Am 18. Januar 1957 in Würzburg gegründet, unterstützt die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. heute in Afrika, Asien und Lateinamerika Programme und Projekte zur Bekämpfung von armutsbedingten Krankheiten wie Lepra und Tuberkulose sowie weiterer vernachlässigter Tropenerkrankungen (Neglected Tropical Diseases, NTDs) – darunter Schistosomiasis (Bilharziose), Chagas und lymphatische Filariose (Elephantiasis). Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit und Kontinuität in den Hilfsprojekten, stammen die Mitarbeiter:innen in den Projekten der DAHW fast ausschließlich aus den jeweiligen Ländern oder Regionen. Zudem arbeitet die DAHW, wenn möglich, eng mit den staatlichen Gesundheitsbehörden und lokalen Partnerorganisationen zusammen. Dadurch erhalten die DAHW-Teams häufig auch Zugang zu schwer erreichbaren Regionen und Personengruppen.
Bedarfsorientierte Maßnahmen
Die Maßnahmen der DAHW sind vielfältig und richten sich stets nach den konkreten Bedarfen der betroffenen Menschen vor Ort. Sie reichen vom Aufbau und der Unterhaltung von Krankenhäusern über die Aus- und Weiterbildung von Gesundheitspersonal über die Durchführung von Forschungs- und Sozialprojekten bis hin zur technischen Unterstützung der nationalen Kontrollprogramme. Dabei haben in den letzten Jahren die Querschnittsbereiche an Bedeutung gewonnen, die sich allgemein auf den Gesundheitszustand eines Menschen und die Übertragung von Infektionskrankheiten auswirken – so zum Beispiel der Themenkomplex Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH).
Vermeidung von Behinderung
In der Lepra-Arbeit liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Vermeidung von Behinderungen infolge von Lepra-Erkrankungen. Unbehandelt schädigt der Lepra-Erreger die Nerven, was zu Gefühllosigkeit in Händen oder Füßen führt. Verletzungen oder Verbrennungen bleiben oft unbemerkt, sodass Entzündungen, chronische Geschwüre, Behinderungen und Amputationen die Folge sein können. Das wichtigste Instrument ist die möglichst frühzeitige Diagnose und Therapie. Werden bereits Ausfallerscheinungen sichtbar, sind die Schulung zur Selbstpflege, die Versorgung mit passgenauem orthopädischem Schuhwerk zum Schutz vor Verletzungen und eine fachgerechte Wundversorgung effektive Präventionsmaßnahmen.
Daneben steht das Thema „Empowerment“ im Fokus: die Befähigung von Betroffenen, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben. In den meisten Lepra-Projekten der DAHW wird heute das Konzept der sog. gemeindenahen inklusiven Entwicklung (Community Based Inclusive Development, CBID) umgesetzt. Um Menschen mit Behinderung – gleich welcher Ursache – darin zu unterstützen, Rechte einzufordern und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, werden zum Beispiel Selbsthilfegruppen und Betroffenen-Organisationen sowie einkommensschaffende Aktivitäten und Kreditprogramme gefördert. Begleitend werden Aufklärungskampagnen durchgeführt, um Vorurteile und Diskriminierung abzubauen und der Ausgrenzung von Lepra-Patient:innen entgegenzuwirken.
Zusätzlich zur praktischen Arbeit „im Feld“ ist die DAHW in vielen internationalen und nationalen Netzwerken aktiv, um Aufmerksamkeit für Lepra sowie weitere vernachlässigte Tropenkrankheiten zu gewinnen, und im Sinne der Betroffenen Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen und die Forschung voranzutreiben.
Aktuell setzt die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe Lepra-Projekte in Afghanistan, Äthiopien, Bolivien, Brasilien, Indien, Jemen, Kolumbien, Liberia, Nepal, Nigeria, Pakistan, Paraguay, Senegal, Sierra Leone, Sudan, Südsudan, Tansania, Togo und Uganda um.
Ein starker Netzwerker – hier einige Bündnisse, in denen die DAHW aktiv ist:
- ILEP - Internationale Vereinigung der Lepra-Hilfswerke
13 internationale Lepra-Hilfswerke koordinieren ihre weltweite Arbeit. Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, Millionen Menschen von Lepra zu heilen, weitere Schädigungen zu verhindern und Stigma abzubauen. - LRI – Leprosy Research Initiative
Acht Lepra-Hilfswerke unterstützen gemeinsam weltweit Forschungsprojekte zu Lepra, um die Ursachen und Behandlung von Lepra weiter zu erforschen. - Global Partnership Zero Leprosy
2018 von der ILEP, Vertreter*innen nationaler Gesundheitsprogramme, der WHO (als Beobachter), der Novartis und der Sasakawa Stiftung sowie von Betroffenenorganisationen und weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren in der Lepra-Arbeit gegründet, um Lepra endgültig weltweit auszurotten. - DNTDs - Deutsches Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten
Experten aus Wissenschaft, Unternehmen und NGOs tauschen ihre Erfahrungen beim Umgang mit NTDs und den betroffenen Menschen aus. Die DAHW bringt ihre rund 60-jährige Erfahrung und Expertise in der Bekämpfung der Lepra ein, die zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten zählt. - WASH-Netzwerk
Zusammenschluss von 20 deutschen Nichtregierungsorganisationen, die in der humanitären Not- und Übergangshilfe im Bereich Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene als Expertennetzwerk tätig sind.