14. Januar 2022

„Engage Brazil 2.0“ im Kampf gegen Lepra

Die Gesundheitsaufklärung in ihren Projektregionen ist seit jeher eine zentrale Maßnahme im Kampf gegen Lepra und andere vernachlässigte Krankheiten. Doch sie ist aufwendig und personalintensiv. Seit 2016 erprobt die DAHW in Brasilien neue Wege. Foto: Mario Schmitt / DAHW

DAHW testet in Brasilien neue digitale Wege zur Gesundheitsförderung

(Würzburg, 14. Januar 2021) – Brasilien führt zusammen mit Indien seit Jahren die Lepra-Statistiken der Weltgesundheitsorganisation WHO an. Vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie wurden jährlich ca. 30.000 neue Fälle diagnostiziert. Dennoch ist die Krankheit für die brasilianische Gesellschaft kein relevantes Thema und auch bei medizinischen Fachkräften mangelt es an Wissen über die Infektionskrankheit. Symptome werden deshalb oft nicht (rechtzeitig) erkannt, Therapien zu spät eingeleitet und Betroffene müssen ein Leben lang mit vermeidbaren Folgen leben. Um mehr Aufmerksamkeit auf das Gesundheitsproblem zu lenken und dem Stigma entgegenzuwirken, hat die DAHW Brasilien 2016 das Projekt „Engage Brazil“ ins Leben gerufen: Über Online- und Social-Media-Kanäle werden (ehemalige) Lepra-Patient:-innen, freiwillige Helfer:innen und Gesundheitspersonal vernetzt. Dieses Netzwerk wird nun um weitere Tools und Inhalte ergänzt, um mit „Engage Brazil 2.0“ den Kampf gegen Lepra auch in Coronazeiten weiterzuführen.

„Mit unserem Projekt ‚Engage Brazil‘ bieten wir von Lepra betroffenen Menschen, freiwilligen Helfer:innen und medizinischem Fachpersonal die Möglichkeit, sich austauschen, miteinander zu vernetzen und im Themenfeld Lepra aus- und weiterzubilden“, erläutert Dr. Reinaldo Bechler, Programmleiter bei der DAHW Brasilien und Projektkoordinator. Auf der Webseite www.dahw.org.br, auf Facebook, Instagram, YouTube und im eigenen Podcast veröffentlicht er gemeinsam mit seinem Team regelmäßig wichtige und leicht verständliche Informationen zu Lepra. „Damit stoßen wir auf reges Interesse: In kürzester Zeit stiegen die monatlichen Zugriffe auf unsere Webseite von etwa 300 im Durchschnitt auf über 20.000.“

Als Anfang 2020 die Corona-Pandemie ausbrach und es in der Folge zu massiven Einschränkungen in der Lepra-Fallsuche und in der Versorgung von Lepra-Patient:innen kam, zeigte sich das enorme Potenzial der Plattform. „Über unsere
Online-Tools konnten wir trotz Kontakt- und Ausgangssperren mehr als 30 neue Fälle identifizieren und die Betroffenen an zuständige medizinische Einrichtungen überweisen. Zudem haben wir über 300 Anfragen rund um Übertragung, Symptomatik und Behandlung der Lepra beantwortet“, freut sich der gebürtige Brasilianer, der in Würzburg in Medizingeschichte promovierte. „Aber auch zur Prävention von leprabedingten Behinderungen bzw. zur Inklusion von Betroffenen leistet unser Netzwerk einen wichtigen Beitrag.“

Das Netzwerk wächst

Inzwischen sind im ganzen Land freiwillige Projektmitarbeiter:innen im Einsatz, um nach entsprechender Qualifizierung als Lepra-Expert:innen Betroffenen die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen. „Sie helfen, Lücken im öffentlichen Gesundheitswesen zu schließen und auch Menschen in entlegenen Regionen zu erreichen“, so Bechler. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium des Bundesstaates Mato Grosso beispielsweise wurde das Angebot von Online-Kursen für Gesundheitsbeauftragte erweitert. „Mit großem Erfolg: Insgesamt haben 6.000 Personen teilgenommen, die nun bestens ausgerüstet sind, um in den Gemeinden Lepra-Fälle zu diagnostizieren und von Lepra betroffenen Menschen bestmögliche Unterstützung zu liefern.“

Aktuell führt die DAHW in Kooperation mit der Brasilianischen Gesellschaft für Dermatologie mehrere Module zum Thema Lepra für kommunale Gesundheitsbeauftragte aus acht brasilianischen Bundesstaaten durch.

Gemeinsam mit den Aktiven und unterstützt von den DAHW-Kolleginnen Carolin Gunesch und Judith Aßländer wird „Engage Brazil“ nun für die verschiedenen Zielgruppen bedarfsgerecht weiterentwickelt und das Angebot um weitere digitale, dynamische Instrumente erweitert. „Derzeit arbeiten wir an einer speziellen Web-App, die der Bevölkerung leicht verständliche Informationen rund um Lepra und andere Hautkrankheiten vermittelt und so die Gesundheitskompetenzen stärkt“, erklärt Carolin Gunesch, bei der in der Würzburger Zentrale das Thema „Digitale Gesundheitsförderung“ angesiedelt ist. „Nur durch ausreichende Aufklärung können Lepra-Fälle frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden, sodass langfristige Folgen vermieden werden“, ergänzt Bildungsreferentin Judith Aßländer. Ziel sei es, gemeinsam mit allen relevanten Akteuren an der Lösung des landesweiten Lepraproblems zu arbeiten. „Durch verbessertes medizinisches Wissen, verbesserte Überweisungssysteme und Medikamenten-Logistik, Gemeinde-Aufklärung, Destigmatisierung und vieles mehr.“


UNITED FOR DIGNITY. VEREINT FÜR WÜRDE.

Für vernachlässigte Menschen mit vernachlässigten Krankheiten.


STELLEN SIE SICH SEITE AN SEITE MIT DEN BETROFFENEN

Helfen Sie mit einer Spende