17. April 2023

Skin Camps Haut-Reihenuntersuchungen zur Diagnose vernachlässigter Krankheiten

Wir helfen dort, wo die Straßen enden, es kaum medizinische Versorgung gibt. Foto: Saskia Kreibich / DAHW

Wir helfen dort, wo die Straßen enden, es kaum medizinische Versorgung gibt.

Die Gründer:innen der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW) vor 66 Jahren als „Deutsches Aussätzigen Hilfswerk“ hatten ein klares Ziel: „... den Verlassenen und Ausgestoßenen zu helfen, diese einst so gefürchtete und fürchterliche Krankheit, den Aussatz, die Lepra, zu heilen, das Tabu zu brechen und den Kranken, den Geheilten und Behinderten (Sprachgebrauch heute: Menschen mit Beeinträchtigungen) wieder zu einem normalen Leben zu verhelfen“. So formulierte es der Mitbegründer Hermann Kober.

Das Aufgabengebiet und der Name der DAHW haben sich im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt. Die Vision der DAHW lautet heute: „Unsere Vision ist eine Welt, in der kein Mensch unter Lepra, Tuberkulose und anderen Krankheiten der Armut und ihren Folgen wie Behinderung und Ausgrenzung leidet.“ Daran arbeiten wir weiter, heute und in Zukunft.

Endemische Verbreitung ist die Herausforderung

Eine der größten Herausforderungen in unserer Arbeit ist die Tatsache, dass die endemische Verbreitung der sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) oft in Regionen mit unzureichenden Gesundheitssystemen gegeben ist. Lepra, Buruli Ulcer, Frambösie, Leishmaniose, Lymphatische Filariose, Schistosomiasis und Tuberkulose (die Mandatskrankheiten der DAHW) sind sogenannte armutsassoziierte Krankheiten. Sie treffen meist Bevölkerungsgruppen, die unter einfachsten Verhältnissen in abgelegenen Regionen leben.

Ständige Weiterentwicklung der Methoden

Die Methoden, um diese Menschen zu erreichen, sie zu untersuchen, zu diagnostizieren und möglichst zu heilen, werden ständig weiterentwickelt. Daran ist die DAHW aktiv beteiligt. Einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgend, richten wir unsere Aktivitäten verstärkt auf die Durchführung von „Skin Camps“ aus. Was darunter zu verstehen ist, beschreibt Ihnen die Forschungskoordinatorin der DAHW, Dr. Christa Kasang. Sie ist eine überzeugte Befürworterin der Skin Camps und teilweise persönlich vor Ort an der Durchführung beteiligt – beratend und aktiv.

Was sind Skin Camps?

Unter dem englischen Begriff Skin Camp (wörtlich übersetzt Haut Camp)verbirgt sich eine Reihenuntersuchung von Menschen auf vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs), die anhand von Hautveränderungen bzw. Berührungsunempfindlichkeiten erkannt und diagnostiziert werden können. Ca. 10 Prozent aller Besuche in Gesundheitseinrichtungen erfolgen aufgrund von Hauterkrankungen. Dabei kann es sich um eine NTD handeln.

Vorrangiges Ziel bei der Durchführung eines Skin Camps ist die Erkennung eben dieser NTDs. Die Behandlung von „anderen“ Hauterkrankungen wie z.B. Akne, Pilzerkrankungen oder Krätze erfolgt quasi mit.

Die Reihenuntersuchungen werden in bekannten (hoch-)endemischen Gebieten (gehäufte Verbreitung einer Krankheit) der gesuchten NTD, wie z.B. Lepra, möglichst in den Dörfern und Gemeinden durchgeführt. In diesen Gebieten ist die medizinische Versorgung insgesamt sehr eingeschränkt. Wir suchen die Menschen, denen eine Erstuntersuchung angeboten werden soll, dort auf, wo sie leben.

Skin Camps sind eine sehr gute Methode, um Erkrankungen in einem möglichst frühen Stadium zu erkennen (aktive Fallfindung) und sofort mit der Behandlung zu beginnen. Je früher wir eine Erkrankung diagnostizieren, umso besser sind die Chancen der Betroffenen auf eine Heilung ohne bleibende Beeinträchtigungen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Skin Camps ist, dass wir damit einer möglichen Stigmatisierung vorbeugen. Die Mandatskrankheiten der DAHW sind in der Regel mit Stigmata für die betroffenen Menschen verbunden.

Skin Camps sind in der Bevölkerung akzeptiert

Unsere bisherigen Erkenntnisse sind, dass diese Hautuntersuchungen in der Bevölkerung akzeptiert und angenommen werden. Betroffene, die zu einer Untersuchung eingeladen werden und schon vermuten,dass sie an Lepra erkrankt sind, nehmen eher die Einladung zu einem Skin Camp an. Eine reine Leprafindungsaktivität würde im Zweifel eher gemieden. Die Betroffenen fürchten, dass die Menschen in ihrem Umfeld das mitbekommen, sie diesen „Leprastempel“ bekommen und damit Schwierigkeiten in der Gesellschaft durch Stigmatisierung und Ausgrenzung erfahren.

Ein Skin Camp hingegen implementiert erstmal noch keine Krankheitsdiagnose. Hier werden grundsätzlich alle Formen von Hautkrankheiten untersucht und auch diagnostiziert. In den Projektländern der DAHW sind bis zu 50 Prozent der Bevölkerung von einer Hauterkrankung betroffen. Vielfach sind das Hautirritationen, die nicht zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten zählen. Das lässt sich erst durch die Untersuchung feststellen.

Ziel der Skin Camps

Das Ziel der Skin Camps ist, möglichst alle Betroffenen zu finden, sie zu behandeln und damit die Übertragung der Erkrankung zu unterbrechen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass das sehr gut funktioniert und die Maßnahme sehr effizient ist.

Um die anstehenden aufwendigen und kostenintensiven Skin Camps in verschiedenen afrikanischen Ländern durchführen zu können, sind wir als DAHW auf Unterstützung durch unsere Förderinnen und Förderer angewiesen.

Um diese Unterstützung bitte ich Sie, im Namen aller Betroffenen, denen wir helfen und deren Leben wir im Zweifel retten können.


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