06. April 2020

Tuberkulose in Zeiten von Corona

Für die rund 10 Millionen Menschen, die weltweit von TB betroffen sind, stellt die virale Lungenentzündung COVID-19 eine extreme Gefahr dar.

Eine erste Studie, die im Februar 2020 von chinesischen Wissenschaftler*innen durchgeführt wurde, gibt Hinweise darauf, dass eine Tuberkulose-Infektion oder eine aktive TB-Erkrankung den Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung beeinflusst und vermutlich auch die Anfälligkeit für eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 erhöhen könnte. Es ist davon auszugehen, dass die jährlich ca. 1,5 Millionen TB-Todesopfer infolge von Corona noch weiter steigen werden.

TB-Patient*innen sind eine Höchstrisikogruppe

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist der Begriff "Risikogruppe" in aller Munde: In Deutschland und den Nachbarländern sind ältere Menschen, Patient*innen mit einer Vorerkrankung oder mit geschwächten Immunsystem sind besonders gefährdet, an einer Infektion mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 zu sterben. Bei Betroffenen mit intaktem Immunsystem hingegen verläuft eine Erkrankung an COVID-19 eher mild. In unseren Projektländern in Asien und Afrika sind es vor allem von TB Betroffene, für die eine Corona-Infektion sehr wahrscheinlich tödlich endet, da ihre Lungen aufgrund der Erkrankung bereits vorgeschädigt sind. Laut WHO beläuft sich die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Tuberkulose auf rund 10 Millionen Menschen, darunter etwa eine Million Kinder.

Tuberkulose trifft die Ärmsten – Corona auch

TB trifft die Ärmsten und Schwächsten: Ihr Infektionsrisiko ist aufgrund von miserablen Ernährungs-, Hygiene- und Wohnverhältnissen besonders hoch und der Zugang zu einer medizinischen Versorgung besonders schlecht. "Und so entscheidet die Frage, wo ein Mensch lebt, darüber, ob er eine TB-Erkrankung überlebt," macht Burkard Kömm deutlich. Nun komme Corona erschwerend hinzu: "Wer sieht, vor welche Herausforderung die Corona-Pandemie hiesige gut aufgestellte Gesundheitssysteme stellt, der braucht nicht viel Fantasie, um sich die Situation in Ländern mit schwächeren Infrastrukturen vorzustellen." Der wichtige Spezial-Mundschutz, der bei der Behandlung von Tuberkulose-Patient*innen vor einer Ansteckung schützt, sei beispielsweise längst nicht mehr verfügbar, und Beatmungsgeräte habe es schon vor Corona zu wenige gegeben.

Wenn Corona besiegt ist, wird TB noch da sein

Seit Jahrzehnten baut die DAHW mithilfe von Spenden und Drittmitteln nationale TB-Kontrollprogramme mit auf, aktuell setzt sie in elf Ländern TB-Projekte um. Dabei konzentriert sich das Würzburger Hilfswerk darauf, zusammen mit seinen lokalen Partnern in schwer zugänglichen Regionen, Slums, Gefängnissen oder Flüchtlingscamps Betroffene zu finden und sie während der langwierigen Tuberkulose-Behandlung zu begleiten. Corona stellt auch die DAHW vor große Herausforderungen und hat bereits Auswirkungen für unsere Begünstigten. Es ist großartig, dass angesichts der Corona-Pandemie Regierungen und Unternehmen kurzfristig sehr viele Ressourcen und finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um Menschenleben zu retten. Bleibt zu hoffen, dass wir diese Krise bald überstanden haben – und in Zukunft auch für den Kampf gegen andere globale Gesundheitsprobleme wie Tuberkulose mehr Geld in Forschung, Diagnostik und Logistik investiert wird.


Helfen Sie, zu helfen!

Auch wenn wir in Sorge um unser eigenes Wohl sind, dürfen wir die Menschen in anderen Ländern nicht vergessen.


Tuberkulose

Obwohl heilbar, ist TB mit 1,5 Millionen Opfern pro Jahr und ca. 5.000 pro Tag weltweit eine der zehn häufigsten Todesursachen.


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