08. Juli 2011

Lepra: Vermächtnis für die Würde der Menschen

Die DAHW baut Wohnheime für ehemalige Lepra-Patienten

Ausgangssituation


Rund vier Millionen Menschen weltweit müssen mit Spätfolgen der Lepra leben – chronische Entzündungen oder Lähmungen von Muskeln und Gelenken, teilweise Amputationen oder Blindheit. Besonders davon betroffen sind ältere Menschen, deren Erkrankung schon viele Jahre zurück liegt. Die Lepra selbst wurde vollständig geheilt, allerdings sind oft die Nerven zerstört, weil die Krankheit erst spät entdeckt wurde.



Aufgrund ihrer Behinderung oder ihres Alters ist es diesen Menschen oft kaum möglich, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Zudem wurden Menschen, die an sichtbaren Folgen der Lepra leiden – wie z.B. fehlende Finger – oft von ihren Familien und Dorfgemeinschaften verstoßen. Die meisten lebten daher weiterhin in Hospitälern, auch weil sie wegen des Stigmas nicht in ihr Dorf zurückkehren konnten.



Aus zwei Gründen war diese Situation unbefriedigend: Erstens haben sich die von der DAHW unterstützten Leprahospitäler inzwischen weiter entwickelt und sind heute allgemeine Krankenhäuser, die wichtige Funktionen im Gesundheitswesen der armen Länder erfüllen. Ganze Stationen mit Dauerpatienten schränken die Versorgung von akut erkrankten Patienten ein. Dazu kommt, dass diese Menschen eher eine soziale Betreuung benötigen als eine medizinische. Sie können in betreuten Wohnheimen eher ein menschenwürdiges Leben führen als lebenslänglich im Krankenhaus.


Ziele des Projekts


Die DAHW hat die Frage, wie ältere Patienten mit Behinderung adäquat betreut werden können, eingehend mit ihren Partnern diskutiert. Von Anfang an war wichtig, dass die Einrichtung auf die speziellen Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten sein muss. Das bedeutet: möglichst große Barrierefreiheit, Zugang zu medizinischer Betreuung und soziale Kontakte. Ein größeres Legat hat nun die Voraussetzungen geschaffen, Wohnheime für ältere Menschen zu bauen, die nach ihrer Lepra-Erkrankung mit Behinderungen leben und keine Angehörigen haben, die sich um sie kümmern könnten.

Aktivitäten


Die DAHW fördert Baumaßnahmen nur, wenn der spätere Unterhalt auch sichergestellt werden kann. Geplant sind insgesamt elf Wohnheime für rund 500 Menschen in vier Ländern. Die Projektpartner mussten gemeinsam mit den Bauplänen überzeugende Konzepte zur Absicherung der laufenden Kosten nach Fertigstellung der Heime vorzulegen.



Allein in der ersten Bauphase bis Ende 2011 sind mehr als 450.000 Euro an Baukosten veranschlagt. Die Betriebskosten pro Jahr werden allein für sieben Heime in Indien ca. 50.000 Euro pro Jahr betragen, allerdings entstehen dadurch keine wesentlichen Mehrkosten, da ein Großteil dieser Menschen ohnehin bereits in diesen Projekten leben und dort versorgt werden. Die Versorgung im Altenheim ist zudem wesentlich kostengünstiger als die Versorgung im Krankenhaus, d.h. es können bei gleichen Kosten mehr Personen versorgt werden...



Der größte Teil der Betriebskosten entfällt auf die Versorgung der Bewohner mit Lebensmitteln oder – je nach Grad der Behinderung – mit fertig zubereiteten Mahlzeiten. Diese Aufgaben werden ohnehin bereits in den DAHW-Projekten übernommen, die sich seit vielen Jahren speziell um Lepra-Patienten sowie ehemalige Patienten mit Spätfolgen der Lepra kümmern.



Von der DAHW beauftragte Fachleute in diesen Ländern haben die Baupläne erstellt. Um die Baugenehmigungen kümmern sich die einheimischen Partnerorganisationen oder der DAHW-Repräsentant vor Ort. Wichtig war besonders die Barrierefreiheit, da viele künftigen Bewohner mit Hilfsmitteln wie Rollstühlen leben.

Was wurde 2010 erreicht?


Rund 175.000 Euro hat die DAHW im Jahr 2010 in die ersten sechs von sieben Projekten in Indien investiert. Die Grundsteine sind gelegt und die Baumaßnahmen gehen voran. Wenn diese Gebäude fertig sind, werden sie Platz bieten für 285 Menschen, die aufgrund einer früheren Lepra-Erkrankung oder aus andern Gründen mit Behinderungen leben.

Planungen für 2011


Mit weiteren 192.000 Euro werden 2011 die Baumaßnahmen in den sechs indischen Projekten abgeschlossen sein, in dem siebten hat es Verzögerungen mit der Genehmigung gegeben. In Nigeria werden zwei Wohnheime gebaut, wofür zunächst 70.000 Euro veranschlagt sind. Auch im Südsudan wird Baubeginn sein, geplant sind 22.000 Euro für ein Wohnheim. Lediglich in Jemen ist noch keine genaue Kalkulation möglich, da die Ausschreibung noch nicht abgeschlossen ist.



Durch die Unterschiede in den Kulturen sehen auch die Pläne anders aus: Während in Indien ein Wohnheim aus einem großen Haus besteht, handelt es sich in Nigeria und Südsudan um mehrere kleinere Häuser, die dicht beieinander liegen. Statt Neubau werden hier bestehende, seit Jahren aber kaum noch genutzte Leprasiedlungen renoviert und den Bedürfnissen der künftigen Nutzung angepasst.

Risiken des Projekts


In Ländern wie Jemen, Nigeria oder Südsudan ist immer das Risiko der politischen Instabilität vorhanden. Ein Regierungswechsel – besonders ein gewaltsam erzwungener – könnte zu einem Bürgerkrieg führen, mindestens aber zu einer großen Unsicherheit bei der Bevölkerung und zu langen Verzögerungen bei Behörden.



Steigende Kosten für den Unterhalt der Gebäude oder die Betreuung der Bewohner sind ebenso möglich wie Schwankungen bei den Währungen und bergen immer ein kleines Risiko der Projektarbeit. 


Übersicht Jahresbericht 2010

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Ohne Registrierung keine Behandlung


DAHW fordert Zugang zu Behandlung für alle Lepra-Patienten