin spezifische Mandate in der Region. Wir verlassen also nicht einfach eine Region. Wir sorgen vielmehr dafür, dass die Projekte weiterhin Wirkung erzielen und die Nachhaltigkeit unserer Arbeit gewährleistet bleibt. Eine „Geberabhängigkeit“ zu fördern, war nie in unserem Sinn.

Wir fokussieren uns neu

Unsere Ressourcen werden wir künftig umso mehr in fragilen Staaten und dort für die vulnerabelsten Zielgruppen und Kontexte einsetzen: Orte, die für medizinische Versorgung kaum erreichbar sind. Personengruppen, die ausgegrenzt und benachteiligt werden. Krankheiten, die stigmatisiert und vernachlässigt werden. Betroffen sind hier neben einigen Ländern in Asien vor allem Staaten in West- und Ostafrika. Dort werden wir unsere Maßnahmen fokussiert und wirkungsvoll einsetzen. Getreu unserem Grundsatz: Wir gehen dorthin, wo die Straßen enden.


Eindrücke vom Abschlussfestakt