02. November 2021

Mehr Gesundheit für Mensch, Tier und Umwelt

Fünfeinhalbtausend Baum-Setzlinge wurden gepflanzt. Foto: ANE / DAHW

Aktuelle One-Health-Projekte der DAHW in Äthiopien

Gemeinsam mit unserem lokalen Partner „Action for the Needy in Ethiopia“ (ANE) haben wir in Ostafrika zwei One-Health-Projekte gestartet, um Menschen zu einem nachhaltigen Lebensunterhalt und einem verantwortungsvollen Umgang mit Nutztieren zu verhelfen. Damit tragen wir zugleich zur Förderung der Gesundheit der Projektbegünstigten und der Tiere bei, dämmen die Ausbreitung von zoonotischen Infektionskrankheiten ein und betreiben aktiven Umweltschutz.

Human-, Veterinär- und Umweltgesundheit stehen beim sektorübergreifenden Gesundheitskonzept „One Health“ gleichermaßen im Fokus. Das Wissen und das Verständnis für die Zusammenhänge dieser drei Faktoren tragen entscheidend dazu bei, Krankheiten vorzubeugen und mehr Gesundheit für alle zu erlangen. Wie das gehen kann, zeigen zwei aktuelle Projekte der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe in Äthiopien, die gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation „Action for the Needy in Ethiopia“ (ANE) durchgeführt werden.

Eines der Projekte wird in Benishangul-Gumuz, einer äthiopischen Grenzregion zum Sudan und Südsudan, mit Finanzmitteln des Freistaates Bayern umgesetzt. Zu den Begünstigten zählen Geflüchtete sowie die äthiopische Bevölkerung, vor allem besonders vulnerable Familien. Insgesamt profitieren 150 der ärmsten und am meisten gefährdeten Haushalte in der Stadt Assosa, die bei der Umsetzung des Projekts mitwirkt.

„Wir unterstützen Kleinbauern dabei, ihre landwirtschaftlichen Erträge und damit das Einkommen zur Versorgung ihrer Familien steigern. So erhalten sie die Chance, ihre Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern – unter gleichzeitiger Förderung des Umweltschutzes“, erklärt Dr. Saskia Kreibich, Public Health Beraterin der DAHW und Leiterin des Regionalteams Ostafrika.

In der äthiopischen Region mangelt es den meisten Landwirten an technischem Fachwissen über nachhaltige Anbaumethoden sowie an der entsprechenden Ausstattung. Hinzu kommen eine ineffiziente Wassernutzung und veraltete Bewässerungspraktiken. Mit ihrer Arbeit und Produktion, die zu ca. 95 % manuell durchgeführt wird, sind die Landwirte auf den bestehenden Märkten nicht wirklich wettbewerbsfähig. Erschwerend kommt der Klimawandel mit seine Folgen und Auswirkungen hinzu. Bei ihrer landwirtschaftlichen Arbeit und dem Ackerbau sind die Menschen komplett von der Regenzeit abhängig. Die klimatischen Veränderungen und zunehmenden Dürrephasen setzen ihnen zu. Hohe Ertragseinbußen sind die Folge, die sie in Ernährungsnot und letztlich in die Armut treibt. Hier setzt die DAHW mit ihrem Projekt an.

Aktuelles Know-how und Equipment

„Unser Partner ANE stärkt die Landwirte vor allem durch den Zugang zu qualitativ hochwertigen Betriebsmitteln und Werkzeugen sowie durch die Verbesserung des technischen Wissens über klimaresiliente Anbaumethoden, eine vom Niederschlag unabhängige Landwirtschaft durch verbesserte Wassernutzung, nachhaltige Umweltschutzpraktiken und eine artgerechte Bienenzucht“, erklärt Dr. Saskia Kreibich. Gerade die Imkerei bringt vielseitige Vorteile mit sich: Honig ist ein begehrtes Gut mit einem vielversprechenden Absatzmarkt und somit eine relativ sichere Einnahmequelle für die Imker:innen. Darüber hinaus spielt der Schutz des Waldes eine erhebliche Rolle. Die Menschen lernen, traditionelle und neuwertige Agrar-Techniken zu kombinieren und den Wald als wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit zu achten und zu schützen. So spielt der Klima-, Natur- und Waldschutz neben der verbesserten Lebenssituation der Begünstigten eine wichtige Rolle in dem Projekt. Zu Wiederaufforstungszwecken wurden fünfeinhalbtausend Baum-Setzlinge gepflanzt, zudem wurden 93 energiesparende Elektroherde an die Haushalte verteilt. Die Herde benötigen weniger Holzmaterial. Neben der verringerten Arbeitsbelastung beim Holzsammeln für die Familien wird also gleichzeitig ein Schutz der natürlichen Ressourcen erzielt.

