16. September 2008

"Meine Leute" wollen selbst etwas erreichen

Martha Barbosa hilft Leprapatienten in Kolumbien über die Hürden des Alltags.

Am späten Freitag Abend brennt noch Licht bei der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. In ihrem Büro sitzt die Sozialarbeiterin Martha Barbosa über Papiere gebeugt. Seit Montag war die 41-Jährige im Land unterwegs und hat Leprapatienten und deren Familien besucht. Heute Mittag ist sie zurück gekommen und bearbeitet nun die wichtigsten Hilfsgesuche der Patienten.

Je eher ich z.B. Anträge auf Kleinstkredite bearbeite, um so schneller können "meine Leute“ mit ihren Vorhaben beginnen“, antwortet Martha auf die Frage, ob sie denn nicht schon längst ins wohlverdiente Wochenende gehen sollte. Für die Menschen, die sie so liebevoll "meine Leute“ nennt, geht es um viel: Sie wollen sich eine eigene Existenz aufbauen, um die Familie ernähren zu können. Reich wird mit den Kleinstkrediten niemand, aber wenigstens können sie von ihrer eigenen Arbeit leben.

Eine echte Chance

Die Menschen, um die sich Martha seit elf Jahren kümmert, sind Leprapatienten. Die eigentliche Infektionskrankheit Lepra wurde längst geheilt, aber das Stigma dauert ein Leben lang. Selbst nach vielen Jahren werden sie als Leprakranke bezeichnet und ausgestoßen. Wegen der typischen Verstümmelungen ist es für sie ungleich schwieriger, einen Arbeitsplatz zu finden. Nachbarn drängen sie zum Umzug und selbst ihre Kinder werden in der Schule gemieden und manchmal ausgeschlossen.

Eine echte Chance für diese Menschen liegt in den sozialen Hilfsprogrammen der DAHW: Kinder und Jugendliche werden in Schule und Berufsausbildung gezielt auf ein eigenständiges Leben vorbereitet. Erwachsene lernen, mit der Krankheit und den Behinderungen selbstbestimmt leben zu können. Wer seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, erlernt einen anderen Beruf, bei dem die Behinderung keine große Rolle spielt.

Die kleine Hühnerzucht ist Existenzgrundlage für eine Familie

Kampf gegen das Stigma

Bei allen Erfolgen bleibt für Martha aber ein Problem: "Ich erreiche nicht die Köpfe der anderen Menschen. Die Köpfe der Menschen, die meine Leute ausstoßen und mit Verachtung strafen, weil sie an einer Krankheit leiden, die heutzutage medizinisch vollständig heilbar ist. Vollständig bis auf die Vorurteile in den Köpfen eben jener Menschen.“

Viele Menschen brauchen dringend menschenwürdige Unterkünfte.

Ehemalige Leprapatienten in Kolumbien wurden an die Ränder ihrer Städte gedrängt – sie wohnen dort oft in alten, verfallenen Hütten und mit der dauernden Sorge um das tägliche Brot. Deswegen unterstützt die DAHW diese Menschen mit Kleinkrediten zur Existenzgründung und Zuschüssen für eine neue Hütte.



Umgerechnet 1.100 Euro kosten die einfachen Häuser pro Familie. Die meisten Familien können sich dies nur durch den Zuschuss der DAHW leisten.

Sinnvolle Hilfe

Martha prüft genau, wer den Zuschuss wirklich benötigt, denn das Geld ist knapp bemessen und die Sozialarbeiterin bringt immer viele Anträge mit in ihr Büro. Die ersten, die sie bearbeitet, sind immer die Bitten um Starthilfe: "Wer mit unserer Unterstützung ein kleines Gewerbe oder Geschäft eröffnet, wird in ein paar Jahren keine fremde Hilfe mehr benötigen. Von den zurückgezahlten Krediten profitieren danach wieder andere Ex-Patienten.“ Als Mutter von vier Kindern ist Marta es gewohnt, gleichzeitig zweckmäßig und sparsam zu arbeiten.

 

Leprapatient ohne Chance auf dem Arbeitsmarkt.

"Unsere Leute merken, dass sie sich nicht mehr verstecken müssen, dass sie trotz aller Anfeindungen etwas erreichen können, wenn sie beim Start eine kleine Hilfestellung bekommen.“ Nach dem letzten Antrag klappt sie die Akten zusammen und freut sich auf ihre Kinder.

Sichtbare Erfolge

Auf dem Weg nach Hause kauft Martha wie immer bei den Händlern ein, die ihr Geschäft mit Unterstützung der DAHW aufgebaut hatten. "Ihre Leute“ wollen ihr dann immer etwas schenken, aber Martha besteht auf Bezahlung. Schließlich habe sie selbst ihnen beigebracht, mit den Einnahmen verantwortungsvoll umgehen zu können und das wolle sie jetzt nicht einreißen lassen, erklärt sie, während sie für den Händler noch schnell einen behördlichen Antrag ausfüllt: "Er hat nie lesen und schreiben gelernt und braucht dabei Hilfe. Und die geben wir ihm.“

 


So können Sie den Menschen in Bogota helfen:

 

 

 

-> 19 €

 
 

kostet die Schulgebühr pro Jahr. So können Kinder unserer Patienten die Grundschule besuchen

 
 

-> 50 €

 
reichen für die Behandlung eines Leprakranken.
 

-> 1.100 €

 
kostet ein einfaches Häuschen, in dem Leprakranke mit ihrer Familie menschenwürdig leben können.

Jeder Euro zählt!
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