Strategien im Kampf gegen NTDs

Krankheitsspezifische Ziele bis 2030

2020 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO für jede der 20 vernachlässigten Tropenkrankheiten (neglected tropical diseases, NTDs) krankheitsspezifische Ziele bis 2030 festgelegt. Diese „Roadmap“ zur Bekämpfung der NTDs wurde unter partizipativer Beteiligung der aktuellen NTD-Akteure entwickelt und wird von der WHO, den Nationalprogrammen und allen Partnerorganisationen getragen.

Auch die DAHW war an den internationalen Konsultationen beteiligt. Außer Tuberkulose zählen alle unsere aktuellen Mandatskrankheiten zu den NTDs.

Sonderfall TB: armutsassoziiert, aber nicht vernachlässigt

Auch die DAHW-Mandatskrankheit Tuberkulose steht im Zusammenhang mit Armut, jedoch gilt TB nicht als vernachlässigt. Denn angesichts der extrem hohen Fallzahlen (jährlich über 10 Millionen Neuerkrankungen) haben sich bereits 2001 die die G8-Staaten darauf verständigt, die Finanzierung des weltweiten Kampfes gegen die drei schweren Infektionskrankheiten Tuberkulose, AIDS und Malaria zu verstärken. 2002 gründeten sie hierfür den Globalen Fonds (Global Fund): Mit Mitteln aus staatlicher und privater Hand werden nationale Gesundheitssysteme, Medikamente, Forschungsprojekte und weitere Maßnahmen finanziert. 2014 veröffentlichte die WHO die "End TB Strategy 2015 – 2035".

WHO-Ziele für die aktuellen von der DAHW behandelten Krankheiten bis 2030

Unten stehende Grafik gibt einen Überblick darüber, welche Ziele die WHO für die jeweilige Krankheit bis 2030 erreichen will und wie weit die Zielerreichung prozentual mit Stand 2020 fortgeschritten ist. 

  • Buruli Ulcer: Ziel ist, das Auftreten und die Weiterverbreitung bis 2030 in den endemischen Regionen unter Kontrolle zu bringen und schwerste Erscheinungsbilder wie zum Beispiel Knochenentzündungen durch frühe Fallfindung und rechtzeitige Diagnose bei neuen Patient:innen im Vergleich zu 2020 um zwei Drittel zu reduzieren.

  • Schistosomiasis, Chagas, Lymphatische Filariose und Leishmaniose: Ziel ist, dass diese Krankheiten in den jeweils endemischen Ländern bis 2030 kein öffentliches Gesundheitsproblem (Public Health Problem, PHP) mehr darstellen und nur noch in Einzelfällen auftreten.

  • Lepra: Ziel ist die Eliminierung (Unterbrechung der Übertragung) bzw. die Reduktion der Inzidenz (Zahl der Neuerkrankungen) auf Null in allen endemischen Ländern. Bis 2030 soll Lepra in 120 der 196 Ländern der Welt eliminiert sein.
  • Frambösie (Yaws): Ziel ist die globale Ausrottung (Eradikation) der Krankheit bis 2030 – ohne das Risiko für eine Wiedereinschleppung. Aktuell gilt die bakterielle Infektionskrankheit nur in einem Land als ausgerottet. In 15 Ländern der Erde ist sie nach wie vor endemisch verbreitet.

  • Tuberkulose: Ein Ziel in der „End TB Strategy 2015 –2035“ der WHO ist es, die weltweiten Todesfälle infolge einer TB-Erkrankung bis 2030 um 90 Prozent zu reduzieren.

Von der WHO empfohlene NTD-Interventionen

NTDs zählen zu den größten globalen Gesundheitsproblemen! Um ihrer Herr zu werden, hat die WHO in Kooperation mit Regierungen, Hilfsorganisationen, medizinischen und Pharma-Unternehmen Strategien entwickelt, die zum Großteil auch in der Arbeit der DAHW Anwendung finden. Zur Bekämpfung der NTDs empfiehlt sie diese fünf verschiedene Strategien.

  • Flächendeckende Präventivbehandlung (Preventive Chemotherapy, PCT) der gefährdeten Bevölkerung, d. h., alle Menschen, die betroffen sein könnten, werden ohne Diagnose mit antimikrobiellen oder entwurmenden Medikamenten behandelt.
  • Intensiviertes Krankheitsmanagement (Intensified Disease Management, IDM), d. h., klinische Untersuchung von potenziell betroffenen Menschen zur Sicherung der Diagnose und anschließende gezielte Behandlung.
  • Sog. Vektorkontrolle zur Bekämpfung von Krankheitsüberträgern: Aufbau von Kapazitäten in betroffenen Regionen zur Identifikation, Entleerung und Beseitigung von Brutplätzen von Krankheitsüberträgern (Vektoren), wie zum Beispiel durch Versprühen von Insektiziden oder die Ausgabe von Moskitonetzen.
  • Maßnahmen in der Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung (WASH) zur Vermeidung von Ansteckung und Unterbrechung der Übertragungskette.
  • Maßnahmen im veterinär-medizinischen Bereich zur Verbesserung der häuslichen Viehhaltung und damit Eindämmung von Krankheiten.

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Die Maßnahmen der DAHW

Im Kampf gegen die NTDs Schistosomiasis und Lymphatische Filariose setzt die DAHW vor allem sog. PCT-Maßnahmen um. Das IDM kommt bei Lepra, Buruli Ulcer, Chagas und Leishmaniose erfolgreich zum Einsatz. Doch immer mehr nationale Gesundheitsprogramme fokussieren sich aufgrund knapper Ressourcen auf die Durchführung von periodischen Massen-Medikamenten-Gaben (Mass Drug Administration, MDA). Diese beinhalten jedoch keine medizinische Nachsorge und erreichen nicht alle Risikogruppen.

Deshalb will die DAHW hier mit einem holistischen, also ganzheitlichen Ansatz bestehende Versorgungslücken schließen. Zudem unterstützen wir den Ausbau einer dezentralen medizinischen Versorgung in unseren Einsatzländern. Dabei arbeiten wir eng mit den Gemeinden zusammen: um die Bevölkerung insgesamt zu sensibilisieren, Bedarfe nach Versorgungs- und Präventionsmaßnahmen zu identifizieren und um sicherzustellen, dass insbesondere vulnerable (verletzliche) Personengruppen Zugang zu einer guten Diagnose und Behandlung erhalten, auch bei chronischen Erkrankungen.

Vernachlässigte Tropenkrankheiten

Was sind vernachlässigte Tropenkrankheiten? Welche gibt es und was tut die DAHW im Kampf gegen sog. NTDs?

Überblick über alle NTDs

Die WHO definiert aktuell 20 Vernachlässigte Tropenkrankheiten.