05. Oktober 2020

Rettende Hilfe für an Lepra Erkrankte – dort, wo die Straßen enden.

Der Verlust ihrer Finger und die gefühllosen Hände quälen die Witwe Wanjiku schon seit Jahren. Doch in ihr Dorf mit nur 12 Häusern in der entlegenen Region Morogoro in Tansania ist bislang kein Arzt gelangt. Niemand hat die Ursache für ihr Leiden erkennen und ihr helfen können.

Bis jetzt: Dr. Njako und weitere örtliche Mitarbeitende der DAHW finden die Frau auf einer ihrer regelmäßigen Suchtouren nach von Lepra Betroffenen in besonders abgelegenen und ärmlichen Gebieten. Mit im Einsatz sind ehemalige Lepra-Patient*innen und Angehörige, die von der DAHW in Prävention geschult wurden und sich in der Region auskennen. Sie helfen, die Wege zu den kleinen Dörfern abseits der Straßen zu finden. Denn vor allem in der Regenzeit sind die kleinen Bergdörfer nur schwer erreichbar: Viele Schotterstraßen und Pisten werden weggeschwemmt und enden teilweise ganz abrupt. Oft ist die rettende Suche nach weiteren Leprakranken dann nur noch zu Fuß und unter schwierigen Bedingungen möglich.

Erfolgreicher im Kampf gegen Lepra: auffinden, behandeln, vorbeugen

In dem Dorf angekommen, beginnen Dr. Njako und das Team direkt mit den sogenannten „Skin-Camps“, den umfassenden Hautuntersuchungen. Diese werden mit dem geschulten Präventionsteam und zusammen mit den Dorfverantwortlichen durchgeführt. Um das Stigma der Lepra zu umgehen, wird die Kontrolle allen Bewohner*innen angeboten. Und so wird auch die Witwe Wanjiku gefunden. Zwar können ihre typischen „Lepra-Hände“, nicht mehr rückgängig gemacht werden. Aber wenn sie nun ein Jahr lang den richtigen Antibiotika-Mix nimmt, wird der Lepra-Erreger getötet – und richtet keine weiteren Schäden mehr an.

Noch zwei weitere an Lepra erkrankte junge Männer werden in dem Dorf gefunden. Für diese Patienten kommt die Hilfe genau rechtzeitig: Die Lepra ist erst im Anfangsstadium. Die beiden haben noch keine Nervenschädigungen und werden vollständig geheilt werden können! Das zeigt, was für eine große Bedeutung die frühe Diagnose hat.

Ebenso wichtig bei der Bekämpfung von Lepra ist die Vorbeugung: Dort, wo gehäuft Lepra-Erkrankte entdeckt werden, erhalten alle Bewohner*innen bei den Untersuchungen eine einmalige Antibiotikadosis Rifampicin. Diese wirkungsvolle Maßnahme zur Vorsorge wird in den nächsten zwei Jahren rund 10.000 Menschen davor schützen, an Lepra zu erkranken.

Auch jetzt, in Zeiten der Corona-Pandemie, lässt die DAHW in ihren Bemühungen nicht nach: In etwa 50 Dörfern in den Regionen Morogoro, Mvomero und Lindi werden Hautuntersuchungen durchgeführt – nun nach neuen, angepassten Hygieneregeln. So werden Zeitfenster organisiert, damit nicht alle Einwohner*innen auf einmal kommen. Und beim Warten wird auf Abstand geachtet.

DAHW-Teams unermüdlich im Einsatz – auch in Corona- Zeiten

Zusätzlich zu Informationen über Lepra verteilen die DAHW-Teams jetzt auch leicht verständliche Materialien zum Corona-Virus und Infektionsgefahren. Ebenso versorgen sie die Dorfbewohner*innen mit Seife und Desinfektionsmitteln. Findet sich während der Untersuchungen ein*e Patient*in mit Verdacht auf Corona, wird diese*r in das nächste Krankenhaus der Region überwiesen.

Insgesamt stellt die DAHW in ihren Projektländern rund eine Million Euro für die Linderung der Folgen und die Eindämmung der Corona- Pandemie zur Verfügung. Nur so können Lepra und andere vernachlässigte Krankheiten auch in diesen schwierigen Corona-Zeiten wirksam bekämpft werden. Als Dr. Njako und das DAHW-Team das Dorf am Abend verlassen, verabschiedet sich die Witwe Wanjiku gerührt: „Ich bin so dankbar, dass mir endlich jemand hilft – und ich gesund werde. Die Menschen hier hat Gott geschickt. Gott segne Sie!“