05. August 2009

Rehabilitation für Menschen mit Behinderung

Stärkere Einbeziehung der vertrauten Umgebung

Im Berichtsjahr führten 130 Projekte in 18 Ländern Maßnahmen der sozio-ökonomischen Rehabilitation (SER) durch und erreichten mehr als 100.000 Menschen. Sozio-ökonomische Rehabilitation umfasst einkommenschaffende Maßnahmen, die Förderung schulischer und informeller Bildung, die Schaffung und Renovierung von Wohnraum, eine breite Palette sozialer Hilfen sowie verschiedene Beratungsleistungen. Gefördert werden sowohl Individuen als auch Familien, überwiegend von Lepra betroffene Menschen. Dabei kooperieren dienstleistende Projekte mit betroffenen Klienten, ohne besondere Einbindung des Gemeinwesens.

Gleichzeitig wurde mit dem Übergang von SER zu einer Rehabilitation im Wohnumfeld (CBR) begonnen. Das Konzept CBR steht für die Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen, unabhängig davon, ob die Behinderung durch Lepra oder andere Gründe verursacht wurde, auf partizipative Weise in ihrer vertrauten Umgebung, unter enger Einbeziehung von Familie, Nachbarn und Gemeinde. Das Gemeinwesen soll befähigt werden, die Verantwortung für die Bedürfnisse behinderter Mitglieder zu tragen. Dabei spielt die Förderung von Selbsthilfegruppen und Organisationen von Menschen mit Behinderung eine wichtige Rolle.

Als erste Stufe der Umsetzung des neuen Konzepts erhielten im vergangenen Jahr 17 DAHW-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus Äthiopien, Ägypten, Indien, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Sudan, Tansania, Uganda und der Zentrale in Würzburg CBR-Training.

Als zweite Stufe wurde mit der Entwicklung von Länderstrategien zum Übergang von SER zu CBR begonnen, die in Äthiopien, Indien, Kolumbien, dem Senegal und Tansania bereits fertig gestellt und bereit für die Implementierung sind. In Nigeria ist die Planung weit fortgeschritten, für die anderen Länder liegen Planungsgrundlagen vor, die fortgeführt werden. 
Im Dezember veranstaltete die DAHW mit dem Verein Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit (BEZEV), der Christoffel-Blindenmission (CBM), der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) und Misereor eine zweitägige internationale Tagung „Nichts über uns ohne uns“ in Berlin. An einem Beispiel aus Äthiopien stellte DAHW-Referent Ernst Hisch vor, wie Teilhabe aussehen kann. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie internationale Fachleute der Entwicklungszusammenarbeit, mit und ohne Behinderung, waren sich darin einig, dass, um die Armut weltweit effektiv zu bekämpfen, Menschen mit Behinderung aktiv einbezogen werden müssen.

Dieser Perspektivenwechsel ist Grundgedanke der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen. Von den weltweit rund 650 Millionen Menschen mit Behinderung leben 80 Prozent in Entwicklungsländern.


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