20. Dezember 2018

Reportage: Ich habe ein Bein verloren – aber nicht meinen Lebensmut

Atitso Komlan Narcisse wurde 2003 in einem kleinen Dorf nahe der Stadt Agbelouvé im Süden von Togo geboren. Sein Vater, Atitso Mensan arbeitet dort in einem Holzsägewerk, seine Mutter (Gotara Loudba) betreibt eine kleine Landwirtschaft und verkauft die Erzeugnisse auf dem Markt der Stadt.

Als Komlan Narcisse fünf Jahre alt wurde, zogen die Eltern in das Dorf Kanyikpedzi, damit der Junge nach Agbelouvé in die Schule gehen konnte. Zusammen mit seinen älteren Cousins besuchte er die Grundschule.

Nach wenigen Monaten klagte Komlan Narcisse auf dem Nachhausweg über Schmerzen in seinem rechten Bein. Mehrere Tage später bemerkten die Eltern Abszesse auf seinem Unterschenkel und auch auf dem linken Knie.

Die Schmerzen und die Wunden wurden immer größer. Die Eltern gingen mit dem Kleinen zur nächsten Krankenstation, wo er ambulant behandelt wurde. Das angegriff ene Gewebe wurde entfernt und die Wunden versorgt. Trotz der regelmäßigen Versorgung mit traditioneller Medizin und Verbandwechseln trat kein Heilungserfolg ein.

Schlussendlich suchten die Eltern mit ihrem Kind das Krankenhaus in Kpeletiko auf. Die Ärzte erkannten sofort, was es war. Der Junge war an Buruli Ulcer erkrankt.

Leider war die Krankheit im rechten Bein schon so weit fortgeschritten, dass dem Fünfjährigen der gesamte Unterschenkel amputiert werden musste. Über mehrere Monate blieb Komlan Narcisse mit seiner Mutter in dem Krankenhaus, bis der Stumpf verheilt war.

Für die Familie eine in jeder Hinsicht entbehrungsreiche Zeit. Ihr fünfjähriges Kind amputiert. Die Behandlungskosten mussten sie zum Großteil selbst aufbringen. Die Mutter fehlte zu Hause. Da sie ihre Felder nicht bewirtschaften konnte, fehlten der Familie auch diese Einnahmen.

Der Kleine hat ein Bein verloren, aber nicht seinen Lebensmut. Obwohl er mehrere Monate in der Schule fehlte, hatte er durch seinen Fleiß bald wieder den Anschluss gefunden.

Doch 2009 brach die Krankheit bei dem Jungen erneut aus. Jetzt war das linke Bein betroff en. Diesmal wurde das in dem von der DAHW unterstützten Regional-Krankenhaus in Tsévié sofort erkannt. Der erneute Ausbruch von Buruli Ulcer konnte schnell gestoppt werden. Eine weitere Amputation blieb ihm erspart.

Traditionell setzen die Eltern große Hoffnungen in ihren ältesten Sohn. Komlan Narcisse möchte Kaufmann werden und mit seinem Einkommen die Familie unterstützen. Derzeit besucht der 15-Jährige die 3. Klasse der „Seconde“. Neben der Schule und der Erledigung seiner Hausaufgaben unterstützt er seine Mutter bei der Hausarbeit. In seiner knappen Freizeit fl icht er Körbe, die seine Mutter dann mit ihrem Obst und Gemüse auf dem Markt verkauft.

Trotz der Amputation hat sich Komlan Narcisse seinen Lebensmut bewahrt. Die DAHW unterstützt ihn dabei. Schnellstmöglich soll er eine neue Beinprothese bekommen, die seiner heutigen Körpergröße entspricht. Die Familie wird darüber hinaus beim Schulgeld unterstützt, damit ihr Erstgeborener seine Schul- und Ausbildung zum Kaufmann absolvieren kann.

Komlan Narcisse soll seinen Lebenstraum verwirklichen können – unabhängig von seiner körperlichen Atitso Komlan Narcisse mit seinen Eltern und Geschwistern. Einschränkung. Er hat es verdient.


Atitso Komlan Narcisse hat für Sie einen kleinen Aufsatz über sein bisheriges Leben geschrieben.

Ich heiße Atitso Komlan Narcisse. Ich bin 15 Jahre alt und bin Schüler der Klasse SG3.

Mein Vater heißt Atitso Mensan, er arbeitet in einer Sägemühle, meine Mutter heißt Gotara Loudba und ist Landwirtin. Ich lebe in Kanyikpedzi.

Als ich 5 Jahre alt war, einen Tag nach der Rückkehr aus der Schule, fühlte ich Schmerzen im Bereich meines rechten Beines. Drei Tage später sind in den schmerzenden Bereichen Eitergeschwüre entstanden, eines auf dem Knie und eines auf dem Bein. Ich konnte nicht mehr laufen. Einige Wochen später sind die Geschwüre operiert worden. Die Wunden sind aber trotz der Pflege zuhause nie verheilt. Ich bin ins Krankenhaus von Kpeletiko zur Behandlung gebracht worden. Dort hat sich gezeigt, dass die Krankheit nicht kuriert werden kann, daher musste man das Bein amputieren. Das Bein wurde 2006 von deutschem Personal in dem Krankenhaus amputiert. Nach einigen Monaten verheilte die Wunde des amputierten Beines und wir konnten nach Hause gehen.

Ich bin wieder zur Schule gegangen. Aber 2009 habe ich die gleiche Krankheit im anderen Bein gespürt. Ich bin ins Regional-Krankenhaus von Tsévié gebracht worden, wo festgestellt wurde, dass ich an Buruli Ulcer leide und die DAHW hat meine Behandlung übernommen.

Ich war im Krankenhaus zusammen mit meiner Mutter, ungefähr neun Kindern und einigen Erwachsenen, die unter der gleichen Krankheit litten. Durch die Krankheit konnte ich die Schule nicht regelmäßig besuchen. Ich bin jetzt in der „Seconde“, ich besuche die G3, weil ich Kaufmann werden möchte.

Wenn ich frei habe, helfe ich meiner Mutter, wenn sie vom Feld zurückkommt - ich wasche meine Kleidung, ich wasche mich und mache meine Schulaufgaben. In den Ferien lerne ich für den Unterricht der nächsten Klasse, manchmal fl echte ich Körbe. Wenn ich das gemacht habe, fühle ich manchmal Schmerzen an der Wirbelsäule.

Übersetzung: Birgit Seubert / DAHW

Attitso Komlan Narcisse, sagt persönlich Danke für die Hilfe.


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