Die Geschichte von Ato Beriso, der in Shashamane-Kuyera (Lepra-Siedlung) in Äthiopien lebt, ist beispielhaft für viele persönliche Schicksale, die das vergangene Jahr und die Corona-Pandemie hervorgerufen haben. Sie zeigt, was ein plötzlicher Lockdown oder auch „nur“ Ausgangsbeschränkungen für Auswirkungen auf Menschen haben, die als Tagelöhner*innen arbeiten müssen und deren Einkommensquelle von heute auf morgen wegfällt.
Homeoffice, Kurzarbeit, Lohnfortzahlung, Soforthilfe – von all dem hat Ato Beriso nie gehört. Der 58-Jährige ist an Lepra erkrankt und leidet in der Folge unter sichtbaren Behinderungen, den lepratypischen sogenannten Krallenhänden und einem deformierten Bein. Auch seine Frau ist von Lepra betroffen, die beiden haben vier Kinder.
Von der Hand in den Mund
Ato Beriso arbeitet an seiner alten Nähmaschine und verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Reparieren alter Kleidung, während seine Frau als Tagelöhnerin arbeitet. Das magere Einkommen, das sie durch ihre Arbeit erhalten, reicht kaum zum Leben und zum Unterhalt ihrer Kinder. Immer wieder sind sie auf die Unterstützung der Nachbarn angewiesen. Mit Beginn der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkung der Bewegungsfreiheit versiegten auch die Einkommensquellen von Ato Beriso und seiner Frau. Denn die Nachfrage nach der Reparatur von Kleidung sank von heute auf morgen auf Null.