14. September 2010

Voraussetzung für eine Ansteckung ist ein langer und enger Kontakt

Welche Risikofaktoren begünstigen den Ausbruch der Lepra bei Kontaktpersonen?

Wie bei der Tuberkulose gibt es auch bei Lepra viele Menschen, die zwar mit den Bakterien in Kontakt kommen, aber nicht erkranken. Bei vielen Menschen ist es eine genetisch bedingte Immunität, die dafür sorgt, dass sie trotz Kontakt nicht einmal infiziert werden können. Bei anderen sorgt das körpereigene Immunsystem nach einer Infek-tion dafür, dass die Bakterien rechtzeitig bekämpft werden und die Krankheit so nicht ausbrechen kann.

Bekannt ist schon seit längerer Zeit, dass eine Prophylaxe mit einer einmaligen Gabe von Rifampicin, einem der Medikamente aus der Chemotherapie gegen Lepra und Tuberkulose, in rund 60 Prozent der Fälle den Ausbruch der Krankheit für zwei Jahre verhindern kann.  In Kombination mit dem alten TB-Impfstoff BCG steigt der Prozentsatz sogar auf bis zu 80 Prozent aller Fälle. Doch Rifampicin hat große Nebenwirkungen und sollte daher nur bei wirklichen Verdachtsmomenten eingesetzt werden – für eine massenhafte Prophylaxe ist es eher ungeeignet.

Die Frage, die Wissenschaftler nun interessiert, ist: Welche sind die Risikofaktoren, die dazu führen, dass ein Mensch, der Kontakt mit einem an Lepra Erkrankten hatte, später selbst an Lepra erkrankt?

Erschwerend kommt bei der Lepra die lange Inkubationszeit hinzu: Vier bis sechs Jahre liegen zumeist zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit, und es gibt bisher keine anerkannte Methode, diese Infektion vor Ausbruch der Krankheit zu erkennen. Es ist aber bekannt, dass für eine Ansteckung ein langer und enger Kontakt mit einem infizierten Menschen vorliegen muss, so dass sich die Mediziner bei ihren Untersuchungen auf die Menschen im familiären Umfeld der Patienten beschränken können.

Seit Anfang 2008 wurden insgesamt 21.711 Menschen untersucht, die aus dem Umfeld von 1.037 neu diagnostizierten Leprapatienten stammen. Bei der Auswertung der vielen Daten hoffen die Forscher, bestimmte Risikofaktoren zu finden, um den Kreis von Menschen, die man prophylaktisch schützen sollte, genau bestimmen zu können. Damit könnte die Zahl der Neuerkrankungen von Lepra weiter gesenkt werden. Eine Ausrottung der Krankheit ist allerdings auch damit nicht möglich – dafür benötigt man einen mehr als 80-prozentigen Schutz.

Wenn alles normal verläuft, werden Ergebnisse dieser Studie 2011 vorliegen. Klare Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und prophylaktische Maßnahmen gegen eine Erkrankung ergreifen zu können, wäre ein großer Fortschritt bei der Vorbeugung gegen Lepra und beim Schutz gegen die Nervenschädigungen, die sie mit sich bringt.

 

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