14. September 2010

Nicht jeder Infizierte erkrankt an Tuberkulose

Forschung: Welche Faktoren des Immunsystems begünstigen den Ausbruch der Krankheit?

Auch in diesem Jahr werden rund zehn Millionen Menschen neu an TB erkranken – „nur“ zehn Millionen, denn insgesamt sind rund zwei Milliarden Menschen mit dem Tuberkulose-Bakterium infiziert. Eine Frage, die die Ärzte der DAHW schon seit langer Zeit interessiert: Warum erkranken nicht alle Infizierten an TB, was schützt die große Mehrheit vor dem Ausbruch der Infektionskrankheit?

Die Forscher des Bernhard-Nocht-Instituts in Hamburg suchen in Deutschland und Südafrika nach Antworten genau zu dieser entscheidenden Frage. Dabei geht es um die 30 Prozent aller Menschen weltweit, die mit dem TB-Bakterium infiziert sind. Die DAHW ist finanziell an diesem Vorhaben beteiligt.

Infizierte Menschen werden bei diesem Forschungsprojekt in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt: bei der größeren Gruppe (rund 90%) bricht die Krankheit nie aus, ihr Immunsystem besiegt die Bakterien frühzeitig. Lediglich etwa 10% der Infizierten erkranken im Laufe ihres Lebens – besonders, wenn das Immunsystem durch äußere Umstände wie z.B. andere Krankheiten oder mangelhafte Ernährung oder Hygiene geschwächt ist. Die Forscher interessiert nun, welche Faktoren des Immunsystems für die Unterscheidung der beiden Gruppen verantwortlich sind.

Unter besonderer Beobachtung stehen dabei bestimmte Micro-RNA, eine neue Gruppe körpereigener Moleküle, die über verschiedene Mechanismen die Immunantwort beeinflussen und somit eine Wirkung auf die Erkrankungsrate nach einer Tuberkulose-Infektion haben können. Als sogenannte Biomarker können diese Micro-RNA im Blut bestimmt werden und eventuell eine Aussage über die Schutzfunktion des körpereigenen Immunsystems geben.

Die Studie ist als Grundlage für weitere Forschung zu sehen, die zum Verständnis der Immunabwehr bei Tuberkulose beiträgt. Die Hoffnung der Forscher ist es, auf diesem Weg Fortschritte bei der Behandlung von latent infizierten TB-Patienten zu erzielen und in weiterer Zukunft vielleicht sogar einen neuen Impfstoff zu finden.  Es ist ein innovativer und wichtiger Schritt auf dem Weg zur Bekämpfung der weltweiten Tuberkulosepandemie.

 

TB-Patientin aus Rumbek, Süd Sudan
(Foto: Thomas Einberger)

 

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