23. Dezember 2008

Weihnachten in Brasilien – von Hannelore Vieth

Mein erstes Weihnachtsfest außerhalb von Deutschland,
verbrachte ich 1970 in Brasilien und seitdem waren es viele und viele sehr verschiedene. Wie ist Weihnachten in Brasilien? - ANDERS!

Der Heilige Abend:
Man trifft sich bei den Eltern, zieht seine beste Kleidung an und um Mitternacht wird das Weihnachtsmenue „Ceia de Natal“ serviert. Es gibt Truthahn, gefülltes Huhn, Tender (Schinken), Reis, Farofa (in der Pfanne mit geräuchertem Speck und Gewürzen geröstetes Mandiokamehl), Salate und viele Früchte zur Nachspeise.

Besonders die Kinder freuen sich auf den Höhepunkt des Festes, die Geschenke. Bei den Erwachsenen hat sich immer mehr der Brauch mit dem „Amigo Oculto“ (versteckter Freund) verbreitet – ähnlich unserem „Wichteln“. Dabei wird unter viel Gelächter versucht zu erraten, für wen die einzelnen Geschenke sind. Die Stimmung wird fröhlicher und lauter und endet wie fast alle Dinge hier in Brasilien beim Samba. Weihnachten ist laut, bunt und mit viel Essen und Trinken verbunden.

Als ich nach vielen Jahren in der Vorweihnachtszeit meine Mutter in Deutschland besuchte, war der Gegensatz zu Brasilien wie ein Schock. Ich konnte den Unterschied nicht aushalten. In den überfüllten Geschäften wurde viel unnützes Zeug für viel Geld gekauft. Ich musste daran denken, dass auf der anderen Seite des Globus Kinderaugen strahlen, wenn sie einmal am Tag etwas zu essen bekommen. Ich sah unsere große Kinderschar des „Lar de Maria“ geduldig auf ein kleines Stück Blechkuchen und ein Glas Saft warten. Ich sah strahlende Kinderaugen in schmalen Gesichtern, wenn sie als Geschenk ein „neues“ gebrauchtes T-Shirt oder eine Plastikpuppe bekamen.

Weihnachten in Brasilien, auch hier sind die Gegensätze sehr groß. Aber ob arm oder reich, ob übermäßig gefüllte Tische oder nur Reis und Bohnen – man versucht den Tag mit der Familie und Freunden zu verbringen.

Heute nehme ich die Einladung brasilianischer Freunde an und helfe auch mit bei der Vorbereitung der „Ceia de Natal“. Aber es fehlt mir die Kälte, die Dunkelheit, das Kerzenlicht und es fehlt mir vor allem der Geruch von Weihnachten.

 

Herzliche Weihnachtsgrüße aus Brasilien
Hannelore Vieth

Hannelore Vieth ist seit 1979 in Brasilien. Sie ist Krankenschwester und bildet medizinisches Personal aus.


 

Bitte helfen Sie weiterhin den Lepra- und Tuberkulosepatienten