Bis ein Impfstoff gegen einen Krankheitserreger zum Einsatz kommen kann, vergehen normalerweise Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Denn die Entwicklung ist kostenintensiv und umfasst mehrere, teils langwierige Phasen. Nach der Isolierung und Charakterisierung des Krankheitserregers müssen in der sog. Screening-Phase geeignete Antigene gefunden werden, die einen Immunschutz hervorrufen. Sind diese identifiziert, folgen präklinische Untersuchungen, bei denen die Auswirkungen des Impfstoffkandidaten bei Tieren überprüft werden. In der anschließenden klinischen Studie werden an bis zu 100 gesunden Proband*innen die Reaktionen des Immunsystems (Phase 1) und anschließend an mehreren tausend die Verträglichkeit und Dosierung (Phase 2) unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen getestet. In der Phase 3 gilt es, Daten zur Unbedenklichkeit und zur Wirksamkeit des potenziellen Impfstoffes zu erheben. Überwiegt der Nutzen der Impfung deutlich gegenüber möglichen Risiken, kann die Zulassung beantragt werden.
Best-Practise-Beispiel Corona
Die Forschung nach einem Impfstoff gegen das Ebola-Virus dauerte gut 20 Jahre, der gegen HIV wird seit rund 40 Jahren gesucht. Dass für das Virus SARS-CoV-2 bereits ein Jahr nach Ausbruch der weltweiten Pandemie eine Impfung existiert, ist besonderen Umständen zu verdanken. So arbeiteten angesichts der massiven Folgen der Corona-Pandemie, die vor allem auch reiche Industrienationen betreffen, erstmals Expert*innen aus vielen Ländern und Fachbereichen zusammen. Verfahrensabläufe, Bearbeitungs- und Bewertungsprozesse wurden optimiert, klinische Prüfungsphasen kombiniert und Untersuchungen gebündelt. Mehr als 200 Entwicklungsprojekte für COVID-19-Impfstoffe wurden dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (vfa) zufolge parallel durchgeführt. Zudem konnte auf bereits vorhandenes Wissen zu anderen Coronaviren zurückgegriffen werden.