Den Projektauftakt bildete ein Sensibilisierungsseminar, zu dem ANE, die DAHW und die Stadtverwaltung von Assosa sowie lokale und nationale Vertreter*innen aus Politik und Zivilgesellschaft einluden: „Das Seminar war ein wichtiger Meilenstein des Projekts, denn nur durch Einbeziehung aller Beteiligten aus den verschiedenen Sektoren kann es gelingen, die bedürftigen Familien in Assosa ganzheitlich und langfristig zu stärken“, so Saskia Kreibich.

600 Ziegen eröffnen Zukunftsperspektiven

Seit Dezember letzten Jahres wird in der Stadt Negele in der Guji Zone der Region Oromia im Süden Äthiopiens gemeinsam mit ANE ein weiteres One-Health-Projekt umgesetzt, das die DAHW gemeinsam mit dem Bündnis Entwicklung Hilft (BEH) finanziert: Es richtet sich an pastorale und agro-pastorale Gemeinschaften. Die direkten Begünstigten des Projekts sind 300 Binnenvertriebene und gefährdete Haushalte der Aufnahmegesellschaft. Das Projektziel ist die Verbesserung der Lebens- und Gesundheitsbedingungen durch die Bereitstellung von Nahrungsmittelsoforthilfe für 300 Haushalte und die Aufstockung des Viehbestands für 200 Binnenvertriebene/Haushalte in der Stadt Negele. Jeder Haushalt erhielt jeweils zwei weibliche und eine männliche Ziege. Die Tiere werden vor allem wegen ihrer relativ kurzen Brunst- und Trächtigkeitsdauer, ihrer hohen Fruchtbarkeit und ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit bevorzugt. Außerdem dienen sie als zuverlässige Milchquelle.

Um die Übertragung von Zoonosen zu verhindern, verfolgt das Projekt als übergreifende Strategie einen One-Health-Ansatz, der eine enge Zusammenarbeit und Koordinierung zwischen den Dienstleistern für die Gesundheit von Mensch und Tier fördert, um die Übertragung von Zoonosen zu unterbinden. Vorausging auch hier eine Informationsveranstaltung, an der neben den durchführenden Organisationen auch Vertreter:innen aus Politik, Gesellschaft und Verwaltung sowie Expert:innen für die Gesundheit von Mensch und Tier teilnahmen.

Eine Unterstützung in dieser Form sei die erste ihrer Art, so die Rückmeldung lokaler Beamter. Denn sie umfasse ein ganzes Paket, das neben der Aufstockung der Tierbestände auch den Gesundheitscheck sowie wichtige Impfungen der Ziegen und die Bereitstellung persönlicher Schutzausrüstung beinhalte. Zudem wurden Hausbesuche durchgeführt, um die begünstigten Familien einem Tuberkulose-Screening zu unterziehen. Aber auch, um zu überprüfen, ob das erlernte Wissen zur artgerechten Versorgung der Tiere und den Hygienemaßnahmen Anwendung findet. Um die Gemeindemitglieder über Zoonosen und die Präventionsmöglichkeiten aufzuklären, wurden zudem Plakate in lokalen Sprachen an ausgewählten Standorten veröffentlicht.

One Health als Schlüssel zu mehr Gesundheit

„Insbesondere auch nach humanitären Katastrophen wirkt sich die professionell durchgeführte und entsprechend begleitete Wiederaufstockung des Viehbestands positiv auf den Lebensunterhalt und die Zukunftsaussichten einer Familie aus“, weiß Dr. Kreibich. „Menschen, die ihr Einkommen auf ‚gesunde‘ Art und Weise erwirtschaften können, indem sie artgerecht mit ihren (Nutz-)Tieren umgehen und eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur betreiben, sichern nicht nur ihre Existenz nachhaltig, sondern schützen sich zugleich vor Krankheiten.“


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